Warum wohnen in Deutschland so wenige Menschen in ihren eigenen Wohnungen – gerade im Vergleich mit anderen Ländern in der EU?
TOBIAS JUST: Ein Grund ist unser historisches Erbe. Wir hatten nach dem Zweiten Weltkrieg und durch die Teilung Deutschlands zwei Schocks, durch die Wohneigentumsbildung in Ostdeutschland über Jahrzehnte kaum und in Westdeutschland schwer möglich war. Weil es nach dem Krieg und auch nach der Wiedervereinigung einen massiven Immobilienaufbaubedarf gab, baute der Staat selbst umfangreich Mehrfamilienhäuser oder subventionierte das. Und er stellte selbst Wohnungen bereit. Das war häufig durch subventionierte Mieten sehr attraktiv, sodass sich der Umzug ins Eigenheim nicht immer lohnte. So war früher Wohneigentumsbildung noch schwieriger als heute, obwohl die Preise jetzt so hoch sind, weil eben Mieten im Vergleich günstig waren. Das wirkte wie eine Sperre gegen Wohneigentumsbildung. In anderen Ländern gab es das weniger.
Interview