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Abitur 2019: Umstrittenes Mathe-Abitur: Ministerium sieht keinen Korrekturbedarf

Abitur 2019

Umstrittenes Mathe-Abitur: Ministerium sieht keinen Korrekturbedarf

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    Nach den Mathe-Prüfungen war Kritik lautgeworden, einige Fragen seien zu kompliziert und die Bearbeitungszeit für manche Aufgaben zu kurz gewesen.
    Nach den Mathe-Prüfungen war Kritik lautgeworden, einige Fragen seien zu kompliziert und die Bearbeitungszeit für manche Aufgaben zu kurz gewesen. Foto: Ralf Lienert (Symbol)

    Mehr als 73.000 Unterschriften haben bayerische Abiturienten gesammelt, um gegen die aus ihrer Sicht zu schwere Mathe-Prüfung vorzugehen. Doch Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht keinen Nachbesserungsbedarf. Zwar deute eine erste Stichprobenkorrektur der Prüfung darauf hin, dass „das Mathe-Abitur wohl etwas schlechter ausfällt als in den letzten drei, vier, fünf Jahren“, sagte der Minister am Donnerstag in München. „Dieser Anschein bietet für mich aktuell aber noch keinen Anlass, in die laufende Prüfung und Bewertung einzugreifen.“ Nach Experteneinschätzung sei die Abi-Prüfung „durchaus ambitioniert, aber machbar“ gewesen.

    Konkrete Zahlen wollte Piazolo mit Verweis auf die laufenden Abiturprüfungen nicht nennen. Rund 37.000 Gymnasiasten im Freistaat sind gerade in der Abi-Phase. Der Mathematik-Schnitt könne zudem durch eine freiwillige mündliche Prüfung noch verbessert werden.

    Mathe-Abi in Bayern: "Lehrplankonform ausgewählt"

    Laut einer Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Matthias Fischbach schwankte die Durchschnittsnote im Mathematik-Abitur zwischen 2011 und 2018 in Bayern zwischen 2,81 und 3,11. Piazolo deutete an, dass das diesjährige Ergebnis bis zu zwei Zehntel unter dem bislang schlechtesten Schnitt liegen könnte. Dies reiche aber für ein Eingreifen in die Bewertung nicht aus.

    „Ich sehe mich, das sage ich ganz offen, nicht in der Lage, ein Mathe-Abitur in seiner Schwere selbst zu bewerten“, räumte Piazolo (eigener Abitur-Schnitt: 2,5) ein. Eine Überprüfung durch Mathematik-Experten im Ministerium habe aber ergeben, dass die Aufgaben „mit hoher Sorgfalt und lehrplankonform“ ausgewählt worden seien. Die Mathematik-Prüfung sei inhaltlich „in keinster Weise angreifbar“, sagte Piazolo.

    Bayern ist eines von mehreren Bundesländern, die sich aus einem gemeinsamen Aufgabenpool bedienten. Zeitgleich und mit ähnlichen Aufgaben wurde das Mathe-Abi in Sachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein geschrieben. Auch in anderen Ländern gab es Kritik an den Aufgaben.

    Petition gegen Mathe-Abi: Aufgaben dieser Art waren vorher kaum Thema gewesen

    In der Petition heißt es, einige Aufgabenstellungen seien vorher in dieser Art kaum Thema gewesen. Konkret kritisiert wurden Aufgaben aus den Teilbereichen Geometrie und Stochastik. Lehrerverbände hatten die Schwere der Aufgaben unterschiedlich gewertet. Vor allem plädierten sie dafür, erstmal die Ergebnisse abzuwarten und zu schauen, ob sie arg von Abiturnoten früherer Jahrgänge abweichen.

    Kritik übten die Grünen. „Das Bauchgefühl der Schülerinnen und Schüler hat nicht getrogen, die Kritik der Petition lässt sich nach der Auswertung erster Korrekturen nicht völlig wegwischen“, erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Gabriele Triebel (Landsberg). Sie fordert einen vollständigen Bericht im Bildungsausschuss am 6. Juni. „Es muss sichergestellt sein, dass die bayerischen Schüler im Vergleich zu den anderen keine Nachteile erleiden, wenn sie sich auf einen Studienplatz bewerben wollen oder um einen Ausbildungsplatz bemühen.“

    Landesschülersprecher zufrieden, dass Mathe-Abi überprüft wird

    Joshua Grasmüller, der Landesschülersprecher für die Gymnasien in Bayern, zeigte sich hingegen zufrieden, dass „das Mathematik-Abitur überprüft wurde und unser Anliegen ernst genommen wird“. Dass die Benotung nicht angepasst werden soll, sei aber „für viele Schüler wohl nicht das gewünschte Ergebnis“. Grasmüller regte eine weitere Analyse an: „Wir müssen vor allem prüfen, ob es vielleicht an der Abitur-Vorbereitung lag“, sagte er. Durch die stärkere Kompetenzorientierung des Abiturs seien die Mathematik-Aufgaben „textlastiger“ gewesen.

    In der Tat habe „die Verpackung der Aufgaben durch die Kompetenzorientierung tendenziell zugenommen“, findet auch Michael Schwägerl, der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes. Im Vergleich zur vermeintlich leichteren Vorjahresprüfung bestätige sich eine „plötzlich viel größere Textlastigkeit“ aber nicht. Für eine abschließende Bewertung müsse erst das endgültige Abitur-Ergebnis vorliegen. Absolute Gerechtigkeit werde es zudem nie geben.

    So sieht dies auch Minister Michael Piazolo: „Es ist aber nicht so, dass an solch einer einzelnen Prüfung Lebenswege hängen“, sagte er. Schließlich mache die Mathematik-Abiturprüfung nur 6,6 Prozent der gesamten Abiturnote aus.

    Wie werden die Abi-Aufgaben ausgewählt?

    Nach Angaben des Kultusministeriums sucht eine Kommission aus Lehrern potenzielle Abituraufgaben aus. Eine Arbeitsgruppe aus dem Ministerium überprüft dann diese Aufgaben. Am Tag vor der Prüfung werden die Aufgaben noch einmal im Haus von Fachreferenten für Mathematik überprüft, die die Aufgaben bis dahin nicht kennen. Am Tag der Prüfung selbst bekommen die jeweiligen Mathelehrer morgens je zwei Aufgaben aus den Bereichen Analysis, Geometrie und Stochastik und können sie durchrechnen. Daraus wählen sie jeweils eine aus für ihre Schüler - in der Regel richte sie sich dabei nach dem Wissensstand ihres Kurses. Die Schüler selbst haben keine Wahl mehr. (mit dpa/lby)

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