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Allgäu: Geht es dem Wolf jetzt an den Kragen?

Allgäu

Geht es dem Wolf jetzt an den Kragen?

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    Nachdem im Allgäu mehrere Kälber gerissen wurden, haben Untersuchungen von DNA-Spuren ergeben: Der Täter war ein Wolf.
    Nachdem im Allgäu mehrere Kälber gerissen wurden, haben Untersuchungen von DNA-Spuren ergeben: Der Täter war ein Wolf. Foto: Ingo Wagner, dpa (Symbolbild)

    Nun hat sich eindeutig bestätigt, wovon Landwirte seit etlichen Wochen überzeugt sind: Ein Wolf hat im Oberallgäu mindestens zwei Kälber gerissen und ausgeweidet. Seit Donnerstag liegen die Ergebnisse der Untersuchung von DNA-Proben vor, die in Burgberg und Wertach genommen worden waren. Das Senckenberginstitut wies Spuren des Wolfs nach, teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Ob es in beiden Fällen dasselbe Tier war, steht noch nicht fest. Diese und weitere Fragen sollen weitere Analysen beantworten – etwa nach Geschlecht und Herkunft.

    Geklärt werden soll laut Landrat Anton Klotz zudem, ob es sich um ein sogenanntes Hybrid-Tier handelt, also eine Kreuzung aus Wolf und Hund. Noch nicht ausgewertet sind bislang die Proben des zweiten gerissenen Kalbes aus Wertach sowie der beiden neugeborenen Kälber aus Kranzegg, die tot und teils ausgeweidet auf der Weide lagen. Parallel analysiert ein vom Landratsamt beauftragtes Institut in Wien mehrere Proben aus dem Oberallgäu.

    "Unsere Bauern erwarten eine Entscheidung"

    Einer Abschuss-Genehmigung stehe jetzt nichts mehr im Wege, sagte am Donnerstag der Schwäbische Bauernverbandspräsident Alfred Enderle. Nach allem, was in den vergangenen Tagen seitens der Politik versichert wurde, müsste nun der Abschuss folgen. "Unsere Bauern erwarten eine Entscheidung", sagt Enderle. Er betonte zudem, dass es nicht in erster Linie um die Entschädigung gehe, die dank des DNA-Beweises gezahlt werde. Für Enderle ist der Abschuss des Wolfes alternativlos. Denn Herdenschutzmaßnahmen, mit denen sich die Landwirte durchaus beschäftigt hätten, würden vor allem auf Alpwiesen nicht funktionieren.

    So schützen Sie Ihre Tiere vor Wölfen

    Stromführende Zäune, in etwa 1,30 Meter hoch, bieten einen guten Schutz. Der unterste Draht sollte nicht mehr als 20 oder 30 Zentimeter vom Boden entfernt sein, rät das LfU.

    In der Nähe von Bäumen und an Hängen ist laut LfU darauf zu achten, dass Wölfe nicht in das Gehege hinein springen können.

    Generell sollte die Weidefläche nah an einer Siedlung und möglichst weit weg vom Waldrand liegen.

    Esel und Alpakas können eine Herde ebenfalls vor Wolfsangriffen schützen. Ihr Einsatz erfordert allerdings Fachkenntnis, mahnt die Umweltschutzorganisation WWF.

    Herdenschutzhunde bietet laut WWF einen sehr effizienten Schutz gegen Wölfe. Auch sie müssen trainiert werden.

    Ein Stall schützt Nutztiere nachts vor Wolfsangriffen.

    In Gebieten, in denen sich ein Wolf aufhalten könnte, sollten Hunde auf jeden Fall angeleint sein.

    Laut Landrat Klotz hat das Thema hohe Priorität beim zuständigen Umweltminister Marcel Huber. Bereits in der nächsten Woche will Huber demnach vom Kabinett einen "Management-Plan große Beutegreifer" verabschieden lassen. "Er würde die Möglichkeit eröffnen, dass das Landratsamt wie beim Biber eigenständig den Abschuss erlauben kann" sagt Klotz. Noch in dieser Woche werde eine Kommission das Allgäu besuchen und sich vor Ort ein Bild über den Herdenschutz und mögliche Gefahren für den Menschen machen.

    Kommt es zu konzertierten Wolfs-Jagden?

    Werde der Abschuss freigegeben, so müsse dies für den gesamten Alpwirtschaftsraum gelten. "Man kann das Problem ja nicht aufs Oberallgäu begrenzen." Klotz geht allerdings nicht davon aus, dass nach der Freigabe konzertierte Wolfs-Jagden organisiert würden. Realistisch sei vielmehr, dass nach einer Sichtung der örtliche Revierjäger anrücke, um das Tier zu töten. Ihm drohten in diesem Fall keine rechtlichen Konsequenzen. Der Abschuss ist nach Ansicht von Klotz auch aus Sicht des Tourismus alternativlos: "Etliche Hotels hatten bereits Nachfragen von Urlaubern, ob die Wanderwege noch sicher sind."

    Tierschützer wie Michael Finger vom Bund Naturschutz (Ortsgruppe Oberstdorf) sehen das anders. Für ihn ist der Abschuss keine dauerhafte Lösung. Zum einen könne ein Jäger nicht wissen, ob er den richtigen Wolf vor der Flinte hat. Zum anderen werde es immer wieder Wölfe geben, die durch das Allgäu ziehen. Die Tiere würden sich nach einem Abschuss ja nicht gegenseitig warnen und daraufhin das Allgäu meiden. Viel sinnvoller wäre es aus Fingers Sicht, sich ernsthaft mit Herdenschutz und Wolfsmanagement auseinander zu setzen. Im Übrigen seien Wolfsrudel viel besser zu kontrollieren als durchziehende Einzeltiere. Die Tiere könnten durch DNA-Analysen genau erfasst werden. Würde dann eines von ihnen ein Jungrind reißen, wäre es schnell zugeordnet und könnte gezielt erschossen werden.

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