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Amoklauf in Bad Reichenhall
30.10.2009

Die Stille nach den Schüssen

Die Stille nach den Schüssen

In Bad Reichenhall fand vor zehn Jahren einer der ersten Amokläufe statt. Verändert hat sich nicht viel: Die Erinnerungen bleiben. Von Daniel Wirsching

Nichts ist vorbei, auch wenn es seit zehn Jahren vorbei ist. Diese Erfahrung mussten die Einwohner des Kurortes Bad Reichenhall machen. Und sie machen sie noch immer, gerade jetzt, da sich der Amoklauf des 16-jährigen Martin P. vom 1. November 1999 einmal mehr jährt. Es war einer der ersten Amokläufe von Jugendlichen in Bayern.

Martin P. hatte mittags an Allerheiligen, jenem Tag der Toten, vier Menschen - darunter seine Schwester Daniela - und sich selbst gerichtet. Am Abend war der Spuk, der wie ein Gewitter über die ländliche Idylle zu Füßen des Predigtstuhls gekommen war, vorbei. Die Erinnerung an die Bluttat aber lässt sich nicht so einfach auslöschen wie ein Menschenleben.

Vor dem Haus, aus dem Martin P. wahllos auf Passanten schoss, verwelken Blätter. Es hat geregnet, dampfig ist die Luft. Zehn Jahre nach dem Amoklauf hat sich hier fast nichts verändert, bis auf die Büsche, die wild in die Höhe wachsen. Im Erdgeschoss brennt Licht. Martin P.s Vater wohnt nach wie vor in dem Haus mit den wuchtigen Holzbalkonen. Gegenüber ist ein "Parkplatz für Notfallpatienten" des Kreisklinikums.

Am Ende der Straße liegt die Kreisgeschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und hundert Meter weiter das Feuerwehrgerätehaus, das die Polizei am Tattag in eine Einsatzzentrale umfunktionierte. Auf der Straße starben ein Fußgänger und ein Ehepaar aus der Nachbarschaft. Die "Tagesschau" sendete Bilder von einer Blutlache auf dem Parkplatz, neben der man das rostrote Blatt eines Baumes sah.

12.03 Uhr am 1. November 1999. Der TV-Kommissar Günter Lamprecht und seine Lebensgefährtin Claudia Amm sind am Vorabend in Bad Reichenhall im Theaterstück "Vaterliebe" aufgetreten, nun hat Lamprecht wegen Knieproblemen einen Termin im Krankenhaus.

Sein Mercedes hält auf Höhe des Hauses mit den Holzbalkonen, Lamprecht steigt aus und fängt sich den ersten von sechs Durchschüssen ein. Sie zertrümmern seine Schulter. Während der Schauspieler mit Claudia Amm hinters Auto kriecht, trifft Martin P. deren Bauch, sie blutet. 50 Minuten verharren Lamprecht und Amm in der Schusslinie.

In der Talkshow "Menschen bei Maischberger" vom 17. März 2009, es ist die Woche nach dem Amoklauf von Tim K. (17) in Winnenden, klagt Günter Lamprecht die Einsatzkräfte von Bad Reichenhall an: "Die Polizei hat überhaupt nicht zurückgeschossen." Er hatte sie wegen "unterlassener Hilfeleistung" angezeigt, die Eltern von Martin P. wegen "Beihilfe zum versuchten Totschlag" - ohne Erfolg. Andere Verletzte und die Toten konnten stundenlang nicht von den Einsatzkräften geborgen werden, da diese kein gepanzertes Fahrzeug als Schutzschild zur Verfügung hatten.

Begeisterter Schütze

Ministerpräsident Edmund Stoiber schickte deshalb seine gepanzerte Dienstlimousine. Martin P. war bewaffnet mit einem großkalibrigen Colt, einer Schrotdoppelflinte, einer Büchse und einem Gewehr mit Zielfernrohr. 50-mal drückte er ab. Er hatte den Waffenschrank seines Vaters, eines begeisterten Schützen, aufgebrochen. Der Kugelhagel stoppte gegen 12.30 Uhr, gegen 18 Uhr stürmte eine Spezialeinheit das Haus.

Sie fand hinter der Eingangstüre Daniela (18), im Wohnzimmer die Katze, im Badezimmer Martin P. - tot. In seinem Zimmer hing ein Hakenkreuz, er mochte Killerspiele am Computer. Sein Motiv für den Amoklauf ist bis heute unbekannt.

Wer das Geschehen rekonstruieren will, stößt auf eine Mauer des Schweigens. Der frühere Oberbürgermeister redet nicht, sein Nachfolger wird entschuldigt: "Auswärtstermine". Gerhard Fuchs, Leiter der Hauptverwaltung im Rathaus, erklärt, dass er nichts zu erklären habe. Polizeichef Wilhelm Bertlein hätte viel zu sagen, er war Polizeisprecher. Er lässt sich verleugnen. Er habe eine Besprechung, sagt eine Beamtin der Polizeiinspektion am Telefon.

Im Hintergrund hört man Bertlein, der ihr Anweisungen gibt. "Innenministerium", flüstert er. Ein Sprecher der Polizeidirektion Rosenheim blockt ab: "Das ist keine regionale Geschichte. Rufen Sie im Innenministerium an." Ein Amoklauf in seinem Zuständigkeitsbereich soll keine "regionale Geschichte" sein? Im Ministerium ist man bemüht, doch kennt man den genauen Tathergang nicht.

Gebrannte Kinder

Der damalige Chefermittler Wolfgang Giese von der Staatsanwaltschaft Traunstein sagt: "Irgendwann muss Schluss sein." Bei der Freiwilligen Feuerwehr heißt es: "Wir dürfen nichts sagen. Wir sind gebrannte Kinder." Beim BRK verweist man auf den Pressesprecher, am Montag sei er zu erreichen.

Eine Stadt schweigt, möchte vergessen und aus den Schlagzeilen verschwinden. Überraschend meldet sich Feuerwehrkommandant Andreas Gabriel. "Immer derbröselt's uns", meint er. Er erinnert an den Einsturz des Eislaufhallendachs mit 15 Toten im Januar 2006. Helmut Eisele - vor zehn Jahren katholischer Pfarrer von St. Nikolaus, inzwischen Ruheständler in Wolfratshausen - beerdigte Martin P. und seine Schwester. Es sei eine seiner schwierigsten Aufgaben gewesen. Er betont: "Ich habe bei der Beerdigung darauf gedrängt, dass sie von der Öffentlichkeit abgeschottet stattfindet."

Die Öffentlichkeit. Die Klagen Lamprechts. Das sind die Gründe für das Schweigen. Hans-Georg Bredull, evangelisch-lutherischer Pfarrer in Bad Reichenhall, erlebte, wie Boulevardjournalisten Geld an Martin P.s Bekannte für möglichst spektakuläre Informationen zahlten. Das Unverständnis sitzt tief. Bredull stammt aus Ansbach. Dort warf Georg R. (18) am 17. September 2009 zwei Brandsätze in einem Gymnasium. Nichts ist vorbei. (Daniel Wirsching)

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