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Film über Extrembergsteiger: Benedikt Böhm über den Tod seines Freundes: "Das Leid ist unglaublich"

Film über Extrembergsteiger

Benedikt Böhm über den Tod seines Freundes: "Das Leid ist unglaublich"

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    So sieht das Titelbild des Films "Sieben Tage im September" aus. Sebastian Haag (links) und Benedikt Böhm beim Besteigen des Manaslu 2012.
    So sieht das Titelbild des Films "Sieben Tage im September" aus. Sebastian Haag (links) und Benedikt Böhm beim Besteigen des Manaslu 2012. Foto: zorrofilm.de

    Der Film "Sieben Tage im September" ist ein Film über die beiden Extrembergsteiger Benedikt Böhm und Sebastian Haag aus München. Er erscheint auf DVD am 20. März. Gedreht wurde er 2012. Inzwischen ist von den beiden Freunden nur noch einer am Leben. Benedikt Böhm hat im vergangenen September seinen engen Freund Sebastian Haag bei einem gemeinsamen Weltrekord-Versuch im Himalaya in einer Lawine verloren.

    Die Leidenschaft der beiden Speedbergsteiger Benedikt Böhm und Sebastian Haag

    In dem Film geht es um die Leidenschaft der beiden Speedbergsteiger, um ihren Kampf gegen die Widrigkeiten auf dem Weg zum Gipfel, um ihre Freundschaft, um Risikolust und Verantwortung und auch um den fatalen Lawinenabgang, bei dem die zwei Münchner zu Helfern wurden. Es ist eigenartig die atemberaubende Bergsteiger-Doku über die beiden zu sehen und zugleich zu wissen, dass Sebastian Haag inzwischen tot ist. 2014 umgekommen in einer Lawine bei dem Versuch, mit seinem Kumpel einen neuen Rekord auf den Dächern der Erde aufzustellen.

    Benedikt Böhm hat sich den Film "Sieben Tage im September" über sich und seinen inzwischen verunglückten Freund schon lange nicht mehr angesehen. "Das ist too much", sagt er im Interview mit AZ-Online. "Ich hab einen ganz engen Menschen verloren. Das Leid ist immer noch genauso unglaublich, wie am ersten Tag", versucht der 37-Jährige sein Inneres zu beschreiben.

    Benedikt Böhm über seinen toten Freund: "Basti würde genauso denken"

    In der vergangenen Woche hat Benedikt Böhm das schöne Winterwetter ausgenutzt. "Ich bin fast jeden Tag morgens um vier Uhr aufgestanden und vor der Arbeit in die Berge gegangen." Völlig allein die Ruhe und die Natur genießen, die Sonnenaufgänge beobachten. "Das sind besondere Momente. An meiner Liebe zu den Bergen hat sich nichts geändert", sagt der zweifache Familienvater und internationale Geschäftsführer der Marken Dynafit & Silvretta. Er fügt hinzu: "Basti wäre genauso. Der würde auch so denken."

    Benedikt Böhm auf dem Weg zum Manaslu.
    Benedikt Böhm auf dem Weg zum Manaslu. Foto: zorrofilm.de

    Für Extrembergsteiger und Speedkletterer ist die tödliche Gefahr ein ständiger Begleiter. In diesem Bewusstsein sind die beiden Freunde aus München 2012 auch in einer Schnellbegehung auf den Achttausender Manaslu aufgestiegen und haben darüber den Film "Sieben Tage im September" gedreht.  Großartige Naturaufnahmen sind da zu sehen.

    Benedikt Böhm und Sebastian Haag überqueren mit ihren Skis Felsspalten. Sie quälen sich die Höhenmeter hinauf, scheinen teilweise am Rande der Erschöpfung zu sein, um sich dann in ihrer Leidenschaft doch weiter nach oben zu beißen. Zwischendurch schildert Böhm, wie ihm der Sauerstoffmangel gerade nachts im Zelt zu schaffen macht. Dann die Umkehr wegen Lawinengefahr und der erneute Versuch, den Achttausender ohne Sauerstoffmasken zu bezwingen.

    Und plötzlich die Katastrophe. Ein Lawinenabgang mitten in der Nacht. Die Lawine erwischt ein anderes Lager. Doch die riesige Druckwelle erfasst auch ihre Zelte. Benedikt Böhm und Sebastian Haag hören Hilfeschreie. Dann die Suche der beiden nach Verschütteten.

    Szenen der Verzweiflung und des Schocks

    Es sind Szenen der Verzweiflung, des Schocks und dem Willen, Überlebende zu retten. "Es war einfach nur ein Kriegsfeld. Leute saßen apathisch und im Schock da und du musstest schnell entscheiden, wem hilfst du", sagt Sebastian Haag in dem Film. Elf Bergsteiger fanden damals am Manaslu den Tod. Überlebende und Hinterbliebene kommen in der bewegenden Doku "Sieben Tage im September" auch zu Wort.

    Zwei Jahre später stirbt Sebastian Haag selbst in einer Lawine. Am Achttausender Shisha Pangma. Die beiden Münchner Freunde wollten im September 2014 mit ihrer Doppelbesteigung (Double 8) der beiden Achttausender Shisha Pagma und Cho Oyu im Himalaya innerhalb von sieben Tagen einen Weltrekord aufstellen. Der 36-jährige Münchner und ein italienischer Bergkamerad überlebten die Lawine nicht.

    Mit dem Tod des Freundes leben

    Benedikt Böhm musste einen Weg finden, um mit dem Tod seines Freundes zurecht zu kommen. "Man kann sich den Kopf zermartern, was man hätte anders tun können. Aber von diesen Gedanken musst du dich schnell frei machen, sonst zerbrichst du daran. Es ist passiert. Ich versuche mich an den gemeinsamen Erlebnissen, die wir hatten, zu erfreuen."

    Ob er Verständnis für seine Leidenschaft für den Extrembergsport von Mitmenschen erwarte? Nein. Und es sei ihm auch relativ egal. Keinen Tag wolle er missen. Mit dem, was er tue, erfahre er großes Glück. "Ich wünsche jedem, dass er etwas findet, was ihn begeistert und woraus er Kraft und Selbstvertrauen schöpfen kann." 

    Er selbst sei kein Mensch, der sich auf Besitz ausruhe, sondern das Tun in den Vordergrund stelle. "Daher bin ich immer einer, der automatisch nach vorne schaut", sagt Benedikt Böhm. Ob er nach dem Tod seines Freundes allerdings weiterhin Expeditionsbergsteigen machen werde, das wisse er nicht. "Es ist die Frage, wie sehr ich dieses Expeditionsbergsteigen noch brauche", sagt Benedikt Böhm nachdenklich.

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