Bayerns Bildungswesen hat im jährlichen Bildungsmonitor erneut die Rückkehr in die Spitzengruppe der ersten drei verpasst. Der Freistaat belegt hinter Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg erneut Platz vier, wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft am Mittwoch in Berlin mitteilte. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht die Qualität des Bayerischen Bildungswesens laut einer Mitteilung vom Mittwoch dennoch bestätigt.
Bayerns Schulen belegen nach wie vor Platz eins im Vergleich der Bundesländer. Doch kritisieren die Autoren des Gutachtens fehlende Ganztagsbetreuung - hier liegt Bayern auf dem letzten Platz der16 Länder. Außerdem bemängelt der neue Bildungsmonitor die niedrige Zahl von Akademikern und fehlende Ausbildung von Ingenieuren. Die Zahlen sind allerdings nicht taufrisch: Die Daten stammen aus dem Jahr 2010, weil es laut Gutachten bisher keine neueren Statistiken gibt.
Nur ein Viertel der Kinder betreut
So gibt es in Bayern nur für ein knappes Viertel der Kinder im Kindergartenalter Ganztagsbetreuung. Im Bundesdurchschnitt sind es mehr als ein Drittel. Hier besteht laut Bildungsmonitor in Bayern trotz des raschen Ausbaus der vergangenen Jahre weiter Aufholbedarf.
Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) wies diese Kritik der Autoren allerdings zurück. Laut Haderthauer verfügt Bayern bereits seit langem über eine Vollabdeckung mit Ganztagesplätzen, viele Familien entschieden sich aber eigenständig für eine Kinderbetreuung zu Hause. "Bayern deshalb abzuwerten, zeigt ideologische Scheuklappen und entlarvt das Gutachten insgesamt als Stimmungsmache," sagte die Ministerin.
Dreimal Platz eins für Bayern
Auf Platz eins liegt Bayern in drei der dreizehn bewerteten Handlungsfelder: Schulqualität, Förderung der beruflichen Bildung und der sogenannten "Inputeffizienz". Damit ist unter anderem gemeint, dass die Staatsregierung einen überdurchschnittliche Anteil ihrer Bildungsausgaben für Investitionen verwendete.
Fortschritte bescheinigen die Gutachter auch bei der Reduzierung der früher hohen Quote der Schulabbrecher. Eine ausgebaute Infrastruktur in der Bildung stärke langfristig vor allem die Teilhabechancen von Kindern von Alleinerziehenden und Einwanderern. Die Anzahl der ausländischen Schulabbrecher sei in Bayern von 2581 im Jahr 2000 auf 1454 zehn Jahre später gesunken, bei steigender Zahl ausländischer Schulabgänger insgesamt. Außerdem haben seit 2000 rund 76 100 Studenten mehr die Hochschule absolviert als damals erwartet - was die Initiative als "Stärkung der Wachstumskräfte" wertet. (dpa/lby)