Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Rap-Musik aus München: Christlicher Hip-Hop: Maxi und Alex sind mit Gott im Flow

Rap-Musik aus München

Christlicher Hip-Hop: Maxi und Alex sind mit Gott im Flow

    • |
    Die Rapper Maxi (links, kniend) und Alex sind Brüder und treten unter dem Namen O'Bros auf.
    Die Rapper Maxi (links, kniend) und Alex sind Brüder und treten unter dem Namen O'Bros auf. Foto: Christian

    Auf den ersten Blick könnte man die beiden Brüder Maxi und Alex für zwei ganz normale, junge Männer halten, die mit ihren Hip-Hop-Tracks im Musikgeschäft Fuß fassen wollen. Sie schreiben ihre eigenen Songs, drehen Musikvideos, haben eine eigene Kollektion mit Pullovern und T-Shirts und posten auf Instagram Videoclips von ihren Konzerten. Doch wer genauer bei ihren Texten zuhört, der merkt schnell: Die Musik der beiden Münchner Hip-Hopper ist ungewöhnlich.

    Die O'Bros verzichten auf die typischen Klischees aus der Hip-Hop-Szene

    Die O'Bros rappen zum Beispiel: "Was sind das für Kids ey, Das ist doch ein Witz ey, Sie lesen die Bibel und machen daraus ein Mixtape." Oder: "Sind in der Church, Chabos knie'n vor dem Babo im Himmel". Doch statt über Frauen, Gewalt und Geld geht es in den Texten der Brüder um Nächstenliebe, Vergebung und Liebe.

    In den Musikvideos ziehen sie mit ihren Kumpels durch die Stadt, feiern auf Partys, tragen Kapuzen-Hoodies und Caps, nicken und wippen im Takt der Musik. Sie performen auf Hochhausdächern, unter alten Bahnunterführungen oder mitten in der Münchner Innenstadt. Die Clips sind schnell geschnitten, unterlegt mit typischen Hip-Hop-Beats und dröhnenden Bässen, ab und zu werden Graffitischriftzüge wie Hipster, SWAG und Flow eingeblendet. Doch auf die typischen Klischees, wie man sie eben aus Rap-Videos kennt - Drogen, teure Autos, dicke Goldketten - verzichten die Brüder.

    Musik und Glaube ist die Leidenschaft der O'Bros

    Maxi und Alex, 23 und 22 Jahre alt, zum Verwechseln ähnlich, rappen auf Deutsch über ihren Glauben. Sie singen über Gott, christliche Werte und die Rolle, die Kirche und Gottesdienst für sie spielt. Sie nennen sich O'Bros. "Den Spitznamen haben wir von unseren Freunden bekommen, als wir so elf, zwölf Jahre alt waren", erzählt Maxi. "Und dann haben wir unsere Band auch so getauft." Zum Ursprung: Ihr Nachname, den die beiden zum Schutz ihrer Privatsphäre und ihrer Familie nicht verraten möchten, fängt mit einem "O" an und sie sind Brüder, was auf Englisch "brothers" heißt, abgekürzt "bros".

    Zwei Alben haben Maxi und Alex bereits veröffentlicht, das eine heißt "Radikal Anders Predigen", das zweite "Exodus". Anfang 2019 belegten sie beim SPH-Bandcontest, einem der größten Nachwuchswettbewerbe Europas, den ersten Platz. Seitdem sind sie in ganz Deutschland unterwegs und treten auf Konzerten, Festivals und in Gottesdiensten auf. "Das ist gar nicht so leicht, neben dem Studium alles unterzubekommen", sagt Alex, der in München BWL studiert. Sein Bruder Maxi stimmt zu, er studiert derzeit Zahnmedizin in Tübingen. "Viel Freizeit und Zeit für Freunde bleibt da nicht. Aber es ist uns das Opfer wert, weil Musik und Glaube einfach unsere Leidenschaft sind."

    Aufgewachsen sind die beiden in München, die Familie war Mitglied in einer freien evangelischen Gemeinde. "Heute treten wir aber für alle Konfessionen auf, katholisch, protestantisch, das ist egal", sagt Maxi. Mit sechs Jahren begannen die Brüder, ihre ersten Lieder zu komponieren und Texte zu schreiben. Sie lernten Klavier und Schlagzeug, spielten später in verschiedenen Bands und Chören. "Wir haben dabei immer über Gott und unseren Glauben gesungen. Das ist für uns einfach normal, da steckt keine Agenda dahinter. Das hat sich so ergeben", sagt Alex.

    Im Internet werden die O'Bros für ihre Texte angefeindet

    Dass christlicher Rap bisher so gut wie nie in deutschen Radios gespielt wird, war den beiden von Anfang an klar. "In Amerika ist das ganz anders. Da gibt es eine richtige Szene, die eine echt große Reichweite hat", erzählt Maxi. Was für die Brüder allerdings eine Überraschung war, wie häufig sie im Netz für ihren Glauben angefeindet werden. "Es gibt Leute, die fühlen sich sofort gestört, sobald sie etwas von Christentum lesen oder hören. Das sind meistens ziemlich negative Vorurteile, mit denen sie uns konfrontieren." Natürlich lasse einen das nicht kalt, ergänzt Alex. "Aber wir wachsen da immer mehr rein. Wir wissen, wer wir sind und machen unsere Identität nicht von der Meinung anderer Menschen abhängig."

    Die O'Bros sind auf Tour in vielen Ländern unterwegs.
    Die O'Bros sind auf Tour in vielen Ländern unterwegs. Foto: Matthias Fischer

    Glaube und Musik, das sind für Maxi und Alex zwei entscheidende Dinge, die ihr Leben ausmachen: "Das ist die Basis unserer Identität, die alles bestimmt, was wir tun. Wie eine Brille der Liebe und Vergebung, durch die wir die Welt sehen."

    Unter Christen stoßen die O'Bros weitestgehend auf positive Resonanz. "Wir spüren, dass ein tiefer Hunger nach moderner christlicher Musik besteht. Doch natürlich gibt es auch hier Menschen, die uns für zu liberal, zu konservativ, oder zu was-auch-immer halten. Wir versuchen uns dadurch aber nicht beirren zu lassen.”

    "Schade, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten"

    Andere junge Menschen, die mit Glaube und Religion nicht viel zu tun hätten, reagieren unterschiedlich. "Es gibt solche und solche. Viele sagen: Ich kann zwar mit dem Inhalt nichts anfangen, aber ich respektiere eure Musik. Oder: Ich finde es bereichernd, wie man solche Themen über Rap und Hip-Hop kommunizieren kann." Andere Musiker aus der Hip-Hop-Szene reagieren ähnlich. "Wir hören oft: Das Thema spricht mich nicht an. Aber ihr habt einen guten Flow und eine gute Technik. Ihr beherrscht euer Handwerk."

    Den Trend, dass sich immer weniger junge Leute mit Gott beschäftigen und gleichzeitig immer mehr Menschen aus der Kirche austreten finden die beiden schade. „Trotzdem verstehen wir es irgendwo auch“, sagt Maxi. "Bei den ganzen negativen Schlagzeilen und so wie die Kirchen sich präsentieren - aber man darf nicht vergessen, dass die Kirche auch einfach aus Menschen besteht, und wir alle machen Fehler.“

    Zur Info: Am 4. Januar 2020 treten die O'Bros live in Augsburg auf. Dann findet die Mehr-Konferenz im Messezentrum Augsburg statt. Das ist eine überkonfessionelle Veranstaltung mit Vorträgen, Konzerten und Workshops. Ansonsten sind die Songs der O'Bros auch bei Spotify zu hören.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden