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Besuch von Angela Merkel: Der Zeitzeuge: Das ist Max Mannheimer

Besuch von Angela Merkel

Der Zeitzeuge: Das ist Max Mannheimer

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    Max Mannheimer steht neben Angela Merkel im ehemaligen Konzentrationslager Dachau  und unterhält sich mit der Kanzlerin.
    Max Mannheimer steht neben Angela Merkel im ehemaligen Konzentrationslager Dachau und unterhält sich mit der Kanzlerin. Foto: Inga Kjer (dpa)

    Wenn Max Mannheimer mit Schülern spricht, gibt er ihnen vor allem dies mit auf den Weg: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Auf dem Unterarm des 93-jährigen Juden ist noch immer die Tätowierung mit seiner Häftlingsnummer zu sehen: 99728. Es sind die Ziffern, die ihm das Recht auf Mensch-Sein nehmen sollten. Dass Angela Merkel am Dienstag das Konzentrationslager Dachau besuchte, ist vor allem seiner Einladung an die Kanzlerin zu verdanken.

    1943 wurde Max Mannheimer in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert

    Geboren 1920, wurde Max Mannheimer im Januar 1943 mit seiner Frau und sieben weiteren Familienangehörigen über Theresienstadt in das Lager Auschwitz deportiert. Zwei Jahre in Todesangst folgten – in Auschwitz-Birkenau, wo innerhalb weniger Tage der Großteil seiner Familie ermordet wurde, und in den Konzentrationslagern Warschau und Dachau. Nur er und sein Bruder Edgar überlebten. Und auch das sei die Folge einer Aneinanderreihung von Wundern, sagt der 93-Jährige heute.

    Max Mannheimer will lebensbejahend erinnern statt anklagen

    Seit 1985 setzt Mannheimer sich vor allem an Schulen gegen den Rechtsextremismus ein. Eindringlich, aber nicht vorwurfsvoll, berichtet er Kindern und Jugendlichen von seinem Schicksal – einer bedrückenden Geschichte, die aber durch Mannheimers Art trotzig und irgendwie sogar lebensbejahend klingt. „Ich bin als Zeuge der Zeit unterwegs, aber nicht als Ankläger und Richter“, sagt er etwa – und fragt dann, ob auch seine Krawatte richtig sitzt, damit er auf den Fotos auch ordentlich anzusehen sei.

    Max Mannheimer lebt heute in München

    Dass er Deutschland nicht verlassen habe, liege vor allem auch an seiner zweiten Frau, erzählt er in seinen Vorträgen. Die Liebe zu ihr habe ihm Vertrauen zurückgewinnen lassen – und so lebt er noch heute in München. „Drei Leben“ hat er sein Buch genannt, das er gestern auch der Bundeskanzlerin überreichte: Sein erstes Leben war das, das die Nationalsozialisten mit der Verschleppung zerstörten. Sein zweites Leben verbrachte Mannheimer in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau. Das dritte Leben begann nach der Befreiung durch die Alliierten am 30. April 1945.

    Max Mannheimer erhielt das Deutsche Große Verdienstkreuz mit Stern

    Auf die Frage eines Schülers, wie er diesen Tag erlebt habe, sagte er einmal: „Als die Amerikaner kamen, habe ich geweint.“ Und fügte, augenzwinkernd, hinzu: „Die einen legen sich zum Psychotherapeuten auf die Couch, und ich gehe an Schulen!“ Mehr als 30 Auszeichnungen hat er für sein Engagement schon bekommen, darunter 2012 das Deutsche Große Verdienstkreuz mit Stern.

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