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G7-Gipfel: Diese Szenarien spielt die Polizei vor dem G7-Gipfel durch

G7-Gipfel

Diese Szenarien spielt die Polizei vor dem G7-Gipfel durch

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    Polizisten vor Schloss Elmau in dem der G7-Gipfel stattfindet. (Symbolfoto)
    Polizisten vor Schloss Elmau in dem der G7-Gipfel stattfindet. (Symbolfoto) Foto: Angelika Warmuth (dpa)

    Der G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau rückt immer näher: Am 7. und 8. Juni tagen die führenden Staats- und Regierungschefs im Schlosshotel im Werdenfelser Land. Aus Bayern sind bis zu 10.000 Polizisten im Einsatz.

    Einer der federführenden Männer bei der Koordination ist Albert Müller vom Polizeipräsidium in Kempten. Der langjährige Kripo-Chef gehört seit über einem Jahr zum G7-Planungsstab in München. Dort ist er unter anderem für Einsatztaktik und Kräftemanagement zuständig. „Das Ganze ist für alle eine enorme Herausforderung, doch wir sind gut vorbereitet“, sagt der 56-Jährige.

    Herr Müller, Sie sind maßgeblich für die Sicherheit der Teilnehmer verantwortlich – können Sie da so kurz vor dem Gipfel überhaupt ruhig schlafen?

    Albert Müller: Ja, durchaus. Elmau hat mich bislang nicht im Traum verfolgt, obwohl ich dort natürlich in den letzten Monaten viel Zeit verbracht habe.

    Die vielen tausend Sicherheitskräfte werden das Tagungshotel und seine Umgebung ja regelrecht in eine Festung verwandeln.

    Müller: Im Kernbereich, also direkt um das Schlosshotel, gilt die größtmögliche Sicherheitsstufe – da kommt keiner so einfach rein oder raus. Immerhin sind an beiden Tagen die Hochkaräter der Weltpolitik versammelt, darunter mit US-Präsident Obama der Politiker mit der höchsten Sicherheitsstufe weltweit.

    Wie wird der Tagungsbereich abgesichert? Gibt es wie beim G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm einen Zaun?

    Müller: Einen Zaun gibt es. Aber auf Fundamente wie in Heiligendamm wird bewusst verzichtet.Der 16 Kilometer lange Sicherheitsbereich, in dem auch Delegationshotels und Helikopter-Landeplatz liegen, ist durch technische Maßnahmen und Polizeipräsenz abgesichert.

    "Einen Einsatz dieser Dimension gab es in den bayerischen Alpen noch nie"

    Das Schloss liegt in einem Hochtal auf 1000 Meter. Macht das die Sache leichter oder ist diese Lage eine besondere Herausforderung für die Polizei?

    Das ist die G7

    Die G7: Die Gruppe der Sieben ist ein Zusammenschluss der sieben einflussreichsten Industrienationen der Welt. Die Mitgliedsstaaten haben sich zusammengeschlossen, um sich politisch miteinander abzustimmen.

    Mitglieder: Zur G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.

    Gründung: Die Gruppe hat sich mit sechs Mitgliedern im Jahr 1975 gegründet. Anlass waren dringende wirtschaftliche Probleme, die Einzelstaaten überforderten.

    Themen: Mittlerweile diskutiert die Gruppe viele Themen. Dazu gehören Sicherheit, Bildung, Wirtschaft, Umwelt oder Strafverfolgung.

    Zahl: Kanada wurde ein Jahr nach der Gründung siebtes Mitglied. Ab 1998 gehörte auch Russland dazu - bis die Gruppe das Land wegen der Krim-Krise 2014 wieder ausschloss und zum Format G7 zurückkehrte.

    Treffen: Jedes Jahr laden die Mitgliedsstaaten im Wechsel zu Treffen ein. Der G7-Gipfel 2015 mit allen Regierungschefs findet im Juni auf dem bayerischen Schloss Elmau statt.

    Kritik: Gegner werfen der G7 vor, nur eigene Interessen zu verfolgen und damit weltpolitisch für Ungerechtigkeit oder gar Krisen zu sorgen.

    Müller: Einen Einsatz dieser Dimension gab es in den bayerischen Alpen noch nie. Der Tagungsort hat den Vorteil, dass Störer nicht so leicht herankommen. Auf der anderen Seite gibt es nur eine Hauptzufahrt, über die auch der reguläre Hotelbetrieb läuft. Das Areal liegt in einem Naturschutzgebiet. Weil es kaum Parkmöglichkeiten gibt, müssen wir unsere Einsatzkräfte teils mit Shuttlebussen heranbringen. Das alles erfordert eine ausgeklügelte Logistik und stellt besondere Anforderungen an die Beamten, die eine Woche rund um die Uhr das Tal schützen.

    Wen gilt es denn genau zu schützen?

    Müller: Wir rechnen insgesamt mit 5000 bis 10.000 Gipfel-Teilnehmern, allein die US-Delegation zählt 1000 Köpfe inklusive Security-Kräfte.

    Welche Szenarien wurden im Planungsstab durchgespielt?

    Müller: Wir haben alle denkbaren Zwischenfälle ins Kalkül gezogen – vom Terroranschlag bis zum Flugzeugabsturz. Man muss aber eines klar sagen: Man kann einen Tagungsort nicht in einen Bunker verwandeln. Es gibt immer wieder Situationen, wo man alles völlig neu einordnen muss. Wir sind aber in jedem Fall optimal vorbereitet. Dabei geht es uns auch um den Schutz der Bevölkerung und ihres Eigentums.

    Wie viele Polizisten sind im Einsatz? Die Rede ist von über 20.000.

    Der langjährige Kemptner Kripo-Chef Albert Müller gehört seit über einem Jahr zum G-7-Planungsstab in München.
    Der langjährige Kemptner Kripo-Chef Albert Müller gehört seit über einem Jahr zum G-7-Planungsstab in München. Foto: Ralf Lienert

    Müller: Wir planen mit bis zu 10.000 Polizeibeamten aus Bayern plus 7000 aus anderen Bundesländern. Hinzu kommen Kräfte von Bundespolizei, Bundeskriminalamt sowie der österreichischen Polizei.

    Wie viele Beamte stellt das Allgäu?

    Müller: Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West wird etwa 440 Beamte und 150 Fahrzeuge entsenden. Beim Präsidium in Augsburg sieht es ähnlich aus. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Beamten ja nie gleichzeitig im Einsatz sind, sondern Schichten fahren.

    Das bedeutet für Einbrecher paradiesische Zeiten, oder?

    Müller: Definitiv nicht! Der Dienst vor Ort ist ohne jegliche Einschränkung gewährleistet. Vor allem eine Urlaubssperre und das Verschieben freier Tage sorgen dafür, dass für Elmau genug Kräfte bereit stehen.

    Was genau gehört zu den Aufgaben der Beamten in Elmau?

    Müller: Das reicht vom Objektschutz, etwa für die Hotels der Tagungsteilnehmer, über die Luftaufklärung bis zum Streckenschutz zwischen dem Flughafen München und Elmau. Außerdem werden uns natürlich Demos und Proteste der Gipfel-Gegner beschäftigen.

    Müller hält die meisten Demonstranten für friedlich - schließt aber auch Ausschreitungen nicht aus

    Womit rechnet die Polizei?

    Müller: Bei einer Demonstration in München am 4. Juni werden 20.000 bis 30.000 Teilnehmer erwartet, zwei Tage später in Garmisch gehen wir von 10.000 Teilnehmern aus. Wir rechnen mit über 1000 gewaltbereiten Demonstranten, das Gros der Teilnehmer halten wir jedoch für friedlich. Nach den brennenden Barrikaden bei der Zentralbankeröffnung in Frankfurt können wir aber auch hier solche Ausschreitungen nicht ausschließen.

    Was tut die Polizei im Vorfeld, um eine Gewalteskalation zu verhindern?

    Müller: Gemeinsam mit Kollegen in Österreich und Italien wird es gezielte Grenz- und Streckenkontrollen geben. Außerdem sind im Gegensatz zu Heiligendamm in Elmau bislang keine Protest-Camps erlaubt. Von diesem rechtsfreien Raum ist damals viel Gewalt ausgegangen. Auf der anderen Seite gibt es eine Demonstrationsfreiheit, die ein wichtiges Grundrecht ist.

    Hat der Gipfel Auswirkungen auf Autofahrer und Urlauber?

    Müller: Wir werden den Verkehr an den Gipfeltagen großräumig an Garmisch vorbei lenken. Bereits bei Würzburg werden Fahrzeuge aus Richtung Norden entweder über den A7-Grenztunnel bei Füssen oder über Rosenheim und Brenner gelotst. Dasselbe gilt aus Richtung Süden. Zudem wird es im Großraum Garmisch/Mittenwald zahlreiche Streckenkontrollen geben. Dann darf nur noch in die Gipfelregion, wer ein berechtigtes Interesse hat.

    Hier geht es zu unserem News-Blog G7-Gipfel 2015

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