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Justiz: Eltern erschlagen und eingemauert

Justiz

Eltern erschlagen und eingemauert

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    Der Angeklagte und seine Ehefrau auf der Anklagebank.
    Der Angeklagte und seine Ehefrau auf der Anklagebank. Foto: D. Karmann, dpa

    Die Mutter war stutzig geworden. „Der Kaffee war gut gemeint, aber er hat geschmeckt, als wäre da Pinselreiniger drin“, sagte sie einen Tag vor ihrem Tod ahnungslos zu ihrem Sohn und der Schwiegertochter in spe. Der 26-Jährige und seine drei Jahre jüngere Frau müssen sich seit Dienstag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth wegen zweifachen Mordversuchs und zweifachen Mordes verantworten. Am ersten Prozesstag schwiegen sie zu den Vorwürfen.

    Der Anklage zufolge sollen sie zunächst versucht haben, die Eltern mit Pflanzensamen vom Rizinusbaum und mit einer Überdosis einer Partydroge zu vergiften. Als die Giftpläne fehlschlagen, fassen sie nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft den Entschluss, die Eltern zu erschlagen. Motive seien Habgier gewesen, und dass die Mutter gegen die geplante Heirat der beiden gewesen sei. Zwei Wochen nach der Tat Mitte Dezember 2017 melden sie die Eltern als vermisst und geben sich im Standesamt von Schnaittach (Landkreis Nürnberger Land) das Ja-Wort. Mitte Januar 2018, eine Woche vor ihrer Festnahme, starten sie in einem lokalen Fernsehsender einen Vermisstenaufruf und bitten für die Suche nach den Eltern um Spenden.

    Zum Prozessauftakt lässt der Angeklagte, ein gelernter Zimmermann, das Blitzlichtgewitter der Fotografen ohne Regung über sich ergehen, seine Ehefrau verschanzt sich hinter Aktenordnern.

    Die Tasse mit dem vergifteten Kaffee stellt die Mutter am Abend vor der Mordtat zurück auf den Küchentisch. Sie schöpft noch immer keinen Verdacht, obwohl sie einen Monat zuvor bereits einen von ihrem Sohn und seiner Verlobten mit Rizinus-Samen versetzten Muffin-Kuchen überlebt hat. In der übernächsten Nacht betritt der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft ihr Schlafzimmer und schlägt mehrmals mit einem Zimmermannshammer auf die schlafende Mutter ein. Der Vater wird von den Schlägen alarmiert. Als der 70-Jährige hinzukommt, soll ihm der Sohn noch im Schlafzimmer mehrere Hammerschläge gegen den Kopf versetzt haben. Im Esszimmer erleidet der Vater ebenfalls tödliche Kopfverletzungen. In den Tagen danach sollen die beiden angeklagten Deutschen die Leichen in einem Nebenraum der Garage eingemauert haben.

    Das Gericht steht in 21 Verhandlungstagen vor der Aufgabe, das Beziehungsgeflecht des Paares zu den Eltern und Schwiegereltern auseinanderzunehmen und zu klären, wer Mitläufer und wer treibende Kraft war. Herbert Mackert, dpa

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