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München: Flüchtlinge in München - Hungern für die Anerkennung

München

Flüchtlinge in München - Hungern für die Anerkennung

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    Asylbewerber übernachten in einem Protestlager in München nahe des Sendlinger Tors.
    Asylbewerber übernachten in einem Protestlager in München nahe des Sendlinger Tors. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Der Kontrast könnte größer kaum sein: Auf der einen Seite des Sendlinger Tors in München entsteht gerade der Christkindlmarkt, wo ab Donnerstag heiße Maroni und Glühwein verkauft werden. Auf der anderen Seite des Platzes campiert seit Samstag eine Gruppe Flüchtlinge unter freiem Himmel. Die rund 30 Männer und Frauen protestieren mit einem Hungerstreik gegen die Bedingungen, unter denen die Asylbewerber in Bayern leben.

    Asylbewerber im Hungerstreik

    Die Bilder erinnern an eine Protestaktion vor eineinhalb Jahren, die für heftige Diskussion gesorgt hat. Damals war eine Gruppe Asylbewerber am Rindermarkt in München in den Hungerstreik getreten. Nachdem die Flüchtlinge dort mehrere Tage lang nichts getrunken hatten und einige von ihnen kollabiert waren, hatte der damalige Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) das Protestcamp räumen lassen.

    Drei Nächte haben die Flüchtlinge in diesem Jahr bereits in Schlafsäcken auf dem Platz neben der Trambahnhaltestelle verbracht. Die Münchner Polizei hat das Protestlager genehmigt, allerdings unter strengen Auflagen. Die Streikenden dürfen keine geschlossenen Zelte und andere Campingartikel verwenden, Holzpaletten gegen die Bodenkälte sind verboten. Die Flüchtlinge kauern, in Decken gehüllt, unter einem offenen Pavillon. Vor ihnen liegen Transparente. „Kein Mensch ist illegal“, steht darauf und „Hunger strike“. Am Montag sind einige der Streikenden schon sichtlich geschwächt. Am Dienstag klagten zwei junge Männer über Taubheitsgefühle in Armen und Beinen und wurden in ein Krankenhaus eingeliefert.

    Erste Annäherungen des Bürgermeisters scheiterten

    Die Flüchtlinge kommen aus verschiedenen Unterkünften in Bayern und anderen Bundesländern, einige waren schon auf dem Rindermarkt dabei. Sie fordern ein Bleiberecht und wehren sich insbesondere gegen ihre Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. „Lager sind Gefängnisse für uns“, heißt es in einem Protestschreiben. „Wir wollen hier leben“, betont die Gruppe.

    Auch Dieter Reiter (SPD) konnte die Streikenden am Montag nicht zur Aufgabe bewegen. Der Münchener Oberbürgermeister war am Mittag auf den Sendlinger-Tor-Platz gekommen und diskutierte gut eine halbe Stunde mit den Flüchtlingen. Reiter bot den Asylbewerbern an, sie in der Bayernkaserne in München unterzubringen, und stellte ihnen ein Gespräch mit Stadt, Staatsregierung und möglicherweise Vertretern der Bundesregierung in Aussicht, wenn sie ihren Protest beendeten. Das lehnte die Gruppe ab.

    Bevölkerung Bayerns reagiert unterschiedlich

    „Ich glaube, dass wir insgesamt das Thema Flüchtlinge mehr als Chance begreifen müssen“, sagte Reiter nach dem Gespräch zu Pressevertretern, stellte aber auch klar: „Ich habe den Protestsprechern gesagt, dass sie mit dem Hungerstreik Sachentscheidungen nicht verändern werden.“ Die Stadt hat das Protestlager offiziell bis 1. Dezember genehmigt. Solange sich die Versammlung nicht verfestigt und es bei den Flüchtlingen keine Anzeichen für eine ernste Gesundheitsgefährdung gibt, gebe es keinen Anlass zur Räumung.

    Die Aktion stößt bei der Bevölkerung auf unterschiedliche Reaktionen. Während einzelne Passanten laut ihren Missmut über den Protest äußern, unterstützen andere Münchner die Flüchtlinge. Ein Mann bringt in einer Tüte Decken und einen warmen Mantel, in einer Kiste steht eine Kanne mit heißem Tee. Hamado Dipama, Mitglied des Münchner Ausländerbeirats, zeigt Verständnis für die Streikenden. Anders, meint er, bekämen sie mit ihrem Anliegen kein Gehör.

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