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Freie Wähler: Warum TV-Richter Alexander Hold Bundespräsident werden möchte

Freie Wähler

Warum TV-Richter Alexander Hold Bundespräsident werden möchte

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    Fernsehrichter Alexander Hold wurde von den Freien Wählern als Kandidat für das Bundespräsidentenamt gewählt.
    Fernsehrichter Alexander Hold wurde von den Freien Wählern als Kandidat für das Bundespräsidentenamt gewählt. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Der aus Kempten stammende Jurist und bekannte TV-Richter Alexander Hold soll nach dem Willen der Freien Wähler nächster Bundespräsident werden. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger gab die Nominierung des 54-Jährigen, der auch Fraktionschef der Freien Wähler im Kemptener Stadtrat und Mitglied des Bezirkstags Schwaben ist, gestern bekannt. Die Zeit sei jetzt gekommen für einen „bürgernahen und glaubwürdigen Kommunalpolitiker als Repräsentanten Deutschlands“, erklärte Aiwanger. Im Landtag in München zeigten sich die anderen Parteien überrascht. Der Grund: In der Bundesversammlung, die im Februar kommenden Jahres den neuen Bundespräsidenten wählen wird, stellen die Freien Wähler nur zehn der rund 1240 Mitglieder. Ohne die Unterstützung anderer Parteien liegen Holds Chancen, tatsächlich gewählt zu werden, praktisch bei null.

    Den frisch gekürten Kandidaten stört das nicht. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Hold: „Die nackten Erfolgsaussichten sollten nicht das einzige Motiv sein, sich um ein politisches Amt zu bewerben. Wenn das so wäre, hätte die isländische Fußballnationalmannschaft gar nicht zur Europameisterschaft zu fahren brauchen.“ Und er beteuerte: „Ich trete sehr ernsthaft an mit dem Ziel, über Parteigrenzen hinweg glaubhaft und wählbar zu sein.“ Demokratie lebe davon, dass es demokratische Alternativen gebe.

    Alexander Hold als Bundespräsident: Reaktionen sind kritisch

    Auch Aiwanger pocht auf die Ernsthaftigkeit der Nominierung des prominenten TV-Richters und Talkshow-Gasts: „Hold ist kein Luftikuskandidat, sondern einer, der den Ernst des Lebens kennengelernt hat“, sagte Aiwanger. Er sei „ein Glücksfall für unser Land“, habe sich „als verantwortungsvoller Richter und engagierter Kommunalpolitiker der Freien Wähler“ einen „hervorragenden Ruf“ erworben und stehe für „positive, staatstragende Werte“.

    Mehrheitsbeschaffer für Kandidaten anderer Parteien wollen die Freien Wähler in der Bundesversammlung nicht mehr sein. Sie hatten zuletzt Horst Köhler und Joachim Gauck unterstützt. Einen Kandidaten, „der nach unwürdiger rot-rot-grüner Kungelei vorgeschlagen wird“, wollen die Freien als „politische Kraft der bürgerlichen Mitte“ keinesfalls mittragen, sagte Aiwanger und gab sich überzeugt, mit der Nominierung Holds die Messlatte für Kandidaten anderer Parteien hoch gelegt zu haben: „Wir haben leider keine Direktwahl des Bundespräsidenten. Da würden wir ihn durchbekommen.“

    Bei der CSU im Landtag fielen die Reaktionen kritisch aus. CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer, der Hold aus der Arbeit im Kemptener Stadtrat kennt, sagte: „In Anbetracht der wenigen Delegierten der Freien Wähler in der Bundesversammlung empfinde ich so etwas als reinen PR-Gag vor der Sommerpause.“ Diese Nominierung sei dem Amt nicht angemessen. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) sagte: „Ich denke, das Amt wird schon ein bisschen mehr hergeben.“ Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) wurde noch etwas deutlicher: „Ich kann zu dem Herrn nichts sagen, ich kenne ihn nicht, aber die Wahl eines Bundespräsidenten ist keine Spaßveranstaltung.“

    Alexander Hold spricht von "seltsamen Demokratieverständnis" bei Kritikern

    Etwas zurückhaltender gab sich SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher: „Ein Mitbürger erklärt sich bereit, politische Verantwortung zu übernehmen. Darauf mit Häme und Spott zu reagieren, wäre falsch.“ Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann reagierte mit Kopfschütteln: „Das ist doch ein reiner Zählkandidat. Ich weiß gar nicht, was das soll.“

    Hold nimmt derlei Kritik demonstrativ gelassen. Dass andere Parteien einen Gegenkandidaten begrüßen, sei schließlich nicht zu erwarten. Jemanden aber nur deshalb abzukanzeln, weil er kandidiere, zeuge von einem „seltsamen Demokratieverständnis“. Die Reaktionen außerhalb des Politikbetriebs, so Hold, seien jedenfalls durchweg positiv. „Mein E-Mail-Fach quillt über vor Glückwünschen.“ Die bisher einzig kritische Reaktion sei von seiner Mutter gekommen – „aber die steht allem, was mit Öffentlichkeit zu tun hat, kritisch gegenüber“.

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