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"Haus zur Schützenkultur": Schützen bekommen in Illerbeuren ein einmaliges Museum

"Haus zur Schützenkultur"

Schützen bekommen in Illerbeuren ein einmaliges Museum

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    Hier wird noch kräftig gebaut, am Haus der Schützenkultur.
    Hier wird noch kräftig gebaut, am Haus der Schützenkultur. Foto: Ralf Lienert

    Noch sind im „Haus zur Schützenkultur“ die Vitrinen leer und die Wände kahl. Doch bis zur Eröffnung am 10. Juli soll sich das neue Schmuckstück auf dem Gelände des Schwäbischen Bauernhofmuseums in Illerbeuren bei Memmingen mit Leben füllen. So sehen zumindest die Pläne von Museumsleiter Philipp Herzog aus, der das Projekt gestern der Öffentlichkeit vorstellte.

    Im Neubau mit der 700 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche wollen Herzog und seine Mitarbeiter auf drei Etagen das „Kulturphänomen Schützenwesen“ aufbereiten. „Die Ausstellung soll Hintergründe liefern, die alle ansprechen – nicht nur Schützen“, sagte Herzog. Ziel sei, alle Facetten und Epochen der Schützengeschichte darzustellen. Beim ersten Rundgang durch das Gebäude, in dem momentan Handwerker letzte Hand anlegen, gab Herzog Einblicke in die geplanten Ausstellungsbereiche.

    "Haus der Schützenkultur" eröffnet am 10. Juli

    Im lichtdurchfluteten Eingangsbereich, wo Herzog zufolge auch kleine Veranstaltungen stattfinden können, sollen ab Juli die Gäste empfangen werden. Im Erdgeschoss werde mit Originalobjekten die Geschichte der Schützen dargestellt. Interaktive Medienstationen sollen die Besucher in die Museumswelt einbeziehen. Insgesamt 30 davon sind über die Ausstellungsfläche verteilt.

    Was die Fertigstellung betrifft, sei man absolut im Zeitplan, sagte der schwäbische Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. 2014 fingen die Arbeiten an. Auch die Kosten in Höhe von 4,7 Millionen Euro würden nicht überschritten. Ein für Reichert wichtiger Bestandteil des neuen Hauses, das auf dem Grund einer ehemaligen Sägewerkshalle errichtet wurde, ist die Barrierefreiheit. Dazu wurde aus dem Späneturm, der an das Ausstellungsgebäude grenzt, eine Aussichtsplattform. Darin befindet sich ein Lift, mit dem alle Etagen auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen erreichbar sind.

    Im Untergeschoss dreht sich indes alles um die Entwicklung der Waffen. Um den Besuchern das Handwerk der Waffenproduktion zu veranschaulichen, wird die Werkstatt eines Büchsen- und Schaftmachers nachgestellt.

    Älteste Schützenscheibe ist von 1785 aus Memmingen

    An Anny Müller wird im Haus der Schützenkultur erinnert – eine der ersten Schützinnen.
    An Anny Müller wird im Haus der Schützenkultur erinnert – eine der ersten Schützinnen. Foto: Kutter/ Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel

    Der Großteil der Ausstellungsgegenstände wurde aus dem 1982 eröffneten „Schwäbischen Schützenmuseum“ übernommen, das im Pfarrstadel von Illerbeuren beheimatet war. Nach dem Tod des Ehrenbezirksschützenmeisters Bernhard Oberst ging die Sammlung, die heute zirka 8000 Exponate umfasst, 1997 in den Besitz des Bauernhofmuseums über. Nachdem der Pfarrstadel immer mehr Mängel aufwies, wurde mit den Planungen zu einem neuen Gebäude begonnen.

    Besonders stolz ist Museumsleiter Herzog auf das Obergeschoss mit dem „Scheibenhimmel“, bei dem Schützenscheiben an der Decke befestigt werden. Die älteste Scheibe, die ausgestellt wird, stammt aus Memmingen und datiert aus dem Jahr 1785. Daneben ergänzen Wimpel, Ketten und Orden diesen Teil der Ausstellung. Dort können sich die Besucher auch mit einem elektronischen Gewehr an einer Scheibe versuchen.

    Das „Haus zur Schützenkultur“ ist ein prestigeträchtiges Projekt. Zu Recht, wie der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather sagt. „Unser Landkreis steht für ein lebendiges Schützenwesen.“ Aber mit der Ausstellung seien nicht nur Allgäuer oder schwäbische Schützen angesprochen. Das Projekt sei deutschlandweit einzigartig, sagte Museumssprecherin Sandra Czaja. Die Schützen seien ein wichtiger Teil der süddeutschen Gesellschaftsgeschichte. Das betonte Bezirkstagspräsident Reichert. „Die Schützenvereine prägen Dörfer wie kaum jemand anders. Außerdem sind sie in der Jugendarbeit sehr aktiv“, sagte Reichert.

    Beteiligt am Projekt war auch der Bayerische Sportschützenbund. „Ein Tagesbesuch wird nicht reichen“, sagte Bezirksschützenmeister Karl Schnell, als er auf das Museum angesprochen wird. Dann sorgt er für den Lacher des Tages. „Ich hab’ schon mit meiner Frau ausgemacht, dass wir mit dem Wohnwagen herkommen.“

    Neben der Ausstellung wurde im „Haus zur Schützenkultur“ auch ein Seminarraum eingerichtet. Unter anderem sollen dort Vorträge und Seminare zum Thema Waffenrecht stattfinden. „Es gibt Leute, die uns nicht hold sind. Aber wir schulen unsere Leute so, dass eigentlich nichts passieren kann.“

    Das „Haus zur Schützenkultur“ soll am 10. Juli fertig sein.

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