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Interview
30.12.2019

Gunter Demnig will auch noch mit dem Rollator Stolpersteine verlegen

Seit 23 Jahren verlegt Gunter Demnig nun schon sogenannte Stolpersteine.
Foto: Christoph Kölle

Exklusiv Seit 23 Jahren verlegt der Künstler Gunter Demnig Gedenktafeln für NS-Opfer – in Memmingen nun die 75.000. Wie das Projekt begann und ob es je enden soll.

Einen Spachtel, etwas Betonmasse, einen Hammer und zwei Steine: Mehr braucht es an diesem Sonntag für den Künstler Gunter Demnig nicht, um an das Schicksal zweier Menschen zu erinnern. Der 72-Jährige verlegt in der Kalchstraße 11 in Memmingen zwei Stolpersteine und bringt damit zwei Namen von NS-Opfern zurück, wie er sagt. Seit 23 Jahren lässt er die Tafeln in Gehwege ein. 75.000 sind es an der Zahl. Im Interview spricht Demnig über seinen ersten Stein – der eigentlich illegal war – und den Besuch von Neonazis.

Herr Demnig, Sie haben Ihren 75000. Stein in Memmingen verlegt. Erinnern Sie sich denn noch an Ihren Ersten?

Demnig: Ja, natürlich. Den ersten Stolperstein habe ich 1996 in Berlin-Kreuzberg verlegt. Die Verlegung war damals illegal. Erst im Nachhinein wurde sie genehmigt. Ich fuhr mit dem Auto vor, parkte im Halteverbot, stellte zwei Pylonen auf und begann, die Steine einzusetzen. Es war eigentlich als Protestaktion gedacht. Doch die Reaktion der Berliner war gleich null.

Sie wurden 1947 geboren und gehören zur Nachkriegsgeneration. Inwiefern hat Sie diese Zeit als Künstler geprägt?

Demnig: Ich gehöre zu einer Generation, in der die Geschichtsbücher mit den Römern begannen und mit dem Kaiserreich endeten. Die Zeit des Nationalsozialismus war ein schwarzes Loch. Mein politisches Verständnis wurde von der 68er-Bewegung in Berlin geprägt. So begann ich mit künstlerischen Aktionen, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Mit Fassadenfarbe markierte ich 1990 den Weg, über den 50 Jahre zuvor 1000 Sinti und Roma zum Deportationsgleis abtransportiert wurden. Sie wurden von Köln direkt nach Buchenwald gebracht, wo sie vernichtet wurden.

Hätten Sie je gedacht, dass es so viele Stolpersteine werden?

Demnig: Nein, niemals. Als ich das Konzept 1993 erstmals entwarf, sagte der Kölner Pfarrer Kurt Pick zu mir: „Eine Million Steine wirst du nicht schaffen. Aber man kann ja klein anfangen.“ Auch wenn jeder Stolperstein ein Stein zu viel ist, freue ich mich über jeden Namen, den ich zurückbringen durfte. Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Die meisten Opfer haben weder Grab noch Grabstein. Mit dem Stolperstein haben die Angehörigen wenigstens einen Ort, an dem sie trauern können.

Auch mit seinen 72 Jahren geht der Künstler Gunter Demnig noch vor jedem NS-Opfer auf die Knie. Seit 23 Jahren verlegt Demnig nun schon sogenannte Stolpersteine. Den 75000. setzte er am Sonntag in Memmingen ein. Ans Aufhören denkt der gebürtige Berliner aber noch lange nicht.
Foto: Christoph Kölle

Wie kommt man auf 75.000 Steine?

Demnig: Indem ich kontinuierlich unterwegs bin – 270 Tage im Jahr. Manchmal besuche ich drei Orte an einem Tag. Es kam auch schon vor, dass ich in der Früh im Hotel aufgewacht bin und nicht wusste, in welcher Stadt ich war.

Oft kommen Angehörige zur Verlegung der Stolpersteine. Haben Sie Begegnungen oder Schicksale, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Demnig: Immer wieder. Das Verlegen der Steine wird niemals zur Routine. Jede Inschrift wandert zunächst als abstrakte Größe über meinen Rechner. Doch wenn ich dann vor dem Haus stehe und die Steine verlege, wird mir das Schicksal der Menschen erst so richtig klar. Natürlich überwiegt in diesem Moment erst mal die Trauer. Aber dann kommt auch die Freude hoch. Familienmitglieder haben sich wiedergefunden, Verwandtschaften wurden entdeckt: Es sind auf jeden Fall schon viele Tränen geflossen.

Warum ist es ein Stein im Boden und nicht eine Tafel an der Wand geworden?

Demnig: Tafeln an den Wänden hätten wahrscheinlich die meisten Hausbesitzer nicht mitgemacht. Deshalb habe ich mich für die Steine in der Erde entschieden. Kritik, dass man die Erinnerung mit Füßen tritt, halte ich für absurd. Auch im Petersdom in Rom läuft man über die Gräber von Päpsten.

Vor wenigen Monaten wurde ein Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Ist der Antisemitismus Ihrer Meinung nach in Deutschland größer geworden?

Demnig: In den 26 Jahren, in denen ich das schon mache, gab es erst ein mal Probleme bei der Verlegung von Stolpersteinen. Neonazis in Springerstiefeln marschierten auf und forderten, ich solle doch lieber an gefallene deutsche Soldaten erinnern. Ich sagte ihnen: Gründet einen Verein und macht das selber. Da sind sie wieder abgezogen. Nach Halle ist die Spendenbereitschaft für Stolpersteine stark gestiegen. Doch man muss auch sagen, dass das Interesse in Sachsen in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Doch auch so kommen wir mit der Herstellung kaum hinterher, da alle Steine per Hand gemacht werden.

Warum werden die Steine nicht maschinell beschriftet?

Demnig: Mir ist das sehr wichtig, dass die Platten nicht in einer Fabrik hergestellt werden. Auschwitz war eine Fabrik. Wir machen das alles selbst. Jeder Buchstabe wird in die Messingplatte eingehauen. Das braucht viel Konzentration und Kraft.

Wie lange möchten Sie noch Steine verlegen?

Demnig: So lange es möglich ist. Und wenn die Knie mal nicht mehr mitmachen, dann komme ich eben mit meinem Rollator und meinem eingebauten Hammer und verlege die Steine so. Wir haben eine Stiftung gegründet, damit mein Lebenswerk fortgeführt werden kann.

Zur Person: Gunter Demnig wurde 1947 in Berlin geboren. Die Stolpersteine, die er ins Leben rief, erinnern an Juden, Sinti und Roma und alle Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.

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