Heinrich Bedford-Strohm ist nicht nur das prägende Gesicht der evangelischen Kirche Bayerns, sondern auch Deutschlands. Letztgenanntes aber nur noch bis Herbst 2021. Dann wird er sein Amt als EKD-Ratsvorsitzender abgeben. Bis dahin muss er sich als Krisenmanager bewähren – und die Krise ist vielfältig.
Der zögerliche Umgang mit Missbrauchsfällen hat Vertrauen gekostet
Sie reicht vom Pandemie-Geschehen inklusive gesellschaftlicher Verwerfungen bis tief hinein in die Kirche und ihre Struktur, die reformbedürftig ist. Wie die katholische Kirche muss die evangelische den massenhaften Austritten und vor allem ihrem Bedeutungsverlust etwas entgegensetzen. Wie die katholische Kirche hat sie zu wenige Pfarrer. Wie in der katholischen Kirche haben Missbrauchsfälle und der zögerliche Umgang damit Glaubwürdigkeit gekostet.
Gerade was das Thema Missbrauchsaufarbeitung betrifft, muss auch Bedford-Strohm sich vorwerfen lassen, nicht entschieden genug gehandelt zu haben. Noch vor zwei Jahren äußerte er sich zum Beispiel skeptisch über eine umfassende Studie, die sexualisierte Gewalt innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland umfassend untersucht. Inzwischen ist einiges geschehen – ein weiterer wichtiger Schritt wird der Beschluss der Landessynode über ein sogenanntes Präventionsgesetz sein. Es schafft – endlich – einheitliche Regelungen im Umgang mit Missbrauchsfällen. Dennoch ist die katholische Kirche hier weiter. Peinlich, dass im Sommer der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung die EKD dafür öffentlich kritisieren musste.
Die nächsten Jahre werden ein Kraftakt für die Kirche
Und so kommen auf die evangelische Kirche höchst unruhige Zeiten zu. Während der Herbsttagung der Landessynode benutzte Bedford-Strohm am Montag häufig das Wort „Kraft“ – die nächsten Jahre werden in jeglicher Beziehung ein Kraftakt für die Kirche.
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