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Kommentar: Erfolg der Grünen könnte tragisches Ende nehmen

Kommentar

Erfolg der Grünen könnte tragisches Ende nehmen

Margit Hufnagel
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    Bei den Grünen ist die Freude groß.
    Bei den Grünen ist die Freude groß. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Ausgerechnet. Ausgerechnet die Grünen. Ausgerechnet jene Partei, die von der CSU jahrelang als Schauergestalt, als Kreatur gekreuzt aus langhaarigem Bürgerschreck und Öko-Ideologen bekämpft und belächelt wurde. Ihnen ist es gelungen, am Wahlabend den Schwarzen die Farbe aus dem Gesicht zu zaubern. Viele Menschen, die dem wertkonservativen, christlichen und liberalen Lager der CSU über Jahre die Treue gehalten haben, dürften am Sonntag bei der Bayern-Wahl den Grünen ihre Stimme gegeben haben. Als neue Werte-Partei inszenierten sie sich – und waren damit zumindest glaubwürdiger als die Konkurrenz.

    Die Stärke der Grünen resultiert freilich zu großen Teilen aus der Schwäche der anderen. Der Erfolg wuchs nicht nur in Bayern: Politik-Pragmatiker wie der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Grünen-Chef Robert Habeck stehen für den Schwur, dass auch eine zutiefst an eigenen Maximen orientierte Partei das Wohl eines Landes in den Blick nehmen kann.

    Und vor allem dabei einen Ton anschlagen kann, der aller politischen Schärfe zum Trotz die Grenzen des Anstands nicht überschreitet. Übersetzt hieß das für viele Wähler: Regierungsverantwortung demonstrieren – aber nicht um jeden Preis. Im Kontrast zum Dauer-Streit der Union war dies eine Strategie, die nun aufgeht.

    Die Grünen holen bei der Landtagswahl viele Prozente - aber regieren sie auch?

    Und die es den Nachwuchskräften Katharina Schulze und Ludwig Hartmann leichter gemacht hat, in diesem so ungewöhnlichen Wahlkampf Woche für Woche zuzulegen und mit dem Begriff „Volkspartei“ in einem Atemzug genannt zu werden. Der Aufstieg der Grünen muss daher die SPD fast noch mehr schmerzen als die CSU. Denn über kurz oder lang könnten sie die Sozialdemokraten dauerhaft als stärkste linke Kraft ablösen. Der Weg dahin ist seit Sonntag bereitet.

    Für die Grünen wird sich nun die Frage stellen, ob ihr ganz persönliches Märchen mit einem tragischen Ende schließt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Partei in Schönheit stirbt, ist hoch. So oder so. So sehr schwarz-grün für das bayerische Lebensgefühl stehen mag, so groß sind die Differenzen zwischen den Parteien. Verweigern sich die Grünen einer Koalition, bleiben sie auf der harten Oppositionsbank und können sich nur an einem Blick auf den Abend des 14. Oktober laben. Gehen sie eine Koalition ein, besteht die Gefahr, dass sie in Koalitionsverhandlungen zu viele ihrer Werte verraten. Und dann werden die Grünen tatsächlich die neuen Sozialdemokraten: Gescheitert am eigenen Pragmatismus.

    Mehr zur Landtagswahl 2018:

    • Neuigkeiten zur Landtagswahl in Bayern lesen Sie in unserem News-Blog.
    • Das Ergebnis und Hochrechnungen für ganz Bayern finden Sie hier, sobald sie vorliegen.
    • Hier geben wir eine Übersicht über die Wahlsendungen am 14. Oktober.
    • Alle Stimmkreis-Ergebnisse für den Wahlkreis Schwaben finden Sie hier.

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