Die bevorzugte Impfung von gesunden Lehrern führt zwangsläufig dazu, dass kranke Menschen länger warten müssen. Das kann nicht richtig sein.
Man stelle sich nur mal ein Wartezimmer vor, in dem Menschen der Impfgruppe 2 sitzen. Eine an Brustkrebs erkrankte Frau mit Chemotherapie. Ein Mann mit einer transplantierten Niere. Und ein Bub mit Trisomie 21. Die Tür geht auf und eine junge, kerngesunde Grundschullehrerin nimmt Platz. Fühlt sich irgendwie falsch an, dieser Gedanke? Entspricht aber der jüngsten Entscheidung der Gesundheitsminister, Lehrer in der Impfreihenfolge weiter nach vorn zu ziehen.
So provokant das Gedankenspiel auch ist, so deutlich bringt es das Problem auf den Punkt: Es werden Personengruppen auf eine Stufe gestellt, die sehr unterschiedlichen Risiken ausgesetzt sind. Die Gesundheitsminister argumentieren, Erzieher und Lehrer in Grund- sowie Förderschulen seien einem besonderen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Das mag so sein – doch ist das Risiko einer Ansteckung wirklich genauso einzustufen wie das Risiko einer schweren Erkrankung?
Impfplan im Kampf gegen Corona wird über den Haufen geworfen
War nicht von Anfang an das große – und richtige – Ziel im Kampf gegen Corona, diejenigen besonders zu schützen, die besonders gefährdet sind – von einer Erkrankung, nicht von einer Ansteckung? Auch und vor allem, um das Gesundheitssystem und die Intensivstationen nicht zu überlasten? Dieses Prinzip wird durch ständiges Verändern des Impfplans über den Haufen geworfen.
Jeder Erzieherin, jedem Lehrer ist die Impfung, wenn sie und er sie denn wollen, zu wünschen – aber nicht auf Kosten derer, die sie aus gesundheitlichen Gründen dringender benötigen. Auch wenn die Gesundheitsminister noch so betonen, dass durch die Entscheidung niemand nach hinten geschoben werden soll: Allein die Tatsache, dass nun deutlich mehr Menschen in der zweithöchsten Impfgruppe stehen, führt dazu, dass die Wartezeiten länger werden. Für diejenigen, denen eine schwere Erkrankung droht. Und für alle nachfolgenden – von denen nur kaum einer spricht, weil sie keine so starke Lobby haben wie Lehrer und Erzieher.
Hier lesen Sie unseren Pro-Kommentar: Lehrer früher impfen? "Impfung der Lehrer ist richtig"
Lesen Sie dazu auch: Priorität für Pädagogen: Das sind die Pläne für die früheren Corona-Impfungen
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Die Diskussion ist geschlossen.
Sie sprechen mir als Risikopatient aus der Seele.
Für mich ist diese Änderung inaktzeptabel !
Ich finde es richtig Lehrer und Erzieherinnen eine Impfung zu geben.
>> War nicht von Anfang an das große – und richtige – Ziel im Kampf gegen Corona, diejenigen besonders zu schützen, die besonders gefährdet sind ... <<
Eigentlich nicht...
Und wie im Pro Kommentar richtigerweise dargestellt wird, hat der Impfstoff von AstraZeneca nur eine Zulassung bis max. 64 Jahre.
Also um welche besonders gefährdete Menschen geht es hier überhaupt? Sicher nicht die Alten!
P.S. Der Zahnarzt meiner Frau hat erzählt, dass er sich bisher nicht bevorzugt zu Impfung anmelden konnte. Wenn man die aktuelle Online-Registrierung anschaut, fehlt tatsächlich ein Datenfeld "Arzt" - es wird nur besonders exponiertes Personal z.B. in Notaufnahmen und Onkologie genannt. Reaktion der Presse NULL (edit/mod/bitte sachlich bleiben)
Lieber Herr P.,
Ärzte sind in der Gruppe mit "höchster" oder "hoher Priorität" eingeordnet. Bei der Angabe der Gesundheitsdaten in der Online-Registrierung sind die Berufsgruppen und die einzelnen Fachrichtungen unter "Ich arbeite in einer Pflege- oder medizinischen Einrichtung" zu finden.
Freundliche Grüße
Vielleicht das als Indiz, dass es etwas komplizierter ist...
https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Hessische-Vertragsaerzte-erhalten-vorgezogene-Corona-Impfung-417324.html
>> Die bislang noch von den Corona-Schutzimpfungen ausgenommen niedergelassenen Ärzte in Hessen können sich an den beiden kommenden Wochenenden (27./28. Februar und 6./7. März) gegen SARS-CoV-2 impfen lassen. <<
https://www.blzk.de/blzk/site.nsf/id/li_corona-impfungen_hinweise_anmeldung_verfuegbarkeit_impfstoffe.html
>> Seit dem 15. Januar 2021 haben bayerische Zahnärzte und ihre Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) bei der Vergabe von Covid-19-Impfterminen aufgrund eines „sehr hohen Expositionsrisikos“ und der Aerosolbildung bei der Behandlung die höchste Priorisierungsstufe.
...
Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB) hat dem bayerischen Gesundheitsministerium auf Anforderung nun eine Liste mit Praxen zur Verfügung gestellt ... <<
Es geht über eine Liste und nicht über das Anmeldeportal.