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München:"Skandal im Sperrbezirk": Liebesdienste für Behinderte

München:"Skandal im Sperrbezirk"

Liebesdienste für Behinderte

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    Behinderte sollen künftig - auch innerhalb des Sperrbezirks - Prostituierte empfangen dürfen.
    Behinderte sollen künftig - auch innerhalb des Sperrbezirks - Prostituierte empfangen dürfen. Foto: DPA

    Eine Grünen-Stadträtin aus München kämpft dafür, dass Behinderte bald Prostituierte in ihren Wohnungen empfangen dürfen. Das Kreisverwaltungsreferat ist zu einer Lockerung der Verordnung bereit.

    Wer die aktuelle Diskussion in München verfolgt, dem klingt der Klassiker "Skandal im Sperrbezirk" in den Ohren. Denn in München wurde die Prostitution weitgehend aus dem Stadtgebiet verbannt. Das ist ein Problem für alle Behinderten, die weniger mobil sind und ihren sexuellen Bedürfnissen folglich in vielen Fällen nicht nachkommen können.

    Der Behindertenbeirat will diesen Zustand nicht länger akzeptieren und hat sich deshalb an die Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich gewandt. Sie setzt sich dafür ein, dass Behinderte bald Prostituierte in ihrer Wohnung empfangen dürfen - auch innerhalb des Sperrbezirks.

    Jetzt ist der Kreisverwaltungsausschuss am Zug. Am kommenden Dienstag wird dort über das Thema abgestimmt. Doch auch wenn sich eine Mehrheit findet, ist damit nur die erste Hürde genommen. Stimmt der Ausschuss für eine Änderung der Sperrbezirksverordnung, entscheidet die Regierung von Oberbayern.

    Wie diese zu dem Thema steht, ist unklar: "Ich bitte um Verständnis, dass wir derzeit keine Einschätzung des Antrages vornehmen, zumal der Meinungsbildungsprozess in der Landeshauptstadt München noch nicht abgeschlossen ist", äußert sich Pressesprecher Heinrich Schuster.

    Für Dietrich ist diese Haltung nur schwer verständlich. Schon jetzt ist sie gespannt, mit welcher Begründung die Regierung von Oberbayern "dieses menschliche Grundbedürfnis" verweigert. Trotzdem ist sie optimistisch. Schließlich kämpft sie seit Jahren gegen die Sperrbezirksverordnung, die sie "absurd" nennt. Bisher stieß sie auf taube Ohren, es ist das erste Mal, dass ihre Forderungen nun aufgegriffen wurde.

    Jetzt setzt sie auf die SPD-Fraktion. Ob die CSU dem Vorstoß zustimmt, ist unklar. Doch zumindest das Kreisverwaltungsreferat (KVR) lässt die Behinderten weiter hoffen. Allerdings nicht, wie ursprünglich von Dietrich vorgesehen, dass die Prostituierten die Betroffenen in ihren Wohnungen besuchen.

    Stattdessen schlägt das KVR vor, den Prostituierten den Zugang zu stationären Einrichtungen und betreuten Wohngruppen der Behindertenhilfe zu ermöglichen. Allerdings müsse die Heimleitung solchen Besuchen zustimmen.

    "Der Bedarf für qualifizierte sexuelle Dienstleistungen für Behinderte ist auf jeden Fall da", sagt Michael Machenbach. Der therapeutische Berater arbeitet bei Pro Familia und wird von Betroffenen häufig gefragt, wo es entsprechende Angebote gibt. Machenbach betont, dass es einen Bedarf "mit Niveau" gebe - entsprechend der ausgebildeten "Berührer/-innen", die beispielsweise in der Schweiz Behinderten Nähe und Intimität schenken. Von

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