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Bauarbeiten: München-Pasing wird der viertgrößte Bahnhof Bayerns

Bauarbeiten

München-Pasing wird der viertgrößte Bahnhof Bayerns

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    Der Bahnhof München-Pasing. Bild: Wagner
    Der Bahnhof München-Pasing. Bild: Wagner

    Stimmt nicht, dass Lärm die Leute immerzu vertreibt. Er zieht sie auch an. Im Schutz der Unterführung, auf dem Weg zu den Gleisen, haben sich ein paar Menschen versammelt, ältere Herren, die im Halbkreis hinter einer Glaswand stehen. Zwanzig lange Minuten stehen sie nun schon da und schauen nach draußen. Der Winter ist zurückgekehrt in die Stadt, Schneeflocken tanzen durch die Luft, doch das interessiert die Männer nicht. Ihr Blick heftet sich auf die beiden Bagger, die jenseits der Scheibe Steinplatten, Asphaltstücke und Bauschutt umherfahren und dabei gehörig Krach machen. Ab und an, sehr leise, hört man von Fern eine Durchsage, das Anrollen und Abfahren der Züge. Ach ja, richtig: Dies hier ist keine beliebige Großbaustelle. Dies ist der viertgrößte Bahnhof Bayerns.

    Seit zwei Jahren nun wird der Bahnhof München-Pasing umgebaut, und erst in knapp zwei Jahren, im Herbst 2012, sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Jetzt jedoch treten die Bauarbeiten in die heiße Phase. Jetzt lässt sich das Ausmaß der baulichen Veränderungen, in die die Bahn und die Stadt München gemeinsam 72 Millionen Euro stecken, erkennen. Und jetzt lassen sich die Unannehmlichkeiten benennen, die in den kommenden Wochen auf die 125 000 Menschen zukommen, die täglich den Bahnhof nutzen. Denn die Reisenden - unter ihnen Tausende Pendler, für die die Haltestelle Pasing der Umschlagpunkt hinein in die Stadt ist - müssen sich weiterhin auf Lärm und Umwege einstellen. Erst Ende des Jahres, so Bahn-Manager Heiko Hamann, wird "das neue Gesicht des Bahnhofs" vollständig zu sehen sein.

    Bis dahin ist noch einiges zu tun. Es wird ja nicht einzig der Bahnhof modernisiert. Das gesamte umliegende Areal wird umgestaltet: Die Bahnsteige werden ausgebaut, die Unterführung zu den Gleisen modernisiert, ein neues Terminalgebäude wird errichtet. Derzeit werden die Bahnsteige, an denen Regionalbahnen und Fernzüge halten, mit Rolltreppen, Aufzügen und einem neuen Dach versehen. Die Arbeiten an den beiden S-Bahn-Gleisen sind dagegen fertig, sie sind nun auf 96 Zentimeter erhöht. 42 Millionen Euro investiert die Bahn in den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs. In den kommenden Wochen wird deshalb immer wieder ein Teil der Unterführung gesperrt werden.

    Besonders hübsch war die noch nie, nun aber wirkt sie vollends trist und trostlos. Wer, von Augsburg kommend, am Gleis 8 aussteigt und seinen Koffer die alten Steintreppen runterhievt, steht in einem dunklen Tunnel mit aufgerissenen Wänden, bröckelndem Putz und freiliegenden Leitungen. Die Gepäckschließfächer sind verriegelt, der alte Ticket-Laden ist zugesperrt. Wer noch einen schnellen Kaffee will, bevor er etwa mit der S-Bahn weiter fährt, muss hinaus auf dem Bahnhofsvorplatz. Dort findet man nun das Café Rischart. Zusätzlich wird ab März ein neues Bahnhofsterminal für all jene Läden und Geschäfte gebaut, die bisher im Bahnhof untergebracht waren. Schon in den kommenden Wochen beginnt der Abriss der Verkaufsflächen, die sich hinter dem historischen Bahnhofsgebäude erstrecken - dort entsteht das neue Gebäude. Nötig wurde es, weil zwischen dem alten Bahnhofsgebäude und den Gleisen künftig eine neue Straßenführung, die Nordumgehung Pasing, verläuft, welche das Pasinger Zentrum und den Marienplatz vom Durchgangsverkehr entlasten soll. Die Bahn-Fahrgäste müssen diese dann unterqueren.

    Bis es so weit ist, dauert es allerdings noch ein Weilchen. An diesem Morgen schaffen die Bagger erst mal Bauschutt beiseite. Drinnen im Empfangsgebäude, im modernisierten Reisezentrum, steht eine Gruppe beisammen, Jugendliche auf der Fahrt irgendwohin. Die frühen Pendlerströme sind versiegt, die Menschen drängen nicht mehr so schlimm durch die Unterführung, wie sie es zu den Stoßzeiten zwischen sieben und acht Uhr morgens tun. Wenn man jetzt ein bisschen Muße hätte, einen sentimentalen Blick auf schweres Baugerät - man könnte sich zu den älteren Herren stellen und mit ihnen die Bagger bestaunen.

    Aber irgendwie ist es dann doch zu kalt dafür. Und zu laut. Jan Chaberny

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