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Oberallgäu: Der Luchs ist nach 150 Jahren zurück im Allgäu

Oberallgäu

Der Luchs ist nach 150 Jahren zurück im Allgäu

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    Eine Wildkamera im Allgäu fing dieses Bild ein, das nach Einschätzung von Experten vermutlich einen Luchs zeigt.
    Eine Wildkamera im Allgäu fing dieses Bild ein, das nach Einschätzung von Experten vermutlich einen Luchs zeigt. Foto: Kai Bomans

    150 Jahre lang waren die Luchse aus den Allgäuer Wäldern verschwunden, nun gibt es offenbar mindestens ein Tier: Im Raum Bad Hindelang ist nach Überzeugung von Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting ein Fotonachweis gelungen. Er spricht von einer „kleinen Sensation“. Da mehrere Rehe gerissen wurden, habe man schon länger vermutet, dass ein Luchs in der Region unterwegs ist.

    Ein Problem sehen darin weder der Forstbetrieb Sonthofen noch der Bund Naturschutz oder der Kreisjagdverband Oberallgäu. Der Luchs verhalte sich anders als der Wolf, Weidetiere und Menschen seien durch ihn kaum bedroht.

    In Bayern leben insgesamt rund 70 Luchse

    Aus dem Alpenraum ist der Luchs nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt Ende des 19. Jahrhunderts verschwunden. Nach und nach wurden die Tiere im Freistaat aber wieder angesiedelt, vor allem im Bayerischen Wald haben sie sich etabliert. Zwischen Mai 2017 und April 2018 wurden in Bayern 47 selbstständige Luchse und 22 Jungtiere erfasst. Im Allgäu dagegen gab es von den Katzen nur vereinzelte Spuren, sagt Oetting. Bis jetzt.

    Er freut sich über den ersten Nachweis des Tieres in der Region seit 150 Jahren und hofft auf eine baldige genetische Probe. „Das wäre spannend“, sagt er. Denn bislang ist unklar, woher das Tier kommt und ob es sich um ein männliches oder weibliches Exemplar handelt. Die Behörden seien informiert, jetzt gelte es abzuwarten. Große Diskussionen, wie es sie nach Wolfsichtungen oft gibt, erwartet er nicht. Auch der Kreisjagdverband und der Bund Naturschutz sehen keinen Grund dafür.

    Die Hauptbeute des Luchses sind Schalenwildarten wie Rehe oder Gämse, aber auch Hasen, Wildschweine und Kleinsäuger stehen auf seinem Speiseplan. Jäger haben die Tiere früher als Konkurrenz betrachtet, was ein Grund für deren Ausrottung gewesen ist, sagt Luchs- Experte Uwe Friedel vom Bund Naturschutz. „Luchse hatten damals ein schlechtes Image, sie wurden oft als gefährlich und blutrünstig dargestellt, aber das sind sie nicht.“ Für die Weidetierhaltung seien die Katzen kaum eine Gefahr. „Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Luchs ein Rind attackiert hätte“, sagt Friedel. Bei der Gatterhaltung von Wild könne es aber unter Umständen zu Problemen kommen.

    Das bestätigt Heinrich Schwarz, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Oberallgäu. Jetzt im Frühjahr entspanne sich die Situation, bei der Fütterung in den kalten Monaten stellten aber gerade Rehe ein leichtes Opfer dar. Schwarz sagt allerdings auch: Solange die Population gering bleibt, sehen die Jäger in dem Luchs kein großes Problem. „Die Tiere fressen jede Woche etwa ein Reh und haben einen großen Aktionsraum.“ Nur wenn sich der Bestand an Luchsen drastisch erhöhe, könne die Lage im Zusammenspiel mit den Wölfen schwierig werden.

    Luchse beanspruchen ein riesiges Revier für sich

    Davon ist derzeit aber noch keine Rede. Nach Angaben von Oetting wurde im Allgäu bislang nur der eine Luchs nachgewiesen, wenn überhaupt gebe es maximal ein oder zwei weitere Tiere in der Region. Luchse seien Einzelgänger, vor allem in der Dämmerung und nachts unterwegs und hätten große Reviere: Ein Kuder, also ein männliches Tier, brauche etwa 200 bis 300 Quadratkilometer, einer Kätzin reichten 50 bis 150. „Ein kleines Revier eines Weibchens entspricht etwa einem schönen Allgäuer Bergtal“, sagt Oetting. Aber egal wie viel Platz er braucht, für den Menschen stelle der Luchs keine Gefahr dar. Die Katzen seien extrem scheu. Auch dort, wo es viele der Tiere gibt, etwa in weiten Teilen Skandinaviens, zeigten sie sich nicht in Dörfern.

    Vonseiten des Landesamtes für Umwelt heißt es ebenfalls: „Der Luchs ist von Natur aus vorsichtig und weicht dem Menschen aus.“ Die Tiere erreichten etwa die Größe von Schäferhunden und würden bis zu 26 Kilogramm schwer. Den Katzen mit dem kurzen Stummelschwanz und den Pinselohren während eines Spaziergangs im Wald zu begegnen, sei sehr unwahrscheinlich. So sieht es auch Luchs-Experte Friedel: Alte Zeichnungen, wonach Luchse auf Bäumen säßen und Waldbesuchern auflauerten, entsprächen nicht der Realität.

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