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Oktoberfest 2017: Der Streit um den Bierpreis auf der Wiesn eskaliert

Oktoberfest 2017

Der Streit um den Bierpreis auf der Wiesn eskaliert

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    Was darf die Maß Bier kosten? Darüber streiten sich aktuell die Wiesn-Wirte.
    Was darf die Maß Bier kosten? Darüber streiten sich aktuell die Wiesn-Wirte. Foto: ndreas Gebert/dpa (Symbolbild)

    Der Bierpreis auf dem Oktoberfest ist in München alljährlich ein Politikum. Doch dieses Jahr ist über den Preis für den Liter Gestensaft ein Zank mit den Wirten ausgebrochen, der die ganze Stadt beschäftigt und auch das Rathaus erschüttert. Wiesn-Chef Josef Schmid will den Höchstpreis für die Maß für drei Jahre bei 10,70 Euro einfrieren, dem Höchstpreis des Vorjahres. Das bringt die Wirte zum Kochen - und hat zusätzlich die Stimmung zwischen SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter und seinem CSU-Vize abgekühlt. 

    Schmid plant eine Wiesn-Reform

    So hat sich der Bierpreis auf der Wiesn entwickelt

    1971 kostete die Mass Bier nur höchstens 2,95 D-Mark.

    1975 waren es 3,75 Mark.

    1980 stieg der Preis auf 4,90 Mark.

    Bis zu 6,30 Mark musste man 1985 bezahlen.

    1990 war der Spitzenpreis bei 7,55 Mark.

    1995 kletterte der Mass-Preis auf 10,40 Mark.

    2000 waren es schon stolze 12,60 Mark.

    2005 gibt es den Euro und die Mass kostet bereits 7,25 Euro.

    Bis zu 8,90 Euro musste man im Jahr 2010 für sein Wiesn-Bier hinblättern.

    Und wieder ging es rund 40 Cent hinauf. 2012 ist der Preis für eine Mass bei teuren 9,50 Euro.

    2013 kostete eine Mass zwischen 9,40Euro und 9,85 Euro.

    2014 wurde auf dem Oktoberfest erstmals die 10-Euro-Marke für eine Mass Bier geknackt! In manchen Zelten lag der Preis für einen Liter Bier bei 10,10 Euro. Die billigste Mass gab es für 9,70 Euro.

    Unter 10 Euro gab es im Jahr 2015 kein Bier mehr auf der Wiesn: Die günstigste Mass lag bei 10 EUro, die teuerste bei 10,40 Euro. Im Durchschnitt kostete ein Liter Bier 10,22 Euro.

    Um 3,11 Prozent ist der Bierpreis im Jahr 2016 gestiegen: Die Mass kostete zwischen 10,40 und 10,70.

    Der Bierpreisdeckel ist Teil von Schmids Wiesn-Reform, die vor allem die Wirte trifft. Über eine Umsatzpacht will er ihnen tiefer in die Tasche greifen und die Millionen herausholen, die er für zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen auf der Wiesn wegen der Terrorgefahr braucht. Als Ausgleich für die Wirte will er die Wiesn einen Tag verlängern.

    Vergangene Woche verdonnerte OB Reiter seinen Stellvertreter, den Konflikt mit den Wiesn-Wirten rasch zu lösen. Schmid solle "unverzüglich" alle Beteiligten zu einem sachlichen Gespräch an den Tisch zu holen. "Die Art und Weise der derzeit ausschließlich über die Medien geführten Auseinandersetzung ist unwürdig, nicht zielführend und schadet dem Ansehen der Stadt München", warnte der OB. Schmid konterte, er brauche weder Nachhilfe in Dialogfähigkeit noch sonstige Hinweise, "mit wem ich wann zu sprechen habe". Wenn sich "unser Kooperationspartner" zu seinen Vorschlägen äußere, erwarte er zumindest, dass er inhaltlich Stellung beziehe. 

    Reiter war Schmids Vorgänger als Wiesn-Chef; bei der Kommunalwahl konkurrierten die beiden um den Chefsessel im Rathaus. Nun arbeiten sie zusammen, weil es für die SPD allein zum Regieren nicht mehr reichte. Nicht zum ersten Mal geraten die Bündnispartner, die ohnehin nicht ganz leicht zusammenfanden, wegen der Wiesn aneinander. Im vergangenen Jahr brachte Schmid zunächst wegen der SPD seinen Plan nicht durch, die Wiesn mit mobilen Zäunen absperrbar zu machen. Unter dem Eindruck des Amoklaufes wurden die Zäune dann doch angeschafft.

    Der Konflikt um den Bierpreis eskaliert

    Am Dienstag eskalierte der Konflikt mit den Wirten weiter. Schmid sagte nach Äußerungen von Wirtesprecher Toni Roiderer in der Münchner "Abendzeitung" erzürnt ein Gespräch ab. Roiderer warf Schmid dort unter anderem vor, "despotisch" zu sein. Mit seinen persönlichen Angriffen habe Roiderer die Basis einer sachlichen Diskussion zur Reform des Oktoberfestes verlassen, ließ Schmid wissen. Roiderer, für pointiert-deftige Aussagen bekannt, betonte daraufhin: "Wir suchen das Gespräch mit der Stadt, damit wir einen Weg finden, wie wir aus dieser Sackgasse herauskommen."

    Schmids Bierpreisvorschlag stößt bei den Wiesnfans offenbar auf Wohlwollen, jedenfalls stimmten bei einer Online-Umfrage der "Bild"-Zeitung mit rund 3500 Teilnehmern 84 Prozent dafür. Doch er hat Tücken. Eine behördlich verordnete Preisgrenze habe nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun, sondern sei Populismus, hatte Roiderer zu Beginn der Debatte den Vorschlag gegeißelt. "Das schützt nur den Biertrinker." Familien müssten womöglich tiefer in die Tasche greifen, weil Hendl, Würste und Brezen umso teurer werden könnten. 

    Fünf Millionen Euro für Sicherheit auf der Wiesn

    Wie die Ausgaben von geschätzten fünf Millionen Euro für die Sicherheit auf der Wiesn hereingeholt werden können, die 2016 vor allem durch zusätzliche Ordner entstanden, wird im Rathaus schon länger diskutiert. Eine Zeit lang kursierte ein Vorschlag, der genau gegenläufig zu Schmids Plan die Kosten mit einem Aufschlag aufs Bier finanzieren wollte. Inzwischen mag sich dazu niemand mehr äußern.

    Im Mai will der Wirtschaftsausschuss über Schmids Vorschläge entscheiden. Eines hat der Wiesn-Chef mit ihnen auf jeden Fall geschafft: Den Sprung auf den Nockherberg. Beim traditionellen Starkbieranstich verglich Luise Kinseher als Mama Bavaria in ihrer Fastenpredigt Schmid mit dem Volkshelden "Schmied von Kochel". "Er hat gewagt, was sich in der Geschichte Bayerns noch nie jemand zu wagen getraut hat", lobte sie. Allerdings sei die Idee der Bierpreisbremse nicht ausgereift, schließlich sei am zweiten Wiesn-Sonntag Bundestagswahl. Deshalb müsse es Freibier geben - "das wichtigste Element bayerischer Demokratie". dpa

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