Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

"Rock am Ring": Party ohne Terrorangst bei "Rock am Ring" in Nürnberg

"Rock am Ring"

Party ohne Terrorangst bei "Rock am Ring" in Nürnberg

    • |
    Crowdsurfing statt Anschlagsangst: Beim Nürnberger Musikfestival „Rock im Park“ ließen sich die 85000 Besucher nicht vom Terroralarm beim Zwillingsfestival „Rock am Ring“ die Laune verderben.
    Crowdsurfing statt Anschlagsangst: Beim Nürnberger Musikfestival „Rock im Park“ ließen sich die 85000 Besucher nicht vom Terroralarm beim Zwillingsfestival „Rock am Ring“ die Laune verderben. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Statt lauter Rockmusik der Toten Hosen ertönt beim Nürnberger „Rock im Park“ zunächst die Stimme eines Festivalmitarbeiters: „Wegen einer terroristischen Bedrohungslage wird ,Rock am Ring‘ für heute unterbrochen.“ Die Konzerte beim bayerischen Schwesterfestival „Rock im Park“ würden aber wie geplant weitergehen, sagt er. Allerdings wurde das Festivalgelände auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg am Samstagmorgen mit zahlreichen Sprengstoff-Spürhunden abgesucht.

    Ob das eine außergewöhnliche Maßnahme oder Routine war, wollte die Polizei „aus einsatztaktischen Gründen“ nicht sagen. „Nach unserer Bewertung sprechen wir weiterhin davon, dass sich keine geänderte Gefährdungslage ergeben hat“, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag. Unter den Eindrücken der Terroranschläge der vergangenen Monate waren die Sicherheitsvorkehrungen für das Musikfestival ohnehin deutlich verschärft worden. Bei der Anreise am Donnerstag mussten die Gäste in sehr langen Schlangen vor den Eingängen ausharren, weil sämtliche Taschen genau durchsucht wurden. Auch beim Weg zu den Bühnen gab es dieses Jahr neue Regeln: Es ist verboten, Taschen, Rucksäcke und „Behältnisse aller Art“ auf das Festivalgelände mitzunehmen.

    Probleme habe es dadurch nicht gegeben, sagte Veranstaltungsleiter Martin Reitmeier. „So wie die Besucher das angenommen haben, das ist echt der Wahnsinn.“ Für Reitmeier hängt das auch mit der Kommunikationsstrategie zusammen. „Wir wollen einen Gast, der gut informiert ist und der weiß, wo er seine Infos herbekommt“, sagte er. Trotz des Terroralarms beim rund 400 Kilometer entfernten „Rock am Ring“ (siehe auch auf der Seite Politik)blieben die bayerischen Fans völlig gelassen.

    Volles Haus auch bei Rock im Park in Nürnberg.
    Volles Haus auch bei Rock im Park in Nürnberg. Foto: Daniel Karmann (dpa)

    „Einige unserer Kameraden an den Bühnen haben berichtet, dass sie es noch nie so ruhig und gesittet erlebt haben“, sagte Jürgen Kohl vom Bayerischen Roten Kreuz. „Und das in einer Situation, in der man nicht davon ausgehen konnte.“

    „Lasst euch nicht verunsichern, alles ist in Ordnung“, rief auch Tote-Hosen-Sänger Campino den Zuschauern am Ende eines zweistündigen Konzerts zu. Die 85000 Gäste schienen ohnehin kaum besorgt. „Wenn, dann habe ich Angst, dass die Konzerte abgesagt werden – dass etwas passiert, glaube ich nicht“, sagte eine junge Besucherin und brachte damit die Meinung vieler auf den Punkt. Einen Höhepunkt stellte in der Nacht auf Samstag die Chemnitzer Band Kraftklub dar. Die fünf Bandmitglieder ließen sich auf der Bühne von rund 60 Tänzerinnen unterstützen und sorgten so für eine beeindruckende Show.

    Am zweiten Tag von „Rock im Park“ war der Auftritt von System of a Down der Besuchermagnet: Die Band sorgte mit vielen alten Hits für Jubel und wilde Pogo-Tänze im Publikum. Eine Bühne weiter schaffte die Kölner Band Annenmaykantereit mit etwas ruhigeren Tönen eine gemütliche Lagerfeuer-Atmosphäre, ehe Macklemore & Ryan Lewis vor allem den jüngeren Gästen einheizten. Das Highlight war der Auftritt von Rammstein am Sonntag, auf den die Nürnberger Besucher anders als die des Schwesterfestivals nicht verzichten mussten.

    Das Festival "Rock am Ring"

    Seit 1985 steigt das Festival "Rock am Ring" in der Eifel.

    Mit kurzer Pause wurde es fast drei Jahrzehnte an der legendären Rennstrecke Nürburgring ausgetragen.

    2015 und 2016 rockten die Fans dann am nur rund 30 Kilometer entfernten Flugplatz Mendig. Der Name "Rock am Ring" blieb jedoch.

    Seit diesem Jahr findet das Festival wieder an seinem angestammten Platz statt.

    Das Zwillingsfestival "Rock im Park" geht seit Jahren zeitgleich in Nürnberg über die Bühne. Die Bands werden in der Regel für beide Festivals engagiert.

    Beide Spektakel an Pfingsten sind nach Angaben der Veranstalter mit insgesamt rund 175.000 Besuchern restlos ausverkauft.

    Rund 87.000 Musikfans wollten die Eifel ab Freitag drei Tage lang erbeben lassen. Als Höhepunkt am Eröffnungstag galt der Auftritt von Rammstein, der am späten Abend (22.30 Uhr) beginnen sollte.

    Insgesamt sollten rund 85 Bands auf vier Bühnen den legendären Nürburgring rocken, darunter die Toten Hosen als Headliner am Samstag und System Of A Down am Sonntag.

    Die Veranstalter hatten mit Blick auf den Terroranschlag in Manchester "gründliche Einlasskontrollen und Bodychecks" angekündigt.

    Taschen und Rucksäcke auf dem eigentlichen Festivalgelände wurden untersagt. An den drei Tagen sollten mehr als 1200 Polizeibeamte am Nürburgring präsent sein - auch in Zivil.

    AZ/dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden