
Bayerischer Lehrerverband will ein Gymnasium ganz ohne Klassen


Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband will eine Mittelstufe, in der jedes Kind seinen eigenen Stundenplan hat – und seinen eigenen Lehrer. Wie das funktionieren soll.
Bayerns Bildungsvertreter diskutieren noch darüber, ob Gymnasiasten im Freistaat künftig acht oder neun Jahre zur Schule gehen sollen. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) kommt jetzt mit einem ganz neuen Vorschlag: Es dürften auch gerne zehn Jahre sein.
Flexibles Modulsystem statt starrer Stundenpläne
Gestern hat Präsidentin Simone Fleischmann in München ein Konzept vorgestellt, das das Gymnasium „raus aus der Sackgasse“ führen soll. Die Zukunft liegt für den Verband in einem Modulsystem, in dem feste Stundenpläne und sogar Jahrgangsstufen nach der sechsten Klasse quasi aufgelöst werden. Unter anderem soll jeder Schüler eine Art persönlichen Lehrer bekommen, der seine Leistung in den einzelnen Fächern genau kennt und ihn beim Stundenplan berät. Ob sich ein Schüler für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 vier, fünf oder sechs Jahre Zeit lässt, sei zweitrangig. Das hieße zum Beispiel, dass in einem Fach auch mal Neuntklässler mit weniger starken Zehntklässlern lernen.
Für das flexible Modell erfindet der BLLV eine ganze Reihe neuer Bausteine, die ein Schüler jedes Jahr neu kombinieren kann. Weil das etwas kompliziert zu erklären ist, hier ein Überblick:
Fachmodule sind die normalen Fächer des G-8-Lehrplans. Die Schüler lernen gemeinsam in derselben Geschwindigkeit. Wer jedes Jahr alle Fachmodule wählt, verlässt das Gymnasium wie bisher nach acht Jahren.
Plusmodule setzen bei den Stärken und Interessen eines Schülers an. Will er etwa in Mathematik über den Lehrplan hinaus etwas lernen, wählt er in einem beliebigen Schuljahr ein Plusmodul.
Fördermodule sollen dem Schüler helfen, seinen Wissensmangel in einzelnen Fächern aufzuholen.
Projektmodule sind für fächerübergreifende Aktionen reserviert. Die Schüler tauchen in ein Thema ein und erstellen Projektarbeiten.
Brückenmodule schließlich wählt ein Schüler, wenn er in einem Fach besonders gut ist, sich aber für die Mittelstufe mehr Zeit lassen will. Bei Sprachen zum Beispiel erlangt man mehr Routine durch bloßes Sprechen. Neuer Stoff folgt erst im Jahr darauf.
Was sagt Bayerns Kultusminister Spaenle zu dem Vorschlag?
BLLV-Präsidentin Fleischmann betonte gestern, dass erfahrene Stundenplaner verschiedene Szenarien durchgespielt hätten. Das Modulsystem sei an jeder Schule gut umsetzbar. Allerdings, das räumt die Präsidentin ein, funktioniere das Konzept wie jede Neustrukturierung nicht ohne zusätzliche Kosten. „Wir fordern, dass die 1500 Stellen wieder besetzt werden, die im Zuge des G8 gestrichen wurden.“
Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) äußerte sich gestern nicht weiter zu den revolutionären Vorstellungen des BLLV. In einer Pressemitteilung hieß es lediglich, der Minister verstehe den Entwurf als „Beitrag für den Dialogprozess zur Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums“. Bis zum Jahreswechsel will Spaenle selbst vorgeben, wie das Gymnasium künftig aussieht. Im Moment ist der Plan, dass jede Schule selbst entscheidet, ob sie das Abitur in acht oder neun Jahren anbietet.
Die Diskussion ist geschlossen.
Das klingt nach „Waldorfschule“ . . . „ Die Privatschule ist staatlich genehmigt und folgt den pädagogischen Konzepten Rudolf Steiners, die sich unter anderem darin widerspiegeln, dass sich der Ausbildungsbereich von der Grundschule bis zum Abitur erstreckt und besonderer Wert auf ein breites künstlerisches und praktisches Fächerangebot gelegt wird. Jeder Schüler durchläuft die gesamte Schullaufbahn in der Gemeinschaft seiner Klasse – eine Nichtversetzung wie bei anderen Schulformen kommt hier nicht vor“ . . .
Ja, das wäre/ist der richtige Weg.
Endlich, kann man dazu nur sagen. Bayern geht endlich mit kleinen Schritten den richtigen Weg und legt seinen Starrsinn im strengen Schulwesen ab.
Ich weiß noch aus meiner Schulzeit und auch aus der meiner Kinder hier in Nördlingen: Klassenkameraden/Innen, für die es langsam zu schnell und zu schwer wurde – sie wechselten ins Gymnasium nach Bopfingen/Württ. – 11 km von Nördlingen entfernt. Dort war der Lehrstoff besser zu bewältigen. Vielleicht auch der Unterricht humaner.