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Aus für die Obstwiese: Streuobstwiesen in Bayern schrumpfen

Aus für die Obstwiese

Streuobstwiesen in Bayern schrumpfen

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    Private Initiativen können die Streuobstwiesen in Bayern retten.
    Private Initiativen können die Streuobstwiesen in Bayern retten. Foto: Rolf Schultes, dpa

    1965 gab es in Bayern rund 20 Millionen Streuobstbäume, davon sind heute nach Erhebungen der Landesanstalt für Landwirtschaft sechs Millionen Bäume übrig. Das bedeutet einen Rückgang um 70 Prozent. Dieser Verlust vom Menschen geschaffener Kulturlandschaften sei erschreckend, sagt Rainer Mendle vom Fachzentrum Agrarökologie am Landwirtschaftsamt in Krumbach.

    Obstbaumschwund: Halbierung in 20 Jahren

    Doch nicht nur der Obstbaumschwund sei besorgniserregend, sondern auch deren Altersstruktur: So sind etwa die Hälfte der Bäume älter als 50 Jahre. Wegen dieser Zahlen muss laut den Forschern in den nächsten zehn bis 20 Jahren mit einer weiteren Halbierung der Streuobstbestände in Bayern gerechnet werden.

    Streuobst hat wirtschaftliche Bedeutung verloren

    Das sind Streuobstwiesen

    Auf Streuobstwiesen stehen verschiedene Obstbäume wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder gar Walnüsse verstreut.

    Wegen ihrer Artenvielfalt tragen sie zum Erhalt der genetischen Vielfalt für Tiere und Pflanzen bei.

    Die Nährstoffknappheit durch die fehlende Düngung und seltene Mahd bewirken, dass keine Pflanzenart überhand nehmen kann.

    Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten leben auf Streuobstwiesen.

    Sie sind Lebensraum vieler vom Aussterben bedrohter Vogel-, Käfer- und Schmetterlingsarten und bieten ihnen Nahrung, Nist- und Rastplatz.

    Baumhöhlen sind für Insektenarten sowie für Höhlenbrüter (Steinkauz, Wendehals, Grün- und Buntspecht) ein selten gewordener Lebensraum.

    Auch Baumschläfer, Siebenschläfer, Haselmaus und Fledermäuse nutzen die alten Bäume als Quartier.

    Streuobstbestände liefern als Windbremse und Schattenspender einen Beitrag zum Klimaausgleich.

    Die Wiesen gelten als Arche Noah für alte Obstsorten.

    Die Hölzer der Streuobstbäume sind für den Möbelbau und auch zum Bau von Musikinstrumenten gesucht.

    Eine Ursache sei auch der Verlust der wirtschaftlichen Bedeutung des Streuobstes. Das Marktobst wird heute fast ausschließlich im gewerblichen Obstbau erzeugt. Wegen des vernetzten Weltmarktes ist das ganze Jahr über - neben industriell hergestellten Verarbeitungsprodukten wie Saft oder Mus - Tafelobst im Handel verfügbar.

    Genreserve für alte Obstsorten

    Streuobstbestände liefern als Windbremse und Schattenspender einen Beitrag zum Klimaausgleich. Am Hang können sie als Bodenverfestiger vor Erosion schützen. Die Wiesen gelten als Arche Noah für alte Obstsorten. Mehr als 1200 Apfel-, 1000 Birnen-, 250 Kirsch- und 320 Zwetschgensorten sind bekannt. Einige eignen sich als Tafelobst, andere sind besonders resistent gegen Pilz- und Schädlingsbefall. Neben dem Obst ist auch Honig ein typisches Streuobstwiesenprodukt. Die Imker stellen ihre Bienenvölker gerne neben solche Wiesen, die vor allem auf die Apfelblüte fliegen.

    Die Hölzer der Streuobstbäume sind für die spezielle Möbelerzeugung und auch zum Bau von Musikinstrumenten gesucht und werden zumeist gut bezahlt. Ferner unterstützen Streuobstwiesen den Erholungswert und die Kulturgeschichte einer Landschaft.

    Pflanzaktionen würden helfen

    Nach Meinung von Stefanie Lange vom Fachzentrum Agrarökologie ist es daher wichtig, Pflanz- und Bürgeraktionen zum Erhalt und Pflege alter Bäume und Sorten umzusetzen.

    Das Fachzentrum berät mit der Aktion "Streuobst 2000 Plus" jegliche Art von regionalen Initiativen und fördert die Vermarktung der Produkte. Eine eigene Förderung zur Anlage oder Pflege von Streuobstbeständen gibt es derzeit aber nicht. AZ

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