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Hitze: Tödlicher Badespaß: Heuer schon 30 Opfer in Bayern

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Tödlicher Badespaß: Heuer schon 30 Opfer in Bayern

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    Nur noch tot konnten Einsatzkräfte einen 26-Jährigen aus dem Kuhsee bergen. Bild: Kaya
    Nur noch tot konnten Einsatzkräfte einen 26-Jährigen aus dem Kuhsee bergen. Bild: Kaya

    Augsburg Ein 26-Jähriger ertrinkt am Sonntagabend im Augsburger Kuhsee. Am Freitagabend kommt eine 81-Jährige beim Baden im benachbarten Weitmannsee ums Leben. Das sind zwei von insgesamt 30 tödlichen Badeunfällen im Freistaat in nur sieben Wochen. Allein am vergangenen Wochenende vermeldete die Bayerische Wasserwacht sechs Badetote.

    "Die Zahl ist in einem so kurzen Zeitraum leider ungewöhnlich hoch", sagt Martin Rabl, Geschäftsführer der Wasserwacht. Zum Vergleich: 2009 kamen laut Rabl insgesamt 91 Menschen bei Badeunfällen ums Leben. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) spricht gar von 96 Toten. Damit war Bayern im gesamtdeutschen Vergleich trauriger Spitzenreiter. Dass es hierzulande viele Seen und mit rund 70 000 mehr Flusskilometer als in anderen Bundesländern gibt, spielt eine Rolle. Die jetzt sprunghaft angestiegene Zahl hat nach Angaben von Rabl sowie DLRG-Landesgeschäftsführer Bernd Hauke aber noch andere Gründe:

    Hitze Rabl sieht das größte Problem in den Temperaturen von über 30 Grad. "Viele unterschätzen die Wirkung der Hitze total." Wer mit aufgeheiztem Körper direkt ins Wasser geht, ohne sich vorher kalt abzuduschen, riskiert Kreislaufprobleme, die lebensgefährlich sein können. "Wer im Wasser einen Kreislaufkollaps bekommt, hat nicht mal mehr die Chance, um Hilfe zu rufen. Dann wird es auch für uns schwierig, rechtzeitig zu Hilfe zu eilen", erklärt Rabl.

    Alkohol Partys am See bis spät in die Nacht und mit reichlich Alkohol machen den Rettungskräften immer mehr Sorgen. Mitte Juni etwa ertrank ein 21-Jähriger nach einem Saufgelage mit Freunden in einem Baggersee bei Münster (Landkreis Donau-Ries). Viele Unfälle wären vermeidbar, wenn die "Party-Generation" vernünftiger wäre, sind sich Rabl und Hauke einig.

    Selbstüberschätzung Zu der Zahl der Ertrunkenen zählen nicht nur die Badetoten, sondern auch die, die beispielsweise bei Bootstouren ums Leben kommen. "Viele meinen nach einer geführten Canyoning- oder Raftingtour, sie könnten alles und ziehen bei nächster Gelegenheit auf eigene Faust los", erzählt Hauke. Diese Selbstüberschätzung und Unvernunft könnte ein tödliches Ende nehmen.

    Nichtschwimmer 23 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland können nach eigenen Angaben nicht oder nicht sicher schwimmen. In Bayern haben nur 37 Prozent ein Schwimmabzeichen, was deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 46 Prozent liegt. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der DLRG. "Das Nichtschwimmen wird in den nächsten Jahren ein Problem", glaubt auch Rabl.

    Sparmaßnahmen Dieses Phänomen liege allerdings weniger an mangelnder Bereitschaft als vielmehr an den wenigen Bademöglichkeiten, glauben die Experten. Denn wegen Sparmaßnahmen würden in immer mehr Landkreisen die Hallenbäder geschlossen. Die Möglichkeiten schwimmen zu gehen fehlen - nicht nur in der Freizeit, sondern auch für den Schulsport. Für die Rettungsschwimmer sind die fehlenden Trainingsmöglichkeiten ebenfalls ein Problem. "Dort, wo Hallenbäder geschlossen sind, kämpfen die Kreisverbände ums Überleben", sagt Rabl. Das sei schade. Denn ansonsten freut sich die Wasserwacht derzeit über einen "riesen Zulauf". Fast 29 000 Jugendliche im Alter bis 16 Jahre nehmen an Lehrgängen teil - "so viele wie noch nie", sagt Rabl.

    Faktor Zeit Wasserwachtchef Rabl stellt immer wieder fest, dass Eltern sich nicht mehr die Zeit nehmen oder Zeit hätten, um mit ihren Kindern zum Schwimmen zu gehen. Selbst mit einem Schwimmkurs sei es nicht getan. "Danach muss man das Erlernte eben üben, üben, üben", sagt Rabl. Laut DLRG ist ein Kind erst dann "wassersicher", wenn es unter anderem 15 Minuten ohne Halt und Hilfe im tiefen Wasser schwimmen kann. Uta Baumann

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