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Antisemitismus: Trotz Nazi-Chats: Schule benennt sich nach Max Mannheimer

Antisemitismus

Trotz Nazi-Chats: Schule benennt sich nach Max Mannheimer

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    Max Mannheimer überlebte den Holocaust - und er kämpfte an Schulen gegen das Vergessen.
    Max Mannheimer überlebte den Holocaust - und er kämpfte an Schulen gegen das Vergessen. Foto: Ronald Maior

    Das Grauen des Nationalsozialismus ist am Gymnasium Grafing erst im November brutal wieder aufgeflammt. Zwei Neuntklässler der oberbayerischen Schule hatten in ihrem Klassenchat Hakenkreuz-Bilder und Sprüche über Gaskammern geteilt, dazu den Text eines antisemitischen Liedes. Bayernweit war das Gymnasium in den Schlagzeilen. An diesem Freitag wird man wieder über die Schule sprechen. Dann erhält sie einen neuen Namen: Max-Mannheimer-Gymnasium, benannt nach einem der letzten deutschen Kämpfer gegen das Vergessen, dem Holocaust-Überlebenden, der im Februar seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

    Andere Schüler ließen rechte Chats auffliegen

    Jüdische Schüler wurden zuletzt öfter diskriminiert. In Grafing setzt man ein Zeichen dagegen.
    Jüdische Schüler wurden zuletzt öfter diskriminiert. In Grafing setzt man ein Zeichen dagegen. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Auf der einen Seite judenfeindliche Chats, auf der anderen Ehrerbietung – geht das zusammen? Nein, dachte Mannheimers Sohn Ernst im ersten Moment. Er habe erwogen, seine Genehmigung für die Umbenennung zurückzuziehen, sagte er damals in den Medien. Am Ende entschied er sich anders: „Das wäre nicht im Sinne meines Vaters gewesen.“

    Positiv bewertete Ernst Mannheimer vor allem eines: Es waren andere Schüler, die ihre Klassenkameraden hatten auffliegen lassen, indem sie ihren Eltern und einer Lehrerin von den judenfeindlichen Nachrichten erzählten. Als Strafe mussten die beiden Schüler, die ihre Taten mittlerweile bedauern, laut Süddeutscher Zeitung an einem Projekt gegen Rassismus im Kreis Ebersberg mitarbeiten.

    Max Mannheimer besuchte die Schule 32 Mal

    Die Schule ist eine der ältesten im Landkreis: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im Mai 1946, hatte sie ihre Genehmigung erhalten. Max Mannheimer, der am 23. September 2016 starb, hatte die Schule 32 Mal besucht und über sein Leben als Verfolgter im Nationalsozialismus gesprochen. Es waren dann auch Schüler, die die neue Namensgebung vorschlugen, schreibt Schulleiter Paul Schötz auf der Internetseite des Gymnasiums. Dies geschah noch vor den antisemitischen Vorfällen – und Schötz hielt daran fest. Denn: „Unsere Schulgemeinschaft steht gegen Rassismus und für Toleranz.“

    Zur Schultaufe werden Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sowie Kultusminister Michael Piazolo erwartet.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar „Vor Rechten nicht einknicken“.

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