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Wallenfels: Tote Babys: Wie Zeuginnen die Angeklagte beschreiben

Wallenfels

Tote Babys: Wie Zeuginnen die Angeklagte beschreiben

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    In dem oberfränkischen Ort Wallerfels sind die Menschen immer noch fassungslos, seit im Haus der Familie G. acht Babyleichen gefunden worden sind.
    In dem oberfränkischen Ort Wallerfels sind die Menschen immer noch fassungslos, seit im Haus der Familie G. acht Babyleichen gefunden worden sind. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Wie konnte das passieren? Vor allem aber: Warum hat keiner mitbekommen, dass Andrea G. immer wieder schwanger war? Mehrere Zeugen haben am Mittwoch im Prozess um die acht in Wallenfels gefundenen Babyleichen ausgesagt, bei der Angeklagten keine Schwangerschaften bemerkt zu haben. Sie hätten Gewichtsschwankungen wahrgenommen, das schon. Aber diese für normal gehalten, sagten zwei Bekannte der 45 Jahre alten Mutter.

    Die Frau ist wegen vierfachen Mordes angeklagt, ihrem Ehemann Johann G. wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Die Zeuginnen sahen die Angeklagte nach eigener Aussage regelmäßig, eine davon mindestens alle zwei Wochen. Zudem beschrieb eine der Zeuginnen die 45-Jährige als nett und freundlich. Bei gemeinsamen Kneipenabenden sei sie lustig und aufgeschlossen gewesen.

    Andrea G. soll vom Ehemann "sexuell benutzt" worden sei

    Der Ex-Freund von Andrea G., mit dem sie zum Zeitpunkt des Leichenfunds zusammen war, sagte, sie sei ein „ganz liebes Mädel“, aber bisweilen traurig gewesen und habe sich dann zurückgezogen. „Sie wollte lieber alleine weinen.“

    In Andrea G.s Erklärung, die sie beim Prozessauftakt durch ihren Anwalt verlesen ließ, hatte es geheißen, sie sei „extrem verschlossen“ und habe immer alle Probleme mit sich selbst ausgemacht. Der ehemalige Freund berichtete dem Gericht auch, die 45-Jährige habe ihm erzählt, dass sie von ihrem Mann sexuell benutzt worden sei. „Sie hat gesagt, dass er sie nach dem Wirtshaus einfach genommen hat, ob sie wollte oder nicht“, sagte der 56-Jährige.

    In Andrea G.s Erklärung war davon nicht die Rede gewesen, auch in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft ist sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung nicht erwähnt. Ein Polizist hatte Andrea G. nach ihrer Festnahme von dieser Aussage erzählt und das Wort Vergewaltigung benutzt. Dem Protokoll zufolge sagte sie in dem Verhör, dass die Aussage des 56-Jährigen nicht stimme.

    Das Ehepaar verwendete keine Verhütungsmittel

    Ihrem Mann aber habe sie versucht zu erklären, dass sie schwanger sei. „Aber er hat nie zugehört.“ Im Laufe der Jahre habe sie ihn auch darauf hingewiesen, dass tote Kinder im Haus seien. „Aber da hat er sich nicht dafür interessiert.“

    Der Ehemann erzählte der Polizei, dass sie nur selten keinen Sex gehabt hätten. Von den Schwangerschaften habe er nichts bemerkt. Laut Staatsanwaltschaft verwendete das Paar keine Verhütungsmittel, obwohl sie wussten, dass das zu Schwangerschaften führen kann. Mit Verhütung setzte sich Andrea G. aber zumindest bis 2002 auseinander; bis dahin verschrieb ihr ihre Frauenärztin mehrmals die Pille.

    Was hat Johann G., der Vater der toten Babys, gewusst?
    Was hat Johann G., der Vater der toten Babys, gewusst? Foto: Nicolas Armer, dpa

    Andrea G. hatte beim Auftakt am Dienstag über ihren Anwalt eingeräumt, mehrere Säuglinge getötet zu haben. Sie ließ mitteilen, dass sie ihrem Mann von Schwangerschaften erzählt habe, er aber deutlich gemacht habe, keine Kinder mehr zu wollen.

    Johann G. wollte keine Kinder mehr haben

    Der Vater bestätigte vor Gericht lediglich, er habe keine Kinder mehr gewollt. Zu den konkreten Vorwürfen sagte er nichts. Im Prozess geht es auch darum, wie viel der Mann über die acht Schwangerschaften seiner Frau binnen zehn Jahren wusste.

    In Wallenfels (Landkreis Kronach) waren im vergangenen November acht Babyleichen gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter vor, vier der acht Kinder vorsätzlich getötet zu haben. Dem Vater legt sie zur Last, seiner Frau dabei geholfen zu haben. Bei vier der acht gefundenen Babyleichen konnte laut der Behörde nicht geklärt werden, ob die Kinder nach der Geburt lebten und auch lebensfähig waren. Die sterblichen Überreste der Säuglinge waren in Plastiktüten und Handtücher gewickelt gewesen und in der zum Abstellraum umfunktionierten Sauna versteckt worden. (AZ, dpa)

    Die unfassbare Geschichte über die acht toten Babys und deren Mutter

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