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Warum der Transrapid (nicht) zum Zug kommen soll

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Warum der Transrapid (nicht) zum Zug kommen soll

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    Besucher strömen am Mittwoch (09.04.2003) auf dem Münchner Flughafen in das Transrapid-Info-Center. Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu und der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, hatten das Info-Center kurz zuvor eröffnet. Der Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn planen den Bau einer Transrapid-Strecke, die den Flughafen mit Münchens Innenstadt verbinden soll. Die Fahrzeit auf der 37 Kilometer langen Strecke würde sich dann von 40 auf 10 Minuten verkürzen. Foto: Matthias Schrader dpa/lby
    Besucher strömen am Mittwoch (09.04.2003) auf dem Münchner Flughafen in das Transrapid-Info-Center. Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu und der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, hatten das Info-Center kurz zuvor eröffnet. Der Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn planen den Bau einer Transrapid-Strecke, die den Flughafen mit Münchens Innenstadt verbinden soll. Die Fahrzeit auf der 37 Kilometer langen Strecke würde sich dann von 40 auf 10 Minuten verkürzen. Foto: Matthias Schrader dpa/lby Foto: ms/hpl

    Von unserem Redaktionsmitglied

    Einsame Streiter für die Magnetschwebebahn zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen im Erdinger Moos sind Wirtschaftsminister Otto Wiesheu und die CSU. Der Transrapid, einstmals entwickelt, um dem Flugzeug im innerdeutschen Verkehr Konkurrenz zu machen, soll nach ihrem Willen in Bayern als schneller Flughafen-Zubringer zum Einsatz kommen nach dem Motto: In zehn Minuten, alle zehn Minuten. Zugleich soll der Transrapid in München aller Welt vor Augen führen, dass sich Bayern beim technologischen Fortschritt auch von den Chinesen nicht abhängen lässt, die in Sachen Wirtschaftswachstum zurzeit das Nonplusultra sind und in Schanghai den Transrapid als Erste realisiert haben.

    Eine komplizierte politische Gemengelage entsteht im bayerischen Landtagswahlkampf nun dadurch, dass auch das rot-grün regierte Nordrhein-Westfalen eine Magnetschwebebahn (Metrorapid) will und die rot-grüne Bundesregierung sich im Koalitionsvertrag mit einer Milliarden-Zusage zu beiden Projekten bekennt, gleichzeitig aber SPD und Grüne im Landtag und im Münchner Stadtrat gegen das Projekt mobil machen.

    Die Stadt München hat bei dem Projekt auch als Teilhaberin an der Flughafen München GmbH, die sich nach Ansicht Wiesheus am Transrapid finanziell beteiligen soll, ein gewichtiges Wort mitzureden. Und auf seine CSU-Parteifreunde in der Landeshauptstadt kann sich der Wirtschaftsminister auch nicht verlassen. Zu groß sind bisher die Vorbehalte der Anwohner einer Transrapid-Trasse im Münchner Westen.

    Dennoch wird Wiesheu nicht müde, die Vorteile des Transrapid vor allem für Reisende aus den Regionen Augsburg und Nürnberg zu schildern: Anders als in Nordrhein-Westfalen gehe es in Bayern darum, ein echtes Verkehrsproblem zu lösen und Verkehr von den überlasteten Autobahnen auf die Schiene zu bringen. Einzige Alternative sei eine Express-S-Bahn. Die aber sei zum einen langsamer und lauter als der Transrapid. Zum anderen komme sie dem Freistaat weitaus teurer, weil der Bund dafür längst nicht so viel Geld zuschießt.

    Franz Maget, Münchner SPD-Chef, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtags-wahl, hat sich vom glühenden Transrapid-Verfechter zu einem scharfen Kritiker ge-wandelt. Er wirft Wiesheu vor, wie einst bei der ICE-Trasse mit "getürkten Zahlen" zu operieren. Das Transrapid-Projekt, so sagte Maget im Landtag, sei unseriös finanziert, planerisch ein Wolkenkuckucksheim und ­ wenn überhaupt ­ nur auf Pump zu finanzieren.

    Die rot-grüne Bundesregierung kommt mit ihrer Finanzzusage für die beiden Transrapid-Projekte in Magets Argumentation nicht gerade gut weg: "Es sind 2,5 Milliarden Euro zusätzliche Schulden des Bundes, über die wir hier reden."

    Die Grünen argumentieren noch etwas grundsätzlicher. Ihr Verkehrsexperte Martin Runge spricht mit Blick auf die konkurrierenden Projekte in Bayern und Nordrhein-Westfalen von einem "Wettlauf der politischen Dinosaurier". Beide Vorhaben seien "verkehrspolitisch höchst zweifelhaft" und unter umweltpolitischen Gesichtspunkten wegen des hohen Energieverbrauchs "eine einzige Katastrophe".

    Im Wahlkampf wollen die Grünen mit ihrer Anti-Transrapid-Kampagne vor allem bei Pendlern und S-Bahn-Fahrern punkten. Die nämlich, so wirft Runge Wirtschaftsminister Wiesheu vor, "sollen weiterhin im Wind oder Regen stehen oder in überfüllten Zügen und Bussen, nur damit Sie sich Ihren Traumzug erfüllen können".

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