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"Weiße Rose": Die Geschichte von Sophie Scholl gibt es jetzt auch als Comic

"Weiße Rose"

Die Geschichte von Sophie Scholl gibt es jetzt auch als Comic

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    Die Geschichte der Widerstandsbewegung "Weiße Rose" als Comic: Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Sophie Scholl.
    Die Geschichte der Widerstandsbewegung "Weiße Rose" als Comic: Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Sophie Scholl. Foto: Ingrid Sabisch, Knesebeck-Verlag

    Nächsten Februar ist es 73 Jahre her, dass die Studenten Hans und Sophie Scholl geköpft worden sind, weil sie sich in Flugblättern gegen die Nazi-Diktatur aufgelehnt haben. Die Haltung der jungen Menschen, die mit ihrem Leben bezahlt haben, nötigt auch ein Dreivierteljahrhundert später Respekt ab. Schulen, Straßen und Plätze sind nach den Geschwistern Scholl benannt, die in Ulm gelebt haben, bevor sie nach München zum Studieren gekommen sind.

    Bücher gibt es über die Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ und deren Umfeld. In Filmen wird der Mut der beiden bekanntesten der fünf Scholl-Geschwister eindringlich geschildert. Und jetzt zeichnet ein Comic die letzten sechs Jahre Sophie Scholls nach.

    Liebesgeschichte steht im Comic im Mittelpunkt

    Sind die Sprechblasen-Bilder das richtige Medium, um solch tragische Geschichten zu erzählen? „In jedem Fall“, findet Texter Heiner Lünstedt, der heute seinen 55. Geburtstag feiert. Lünstedt, einer der beiden Leiter des Münchner Comic-Festivals, hat sich eingehend mit Sophie Scholl beschäftigt – um dann einen Ansatz zu wählen, der bis vor wenigen Jahren überhaupt nicht beachtet worden ist: Neben den Taten der „Weißen Rose“ steht eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt – die von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Beide, sie 16 und er 20, hatten sich beim Tanzen kennenlernt. Ihr Glück währte nur kurz, denn der Berufsoffizier Hartnagel musste an die Front. In hunderten Briefen, die in dem Buch „Damit wir uns nicht verlieren: Briefwechsel 1937–1943“ veröffentlicht sind, geht es um die Liebe in einer Zeit des Schreckens.

    Die Mitglieder der "Weißen Rose"

    Die Geschwister Hans und Sophie Scholl sind heute die bekanntesten Mitglieder der Widerstandsgruppe «Weiße Rose».

    Doch ihre Freunde spielten eine ebenso wichtige Rolle.

    Sie gehörten zum engeren Kreis der Gruppe, sie gingen dasselbe Risiko ein - und auch sie wurden für ihre Überzeugungen von den Nazis ermordet.

    Hans und Sophie Scholl sind die bekanntesten Mitglieder der «Weißen Rose».

    Hans Scholl studierte Medizin, Sophie Scholl ab 1942 Biologie und Psychologie.

    Sie wurden am 18. Februar 1943 nach dem Verteilen von Flugblättern verhaftet und vier Tage später hingerichtet.

    Willi Graf studierte wie Hans Scholl Medizin. Im Frühjahr 1941 wurde er an der Ostfront als Sanitätsfeldwebel eingesetzt.

    Die Schrecken des Krieges vertraute er seinem Tagebuch an. Anders als die Geschwister Scholl weigerte er sich, der Hitlerjugend beizutreten.

    Willi Graf wurde am 12. Oktober 1943 von den Nazis getötet.

    Professor Kurt Huber lehrte Psychologie, Philosophie und Musikwissenschaft an der Münchner Uni.

    Seine Vorlesungen ohne Manuskript galten unter Studenten als Geheimtipp. Er verfasste das sechste Flugblatt der Widerstandsgruppe. Am 13. Juli 1943 wurde er mit dem Fallbeil hingerichtet.

    Christoph Probst wurde gemeinsam mit den Geschwistern Scholl zum Tode verurteilt und am gleichen Tag von den Nazis hingerichtet.

    Er war ein enger Schulfreund Hans Scholls, studierte ebenfalls Medizin, war verheiratet und hatte drei kleine Kinder.

    Alexander Schmorell wurde in Russland geboren und floh mit seiner Familie vor den Unruhen der russischen Revolution nach Deutschland.

    Schmorell lernte Hans Scholl 1941 beim Medizinstudium kennen. Die ersten Flugblätter verfassten Schmorell und Hans Scholl zu zweit unter großer Geheimhaltung.

    Schmorell wurde am 13. Juli 1943 gemeinsam mit Kurt Huber von den Nazis hingerichtet.

    Kurz nach Ende des Krieges heiratete Fritz die ältere Schwester Sophies, Elisabeth. Vor seinem Tod im April 2001 ermunterte er seine Frau, die bis dahin gut gehüteten Briefe zu lesen. Die inzwischen 95-Jährige tat noch mehr: Sie wählte Auszüge für das Buch aus und tippte diese „mit zwei Fingern auf einer uralten Schreibmaschine“ ab, verriet sie in einem Interview vor knapp drei Jahren unserer Zeitung.

    Für den Comic-Texter aus München war das nun die ideale Grundlage. Er wollte Sophie Scholl und Fritz Hartnagel als gleichberechtigte Figuren darstellen. „Schwierig war vor allem das Weglassen bei einer so komplexen Biografie“, erklärt Lünstedt. Erst als die Texte verfasst waren, nahm Ingrid Sabisch den Zeichenstift in die Hand. Die 43-Jährige lebt in Nürnberg – und hatte bereits vor zwei Jahren mit Hünstedt für den Knesebeck-Verlag die Biografie des SPD-Politikers Willy Brandt in einen Comic gepackt. „Viele glauben noch immer, dass es in Comics lustig zugeht“, sagt Sabisch. Das sei ein Missverständnis. Deshalb spricht sie lieber von einer „Graphic Novel“.

    Bald schon Animationsfilm über Geschwister Scholl?

    Aus dem Internet hat die zweifache Mutter viele Fotos von Sophie Scholl und diese eingehend betrachtet – auch um das veränderte Aussehen der Widerstandskämpferin zu dokumentieren. In der Frisur ist das besonders gut zu erkennen: Statt eines frechen Bubikopf-Haarschnitts trägt sie später längere Haare mit einem Seitenscheitel. Mit dieser Vorarbeit falle es leichter, „die Figuren zum Leben zu erwecken“.

    Bei ihrem elfjährigen Sohn ist der Comic über Sophie Scholl jedenfalls gut angekommen. „Er hatte viele Fragen.“ Und auch das Filmunternehmen Ufa zeigt Interesse an der Arbeit. Vielleicht entsteht ein Animationsfilm. Gespräche führt Lünstedt Mitte November in Berlin.

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