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Bayern: Wenn Skitourengeher auf der Piste zum Problem werden

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Wenn Skitourengeher auf der Piste zum Problem werden

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    Das Touren-Gehen liegt im Trend. Doch an der Piste kann das für Probleme sorgen.
    Das Touren-Gehen liegt im Trend. Doch an der Piste kann das für Probleme sorgen. Foto: Maximilian Prechtel, dpa

    Geschafft: Nach schweißtreibendem Aufstieg sind die Tourengeher am Sportheim Böck im Nesselwanger Skigebiet an der Alpspitze angekommen. Jetzt werden die Felle abgezogen und es geht auf dem Aufstiegsweg über die Piste nach unten. Eigentlich sind Skibergsteiger lieber abseits von Pisten unterwegs. Doch mittlerweile tummeln sich auf fast allen präparierten Skiabfahrten Aufsteiger mit Tourenskiern. Es ist ein neuer Fitnesstrend, der – anders als richtiges Skibergsteigen – kaum alpine Grundkenntnisse voraussetzt.

    Die breiten Pisten vereinfachen die Situation

    „Dieses Jahr ist es extrem“, sagt Ralf Speck, Geschäftsführer der Alpspitzbahn. Dennoch gebe es kaum Konflikte, gibt sich der Seilbahner gelassen. Das sei auch kein Wunder, weil wegen des vielen Schnees auf Pisten links und rechts genügend Schnee liegt. Somit gebe es genug Platz für Abfahrer und Aufsteiger. Anders ist das, wenn in einem schneearmen Winter nur schmale, künstlich beschneite Pisten zur Verfügung stehen. Zudem haben die Nesselwanger eine separate Aufstiegsspur. „Die meisten halten sich daran“, sagt Speck.

    Warum die Wintersportler die Pisten dem ungesicherten alpinen Gelände vorziehen? „Es gibt keine Lawinengefahr und auf der Piste ist die Abfahrt natürlich leichter“, sagt eine 25-Jährige. Sie sehe das Ganze in erster Linie als Training: „Wenn ich besser Skifahren könnte, würde ich auch lieber ins Gelände gehen – später vielleicht.“

    Pisten dürfen nicht für Aufsteiger gesperrt werden

    „Das sind Leute, die des Tiefschneefahrens nicht mächtig sind“, so charakterisiert Peter Schöttl die Pistengeher. Schöttl ist Geschäftsführer der Nebelhornbahn und zugleich Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen. Er appelliert an die Aufsteigenden, sich an die Regeln zu halten und Pistenfahrer nicht zu gefährden.

    Die Seilbahnbetreiber hätten auch haftungsrechtliche Bedenken, heißt es vom Branchenverband. Aber: Nach geltender Rechtsprechung gilt für Pisten generell das freie Betretungsrecht in der Natur. Das heißt: Grundsätzlich darf dort jeder hochlaufen. In einer gerichtlichen Auseinandersetzung war die Bergbahnbranche mit ihrer Rechtsauffassung gescheitert, dass Skiabfahrten als Sportstätten anzusehen sind. Dann könnten sie eher für Aufsteiger gesperrt werden.

    Hüttenwirte profitieren von den Skitourengehern

    „Wir müssen uns dem Trend als Tatsache stellen“, sagt Seilbahnverbands-Präsident Schöttl. Probleme gebe es überall dort, wo Aufsteiger in Massen auftauchen. Und wenn abends Wintersportler noch unterwegs sind, während die Pisten bereits präpariert werden. Hier ist die Rechtslage aber klar: Wenn die Pisten wegen Präparierungsarbeiten gesperrt sind, dürfen sie auch von Tourengehern nicht mehr betreten werden. Nicht überall funktioniere das Miteinander von klassischem Pisten-Abfahrtsbetrieb und Aufsteigern problemlos, sagt Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins. Er sieht das Pistengehen als eine „Unterdisziplin“ des Bergsports, „die wir gerne sehen und begrüßen“.

    Bucher vergleicht das mit dem Klettern: Da gebe es eben auch Hallen und natürliche Felsen in den Bergen. Nach Ansicht von Bucher gibt es im Alpenraum durchaus Beispiele, wo das Miteinander gut funktioniert – einschließlich Tourenabenden, an denen Pisten später präpariert werden. Davon würden dann auch Gastronomen und Hüttenwirte profitieren. „Wir versuchen zu vermitteln“, sagt der Sprecher des Alpenvereins.

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