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Bayern/Österreich: Zahl der Todesopfer nach schweren Unwettern steigt auf vier

Bayern/Österreich

Zahl der Todesopfer nach schweren Unwettern steigt auf vier

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    Feuerwehrmänner zersägen  in Kempten (Allgäu) einen Baum, der auf eine Straße gestürzt ist.
    Feuerwehrmänner zersägen in Kempten (Allgäu) einen Baum, der auf eine Straße gestürzt ist. Foto: Stefan Puchner/dpa

    Bei den Aufräumarbeiten nach den schweren Unwettern in Bayern sind im Landkreis Passau zwei Menschen gestorben. In Pocking starb ein Dachdecker, der bei Aufräumarbeiten abstürzte. Auslöser des Sturzes seien allerdings gesundheitliche Probleme des Mannes gewesen, teilte das Landratsamt Passau am Sonntag mit. In Hauzenberg wurde ein 94 Jahre alter Mann tot neben einer Leiter aufgefunden. Die genaueren Umstände waren hier zunächst unklar.

    In Österreich waren bei dem Einsturz eines Festzeltes in der Nacht zu Samstag bereits zwei Menschen ums Leben gekommen. Ursache war der heftige Sturm, wie die Polizei in St. Johann am Walde rund 70 Kilometer südlich von Passau berichtete. Mindestens 50 Menschen seien verletzt worden, zehn von ihnen schwer. Als der Sturm ausbrach, waren nach Medienberichten Hunderte Menschen in dem Zelt.

    Das Unwetter über Bayern hat den Polizisten vor allem im südlichen Teil des Freistaats in der Nacht zum Samstag weit mehr als 1000 Einsätze beschert. Dutzende Menschen wurden verletzt, die Sachschäden gehen in die Hunderttausende.

    Das Volksfest in Günzburg wurde wegen des Unwetters abgebrochen. Kurz nach 20 Uhr entschieden sich die Organisatoren dazu, sowohl das Festzelt als auch den Festplatz zu räumen. Die Räumung lief ruhig und besonnen ab, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr. Am Samstag soll das Volksfest dann wie geplant um 14 Uhr weitergehen.

    Viele Verletzte beim Chiemsee-Summer-Festival

    Auch der letzte Tag des Chiemsee-Summer-Festivals musste komplett ausfallen. Die Verwüstung auf dem Gelände in Übersee (Landkreis Traunstein) und die Schäden an den Bühnen seien zu groß, teilten die Veranstalter mit. Außerdem hatten am Freitagabend rund 50 Menschen medizinisch versorgt werden müssen.  

    Für viele Besucher stellte sich die Heimreise am Samstagmittag allerdings als Geduldsprobe heraus. Aufgrund der vielen Schäden des Unwetters, etwa umgestürzte Bäume, kommt es zu langen Wartezeiten. Zwar wurden Busse zur Verfügung gestellt, allerdings seien die Straßen vielerorts blockiert, sagte ein Sprecher. Am frühen Nachmittag seien nur noch einzelne Besucher auf dem Festivalgelände gewesen, um ihr Hab und Gut zusammenzupacken.

    Das Unwetter mit starken Sturmböen hinterließ eine Spur der Verwüstung: Sogar das für Starkwinde ausgelegte Hauptzelt auf dem Chiemsee Summer sei beschädigt worden. An einem Riesenrad wurden Gondeln nach Polizeiangaben vorsorglich abmontiert.

    Auch die Besucher des Festivals blieben nicht verschont: 50 Menschen mussten medizinisch behandelt werden. Darunter auch viele, die durch die Ereignisse verängstigt waren und psychologische Betreuung in Anspruch nahmen, wie die Organisatoren mitteilten. 20 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, teilte ein Pressesprecher mit: "Es gibt keine lebensbedrohlichen Verletzungen, was uns sehr erleichtert."

    Die Festival-Veranstalter hatten Verletzte über Soziale Netzwerke zu Sanitätern dirigiert. Außerdem wurde eine Info-Hotline für diejenigen eingerichtet, die Begleiter suchten. Weil die Campingplätze total verwüstet wurden, öffneten Notunterkünfte für die Besucher. 

    Zugverkehr wird wegen Unwetter eingestellt

    In München wurde am Abend der gesamte S-Bahn-Betrieb vorübergehend eingestellt. Es gab Störungen und in Gleisen befanden sich Bäume, teilte die Bahn am späten Abend mit. Die S-Bahnen standen an den Bahnsteigen. Auch der Zugverkehr wurde in weiten Teilen Schwabens und Oberbayerns eingestellt.

    Der Bahnverkehr in Bayern ist nach den Unwettern in der Nacht auch am Samstag noch auf vielen Strecken beeinträchtigt. "In den Gleisbereich gestürzte Äste und Bäume führen zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr in Nieder- und Oberbayern", hieß es am Morgen auf der Homepage der Deutschen Bahn. Mit Hochdruck werde daran gearbeitet, die Strecken wieder frei zu bekommen. "Jedoch ist im Laufe des Tages im S-, Nah- und Fernverkehr mit Einschränkungen zu rechnen."

    Polizei mehr als 1000 Mal wegen Unwetters im Einsatz

    Das Unwetter über Bayern hat den Polizisten vor allem im südlichen Teil des Freistaats in der Nacht zum Samstag weit mehr als 1000 Einsätze beschert. Allein die Einsatzzentrale des Präsidiums Oberbayern Süd verzeichnete zwischen 21.00 und 1.00 Uhr mehr als 700 Einsätze mit Unwetterbezug, Notrufe waren zeitweise überlastet. "Im gesamten Bereich wurden Bäume umgeknickt und dadurch Straßen blockiert", hieß es in einer Mitteilung. Auch seien Äste und Bäume auf Autos gefallen, mehrere Menschen wurden hierbei verletzt. Im Bezirk Niederbayern waren die Beamten mehr als 250 Mal im Einsatz.

    Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West berichtete von rund 230 unwetterbedingten Einsätzen. Bei Verkehrsunfällen wegen Bäumen auf der Fahrbahn oder Aquaplanings wurden zwei Menschen verletzt. Umstürzende Bäume beschädigten mehrere Gebäude und geparkte Autos. Die A7 musste für etwa eine halbe Stunde zwischen Kempten-Leubas und Dietmannsried voll gesperrt werden, um einen Baum von der Fahrbahn zu entfernen. Den Gesamtschaden allein im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums schätzten die Beamten auf rund 150.000 Euro. Die Abendveranstaltung der Allgäuer Festwoche in Kempten lief den Angaben zufolge hingegen planmäßig bis zum Ende.

    In Weßling (Landkreis Starnberg) wurde ein Mann auf einem Spielplatz von einem umstürzenden Baum getroffen, wie ein Polizeisprecher sagte. Im Bereich Marktoberdorf (Landkreis Ostallgäu) sei eine Person schwer verletzt worden, als sie gegen einen Baum fuhr.

    In Augsburg und Umgebung stürzten nach Auskunft des Polizeipräsidiums Schwaben Nord rund zehn Bäume auf Straßen und Häuser. Meldungen über Verletzte lagen nicht vor. Ein Baum krachte auf ein Autohaus in der Donauwörther Straße in Augsburg. In Königsbrunn wurde ein Haus teilweise abgedeckt.

    Unwetter mit Starkregen: Richtig vorbereiten und Schäden beseitigen

    Schwere Gewitter mit Starkregen: Wie bereitet man sich auf sie vor, und wie gehen Betroffene hinterher mit Schäden um? Experten geben Tipps.

    1. Vor dem Unwetter: die richtigen Vorbereitungen treffen

    Hausbesitzer und Mieter sollten vor einem schweren Gewitter Elektrogeräte vom Strom nehmen oder einen Überspannungsschutz verwenden, rät der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Bundesumweltministerium empfehlen, Chemikalien und andere gefährliche Stoffe zum Beispiel im Keller so zu lagern, dass eindringendes Wasser sie nicht erreicht. Heizöltanks sollten an der Wand verankert sein oder mit Ballast beschwert werden.

    Bewegliche Gegenstände am Haus und im Garten gilt es in Sicherheit zu bringen, wenn es kräftig donnert. Dazu gehören Gartenmöbel ebenso wie Fahrräder. Alle Fenster müssen geschlossen werden, anderenfalls kommt die Hausratversicherung nicht für mögliche Schäden an den Möbeln auf, erklärt die Verbraucherzentrale Brandenburg. Und wer im Keller eine Rückstauklappe hat, die verhindert, dass Wasser aus der Kanalisation von unten ins Haus gedrückt wird, sollte deren Funktion regelmäßig überprüfen, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

    2. Während des Unwetters: Besondere Vorsicht auf den Straßen

    Autofahrer müssen sich bei Stark- und Dauerregen vor Aquaplaning in Acht nehmen. Das Auto lässt sich dann nicht mehr lenken, weil die Reifen das viele Wasser nicht mehr über ihr Profil ableiten können, erklärt der Tüv Süd. In solchen Situationen gilt: Lenkrad nicht bewegen, Tempo rausnehmen und bei Autos mit ABS nicht zu zaghaft bremsen. Erst wenn die Räder erneut Kontakt zur Straße bekommen, sollte der Fahrer wieder lenken. Kommt der Regen plötzlich oder zu stark, stellt man notfalls den Warnblinker an, fährt rechts ran und bleibt stehen.

    Gefährlich sind auch Unterführungen: Wenn sich dort eine durchgängige Wasserfläche bildet, sollten Autofahrer vorher stoppen. «Denn ich kann in der Regel nicht an der Oberfläche sehen, wie tief das Wasser schon ist», erklärt Hans-Ulrich Sander vom Tüv Rheinland. Sitzt ein Autofahrer fest, heißt es: Motor ausmachen und das Auto so schnell wie möglich verlassen. Der Schlüssel sollte man stecken lassen, damit das Auto später ohne eingerastetes Lenkradschloss bewegt werden kann.

     3. Nach dem Unwetter: Schäden melden und Keller trockenlegen 

    Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen sollten Betroffene umgehend fotografieren und ihrer Versicherung melden. Hausbesitzer sind abgesichert, wenn sie neben der Wohngebäudeversicherung einen Schutz für Elementarschäden abschließen, Mieter können ihn als Zusatz zur Hausratversicherung bekommen. Defekte Gegenstände sollten Bewohner erst entsorgen, wenn sie das weitere Vorgehen mit dem Versicherer geklärt haben, erklärt die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Gefahrenquellen dürfen sie aber absichern und beseitigen, damit kein weiterer Schaden entsteht. 

    Ist ein Keller überflutet, muss geprüft werden, ob der Strom abgestellt ist. Liegt der Stromkasten dort, wo Wasser ist, sollten Betroffene die Feuerwehr oder den Energieversorger rufen, rät das BBK. Mit dem Wasserabpumpen darf erst begonnen werden, wenn der Wasserstand außerhalb niedriger ist als im Haus, so das Bundesumweltministerium.

    Damit zurückbleibender Schlamm nicht zu einer schweren, festen Masse wird, wird er mit sauberem Wasser weggespritzt. Organische Materialien beginnen anderenfalls zu stinken und faulen, erklärt Werner Weigl von der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. 

    Trockengeräte für den Keller lassen sich im Baumarkt leihen, für 100 bis 150 Euro gibt es aber auch geeignete Geräte für den Hausgebrauch zum Kauf. Nach einem nur kurzfristigen Hochwasser sind ein paar Tage Trockenzeit nötig, die Folgen längerer Überflutungen können einige Wochen Trockenzeit erfordern. Als trocken gilt ein Raum erst wieder, wenn ein Hygrometer etwa 60 Prozent Luftfeuchtigkeit im Raum anzeigt.

    Auch auf der Autobahn 8 gab es mehrere Unfälle. Hier waren zwar keine Bäume auf die Fahrbahn gestürzt, mehrere Autofahrer verloren jedoch auf der regennassen Fahrbahn die Kontrolle über ihr Fahrzeug.

    Mehr als 40.000 bayerische Haushalte zeitweise ohne Strom

    Insgesamt hat das Unwetter in Bayern etwa 40 Stromausfälle verursacht, wie die Bayernwerk AG mitteilte. Mehr als 40.000 Haushalte und Betriebe im Bayernwerk-Netzgebiet mussten zeitweise ohne Strom auskommen. Mehrere zentrale Versorgungsleitungen und zwei Umspannwerke seien mehrere Stunden vom Netz gewesen.

    Als häufigste Ursache für die Stromausfälle nannte das Bayernwerk Blitzeinschläge und umgestürzte Bäume. Besonders betroffen waren den Angaben zufolge die Region Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf) und der Raum um Passau (Niederbayern).

    Auch Fußballspiele waren beeinträchtigt

    Im Bundesliga-Auftaktspiel zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen musste die Halbzeitpause verlängert werden.
    Im Bundesliga-Auftaktspiel zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen musste die Halbzeitpause verlängert werden. Foto: Sven Hoppe/dpa

    Betroffen waren auch Fußballspiele: Die Partie zwischen Gersthofen und Hollenbach musste zur Halbzeit gegen 20 Uhr abgebrochen werden. Bei der Auftakt-Partie der Bundesliga zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen verzögerte sich wegen eines Gewitters mit Starkregen der Anpfiff zur zweiten Halbzeit.

    In Mittelfranken wurden Häuser abgedeckt und ein Wohnwagen umgeweht. Von verletzten Menschen war aber zunächst keine Rede. Ein Sprecher ging jedoch von hohen Sachschäden aus. Allein die Polizei in Mittelfranken habe seit 17.00 Uhr rund 170 wetterbedingte Einsätze gehabt.

    Im oberfränkischen Meeder (Landkreis Coburg) hat der Sturm eine Wanderhütte der Gemeinde mitgerissen und auf die Autobahn 73 geschleudert. Dort blieb sie nach Polizeiangaben vom Samstag auf der rechten Fahrspur und dem Seitenstreifen liegen. Die Holzhütte mit einer Grundfläche von 4 mal 5 Meter stand rund 30 Meter neben der Autobahn und hielt vermutlich einer Windhose. kos, nos, dpa

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