Söders Gender-Verbot überrascht selbst die eigenen Leute
"Hausverbot" fürs Gender-Sternchen in bayerischen Schulen und Behörden: Wann und wie Söders Idee umgesetzt werden soll, ist unklar. An ihrem Sinn werden deutliche Zweifel wahr.
Genau sechs Zeilen in Markus Söders 26-seitiger Regierungserklärung macht der Absatz aus, der auch am Tag danach Wellen schlägt. Inhaltlich lässt er sich auf einen Satz reduzieren: "Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen." Haus- und Schreibverbot fürs Gender-Sternchen in Bayerns Amtsstuben und Klassenzimmern: Damit hat Markus Söder viele überrascht – auch die eigenen Leute.
Söder kündigt Gender-Verbot für Schulen und Behörden an
Aus Söders Staatskanzlei verlautete jedenfalls am Mittwoch, in der Regierungserklärung habe Söder alles gesagt, was es derzeit zu sagen gebe. Staatsminister Florian Herrmann legte später am Tag nach, man zeige bei diesem Thema "eine klare Haltung gegen die Aufweichung bestehender Rechtschreibregeln".
Über die Details der Umsetzung schwieg sich die Regierungszentrale aus. Offenbar ist sie nicht spruchreif. Offene Fragen gibt es aber zuhauf. Ab wann soll das Verbot gelten? Sind davon auch Stadtverwaltungen und Landratsämter betroffen, die ja zum Teil auch Staatsbehörden sind? Müssen die bisherigen Richtlinien für geschlechtersensible Sprache in Bayern überarbeitet werden? Trifft das Gender-Verbot auch Universitäten und Rundfunk? In Hessen ist das zumindest so beabsichtigt.
Bayern ist nicht das erste Bundesland, das gegen das Gendern vorgeht. Drei Bundesländer in Deutschland haben den Gebrauch von Gender-Sternchen und anderen Sonderzeichen in Schulen untersagt. Kinder in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, die trotzdem Gender-Sternchen oder Doppelpunkt einsetzen, müssen von ihren Lehrkräften mit Minuspunkten bewertet werden. In Bayerns Schulen wird die Gender-Schreibweise bislang bei Korrekturen beanstandet, zu schlechteren Noten führt sie nicht.
Auch andere Bundesländer gehen gegen das Gendern vor
Wie das künftig sein wird? Bayerns neue Kulturministerin Anna Stolz (FW) versprüht wenig Begeisterung über den Vorstoß des Ministerpräsidenten. Stolz findet, dass die Sache jetzt schon gut geregelt sei, wie sie auf Anfrage unserer Redaktion sagt. "Wir haben an den Schulen bereits einen klaren Leitfaden zur sprachlichen Repräsentanz der Geschlechter. Wir werden jetzt prüfen, ob es Änderungsbedarf gibt. Eines ist mir ganz wichtig: Wir wollen und werden gute und verlässliche Regelungen für alle Beteiligten finden." Stolz hatte vorab nichts von Söders Verbotsplänen gewusst.
Auch der CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek soll Söders Rede vorab nicht gekannt haben, tags darauf sprang er seinem Ministerpräsidenten und Parteichef bei. Das Gender-Verbot sei ein "klares Statement, ein Zeichen, dass nicht die Ideologie zählt, sondern der gesunde Menschenverstand". "Das Gendern bringt überhaupt nichts", sagte Holetschek weiter, mit dem Verbot wolle man die Lebensrealität der Menschen abbilden.
Lehrer-Präsidentin Fleischmann: "Gender-Verbot bringt gar nichts"
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) ist da skeptisch. "Ein Verbot hat noch nie etwas gebracht", sagt Simone Fleischmann. "Mir geht es darum, dass wir sensibel in unserer Sprache sind, niemanden ausschließen und zeigen, dass wir eine integrative Gesellschaft sind. Sollen wir das dann einfach verbieten und eine Sechs geben, wenn der Schüler so spricht oder so schreibt?" Die heutige Generation von Schülerinnen und Schülern sei sich der Gender-Problematik bewusst und wolle sich entsprechend ausdrücken. "Ein Verbot kann doch diese gesellschaftliche Entwicklung nicht zurückdrehen. Diese Macht hat auch Herr Söder nicht." An vielen Schulen werde über gender-gerechte Ausdrucksweisen diskutiert und Fleischmann hält das für eine notwendige Debatte zwischen verschiedenen Generationen. "Da können wir doch nicht einfach sagen: Stopp, das ist jetzt verboten, das gibt es nicht."
So reagiert Kultusministerin Stolz auf Söders Gender-Verbot
Die Vertreter anderer Bildungsverbände äußern sich ähnlich: "Ein hartes Verbot neuer Schreibweisen halte ich (...) nicht für notwendig und zielführend. Es bestünde damit eher die Gefahr einer weiteren Spaltung und Polarisierung in der Schulgemeinschaft", sagte etwa der Vorsitzende des Philologenverbandes (bpv), Michael Schwägerl, am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. Der Vorsitzende des Realschullehrerverbandes (brlv), Ulrich Babl, erklärte: "An den bayerischen Realschulen ist Gendern kein nennenswertes Thema, eine Genderpflicht lehnen wir jedoch klar ab."
Der bpv setze sich dafür ein, dass in bayerischen Schulen sorgfältig mit der deutschen Sprache umgegangen werde, so Schwägerl. Wegen der wachsenden Zahl an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund sei für den Spracherwerb eine klare Orientierung notwendig. "Wer noch mit den drei grammatischen Geschlechtern und den richtigen Artikeln der deutschen Sprache kämpft, braucht keine zusätzlichen Schwierigkeiten."
Die Diskussion ist geschlossen.
Von draußen, vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es Aiwangerd sehr.
Vor zwei Monaten hab ich es geschafft, Herrn Aiwanger bei einem Wahlkampfauftritt am Königsplatz fünf Minuten zuzuhören.
Tenor des Ganzen: "früher als ..." "Burschen noch Burschen und Mädels noch Mädels waren .." "der gesunde Menschenverstand regierte ..." "man noch normal sprechen und schreiben durfte ..." usw, usf.
Mich stört auch das Schluckaufsprech mit den angehängten *innen und das verkorkste Gender-Schriftbild.
Aber verbieten? Das soll wohl ein Weihnachtsgeschenk von Söder an Aiwanger sein.
Gibts dann für gegenderte Aufsätze eine Sechs? Oder müssen die Betreffenden als Strafarbeit 100 mal schreiben "Ich darf nie wieder Innenminister*innen" schreiben"?
Ich seh schon die Graffities an den Schulwänden.
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Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich, fertig ist das Södergesicht.
Wer sich ueber das Genderns bzw. Geldern so aufgeregt, hat ganz offensichtlich keine echten Probleme. Herr Soeder taete mal gut daran, die soziale Schere zu bekämpfen, den Lehrer angel, sich um marode Schulen, fehlende Kitaplaetze, Umwelt und Klimaschutzgesetz, etc pp. Wir steuern auf eine globale Klimakatastrophe zu, in Europa ist Krieg...., es herrscht auch bei uns im Land zunehmende soziale Ungleicheiheit - und dann muss man etwas für / gegen Genderns machen?!?! Für mich sind im übrigen die Personen die sich schon fast wie besessen und geradezu darauf fixiert ueber das "Unheil des Genderns" auslassen genauso mindestens genauso überspannt, wie die Personen, die alles mit Sternchen versehenund so aussprechen oder in einer Gerundivform ("Studierende"). Also der"ideologische Tunnelblick" ist bei beiden Gruppen vorhanden.
Gendern ist das Synonym für eine überzüchtete, weltfremde, alimentierende Linken Szene die endlich an den gesellschaftlichen Rand zurückverwiesen wird und da hoffentlich auch bleibt. Gendern braucht niemand
"Hausverbot" fürs Gender-Sternchen in bayerischen Schulen und Behörden
Habe gerade gegoogelt und verstehe die ganze Aufregung jetzt noch weniger. Ich erhielt nämlich folgendes Ergebnis bei meiner Google-Suche:
„Genderzeichen gehören weiterhin nicht zum Kern der deutschen Orthografie. Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt, Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen nicht in das Amtliche Regelwerk aufzunehmen. Er bleibt damit bei seiner Entscheidung von 2021.“ (14.07.2023; www.mdr.de)
Lieber Peter S., ihrem Kommentar kann ich nur voll und ganz zustimmen.
Ich bin absolut für Geschlechtergleichberechtigung und respektiere oder beurteile Menschen nicht abhängig vom Geschlecht. Was hier aber eine kleine Minderheit, auch oft versteckt, der Mehrheit vorschreiben will, entfinde ich als Verstümmlung unserer Sprache. Manchmal hat man schon den Eindruck, dass Menschen, die sich entsprechend artikulieren gewisse Komplexe haben oder besonders fortschrittlich und geistvoll wirken wollen.
Der Großteil der Gesellschaft ist gegen diesen Sprachzirkus. Und ich betone das: Gegen diesen Sprach(!)zirkus, nicht gegen die Integration von Menschen, sie sich irgendwo zwischen männlich und weiblich befinden. Dazu braucht es nämlich keine aufgezwungene Verschandelung unserer Sprache. Es ist eine kleine Minderheit, welche dies aber durch geschicktes agieren geschafft hat, dass dies an immer mehr Stellen Einzug findet. Allen anderen, wird es aufgezwungen. Ich bin generell kein großer Freund von Verboten, aber in diesem Fall sehe ich es als einziges wirkungsvolles Instrument, um zumindest an offiziellen Stellen dafür zu sorgen, dass dies nicht von diversen Stellen erzwungen wird.
Danke, ein guter Kommentar, ich sehe das auch so.
Peter S., ich stimme Ihren Ausführungen vollkommen zu.
Ist Gendern Bestandteil der offiziellen deutschen Rechtschreibung?
Wenn nein, dann hat das an Schulen und in der Verwaltung nichts zu suchen. Ist doch ganz einfach.
Alternativ schreibt jeder alles nach Lust und Laune und es gibt grundsätzlich nichts falsches mehr.
"Genderzeichen gehören weiterhin nicht zum Kern der deutschen Orthografie. Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt, Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen nicht in das Amtliche Regelwerk aufzunehmen. Er bleibt damit bei seiner Entscheidung von 2021."
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/gendern-genderzeichen-genderstern-rechtschreibung-orthografie-100~amp.html
In Bereichen mit grundsätzlicher Bedeutung muss eine einheitliche Linie vorherrschen. U.a. kann es nicht angehen, dass z.B. entgegen der deutschen Rechtschreibung in den Schulen agiert wird. Schon die letzten Rechtschreibkorrekturen in dem Regelwerk der deutschen Sprache machten viele in der Bevölkerung fassungslos. Angeblich durch Fachleute als notwendig bestätigt. Schreiben nach Gehör? Von Anfang an für logisch denkende Teile der Bevölkerung vollkommener Humbug. Eine weitere Spaltung der Gesellschaft ist gegeben, wenn keiner mehr weiß, was, wann, wie denn überhaupt noch Gültigkeit besitzt!
Nach Genderverbot ist auch schon das Kopftuchverbot im Gespräch. Führt dies möglicherweise zu einer CSU als Verbotspartei? Wer weiß denn schon was als nächstes verboten werden soll?
Ein paar gute Ideen wie Bayern wieder wirkungsvoll nach Vorne gebracht werden kann sind leider Mangelware.
Ich mache mir zur Zeit ganz andere Sorgen als ein Genderverbot oder nicht. Ich halte mich nicht an die Gendersprache und habe kein Problem damit.
Jetzt haben wir auch in Bayern eine neue Verbotspartei.
Ich dachte immer, in Bayern gilt das Motto
" leben und leben lassen ".
(edit/mod/NUB 7.2/7.3)
Die Bürger (sorry, aber Genderverbot) werden das alles sehr schätzen und das wiegt bestimmt auch beispielsweise die Katastrophen-Verkehrsminister (gendern gar nicht nötig) der CSU der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte in Bund und Land locker auf, wenn ich nur an die 2. Stammstrecke in München und die Bahn insgesamt denke.
Komisch
- aber das "Gender-Gebot" an den deutschen Hochschulen, mit der Folge, daß die schlechteste Note vergeben wird bei nicht gegenderten Arbeiten ( und mag die Arbeit noch so gut sein)
das geht schon?!
Ein weiterer Beweis dafür , das das Land in weiten Teilen in die falsche Richtung fährt und von gewissen Gruppen dorthin gefahren wird