Die neue ifo-Studie zeigt, dass sozial benachteiligte Kinder seltener aufs Gymnasium gehen. Doch das Problem beginnt schon viel früher.
Natürlich kann man es ohne Abitur zu beruflichem Erfolg bringen. Aber darum geht es in der ifo-Studie nicht. Es geht darum, dass manche Kinder im Schulsystem untergehen und nicht die Förderung erhalten, die sie bräuchten, um ihre Fähigkeiten zu entfalten. Die Forschenden haben das aus praktischen Gründen am Gymnasialbesuch festgemacht. Man kann das kritisieren und Bayerns letzten Platz bei der Chancengleichheit kleinreden. Dann muss man aber auch all die anderen Studien ignorieren, die die Ungerechtigkeit Jahr für Jahr aufs Neue dokumentieren.
Der Nationale Bildungsbericht etwa – eine Studie gefördert von Bund und Ländern! – bescheinigt Kindern aus eher privilegierten Elternhäusern schon in der vierten Klasse einen durchschnittlichen Leistungsvorsprung von rund einem Jahr gegenüber Schülern, deren Eltern selbst nicht gut gebildet sind, in Armut leben oder eine Zuwanderungsgeschichte haben.
Startchancenprogramm für mehr Bildungsgerechtigkeit
Es wäre Aufgabe aller Beteiligten im Bildungssystem, die häuslichen Nachteile zu verringern und diese Kinder besonders zu unterstützen. Heißt: Sprachförderung schon in der Kita, ein qualitativ hochwertiger Ganztag und individuelle Lernangebote, die dem Leistungsstand des einzelnen Kindes entsprechen. Das neue Startchancenprogramm von Bund und Ländern setzt hier an. Schulen mit vielen sozial benachteiligten Kindern sollen Zusatzgeld erhalten. Die Lernstudien der Zukunft werden zeigen, ob die Bildungskluft dann endlich überbrückt wird.
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@Richard M. Aber selbst auf der Privatschule muss das Kind den Abschluss noch selbst machen. Es mag sie geben, die Privatschulen deren Name schon eine geflügelter Spruch ist(Als ehemaliger Regensburger nenne ich keine Namen),
ein paar Kinder werden da solange herumgereicht bis das Abi im Sack ist.
Und wenn man den Schulabschluss meint erkaufen zu können, man hat sein eigenes Kind betrogen.
Grundsätzlich wäre u.a. anzumerken:
"... die häuslichen Nachteile zu verringern und diese Kinder besonders zu unterstützen ..." ja warum kümmern sich denn primär Eltern nicht um die Entwicklung ihrer Kinder? Warum ist es scheinbar denen egal, was bzw. wie sie sich entwickeln. Man kann und darf doch nicht erwarten, dass die Gesellschaft, der Staat, sich primär und ausschließlich darum kümmert. Nach Aussage dürften sich folglich "privilegierte" Eltern sehr mehr um das Wohl und die Entwicklung ihrer Kinder kümmern.
Und weiterhin "Schulen mit vielen sozial benachteiligten Kindern ...". Wenn man insbesondere in solche Problemschulen schaut, dann wird man eindeutig feststellen, woher diese Problem kommen. Nur wollen diese durch die Politik und die Verantwortlichen nicht gesehen werden; geschweige denn ausgesprochen!
Anscheinend habe Sie wieder mal nichts verstanden. Sorry wenn ich das so direkt sage.
Selbstverständlich kann erwartet werden dass der Staat bzw. die Kommune sich um die Benachteiligung von vielen Kindern und Schülern kümmert. Dass dies besonders in Bayern notwendig ist finde ich für das reiche Bundesland sehr beschämend.
Sie werden es nicht verstehen, denn es kommt langfristig auch Ihnen zu Gute.
Ist es nicht schön zu erkennen, dass scheinbar mehr und mehr die Ansicht herrscht, dass der Staat primär immer und überall eine Versorgungsleistung zu erbringen hätte, wobei geflissentlich die Eigenverantwortung vergessen wird? Eigenverantwortung scheint ja fast schon zu einem Fremdwort geworden zu sein, jedenfalls können sehr viele Betroffene nichts mehr mit diesem Begriff anfangen. Erwartet wird der Staat, aber eigene Leistung scheint nicht notwendig.
Als Kind sucht man sich nicht aus ob man in eine reiche, arme, bildungsbeflissene oder zerrissene Familie geboren wird.
Wenn diese Probleme in die Schule ausstrahlen kann man zwei Sachen machen: sich hinstellen und fordern dass die Eltern mehr Verantwortung übernehmen und etwas tun, und wenn die Kinder dann systematisch zurück bleiben mit den Finger auf sie zeigen und "asozial" rufen.
Oder man kann sehen dass die Schule die Möglichkeit hätte dieses Defizit zu beheben und die Verhältnisse zu verbessern.
Oftmals passiert in Deutschland ersteres und dann wundert man sich.
@ Franz X.
Leider übersehen Sie, dass durchwegs so gut wie alle Eltern für ihre Kinder das Beste möchten aber aus unterschiedlichen Gründen nicht leisten können. Im Übrigen können es sich viele Eltern nicht leisten ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken und mit viel Nachhilfe zur Hochschulreife zu bringen. Es sind nun mal viele Kinder bzw. Schüler benachteiligt und das besonders in Bayern. Dies zeigt die ifo-Studie unmissverständlich.
Dies auf die Eltern zu schieben zeigt letztlich keinerlei Verständnis für die vorhandene Benachteiligung von Kindern und Schülern insbesondere am unteren Ende unserer Gesellschaft.
Bedenken Sie bitte, dass alles was der Staat an Bildung in Kinder investiert kommt doppelt oder dreifach an den Staat zurück.
Ich lese immer wieder, Benachteiligung von Kindern. Stellt man sich allerdings die Frage, was diese Benachteiligung kennzeichnet, dann hat man nur Fragezeichen.
Jedes Kind kann den Schultyp, die schulische Ausbildung wählen, welcher gewünscht ist. Sind irgendwelche Voraussetzungen wirtschaftlicher Art nicht gegeben, dann kann auf staatliche Leistungen zurückgegriffen werden. Aber selbstverständlich ist dies nicht unerschöpflich oder ein Automatismus. Es muss beantragt werden. Folglich müssen Eltern tätig werden! Sehr häufig wird auch durch Schulen, Institutionen, etc. unterstützt. Aber es bleibt bei der Situation, man muss tätig werden. Und man sollte sich tunlichst von der Vorstellung verabschieden, alle Kinder sollten/müssten den gleichen Stand innehaben. Möglich wäre es. Doch dies ist weder realistisch noch dem Kindeswohl entsprechend. Da es hier um Individuen geht, stellt sich die Betrachtung auch individuell dar. Staatlicherseits wird sehr viel ermöglicht aber ich erlebe immer wieder, dass man von einer Erwartungshaltung ausgeht, welche einfach nur unrealistisch ist.
"Stellt man sich allerdings die Frage, was diese Benachteiligung kennzeichnet, dann hat man nur Fragezeichen."
Fragezeichen stellen sich lediglich, warum das reiche Bayern so wenig für benachteiligte Kinder bietet.