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  3. Bildungsexperte Dirk Zorn über Lehrermangel & Bildungssystem

Schule
02.02.2023

Wo sollen die Lehrkräfte für unsere Kinder herkommen, Herr Zorn?

Dass Schüler mehr selbstständig lernen sollen, ist ein Vorschlag von Bildungsforschenden.
Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild)

Dirk Zorn ist einer der bekanntesten Bildungsforscher Deutschlands. Was er gegen den Lehrermangel täte und warum Söder seiner Meinung nach unverantwortlich handelt.

Herr Zorn, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat angekündigt, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abwerben zu wollen. Ist das für Sie vertretbar und Erfolg versprechend?

Dirk Zorn: Ich halte es für unverantwortlich, was Bayern da macht. Dass ein Land so explizit ein Umzugs- und Anreizpaket auflegt, ist ein Dammbruch. Herr Söder sagt damit: Jeder ist sich selbst der Nächste und wir geben jedes Interesse auf, die deutschlandweite Herausforderung des Lehrkräftemangels gemeinsam zu lösen. Dann ziehen alle an einem Tischtuch, das zu knapp ist. Das ist auch Kindern, Jugendlichen und Eltern gegenüber unverantwortlich. Hier erodiert alles Vertrauen darauf, dass wir uns als Land dieser Aufgabe gemeinsam stellen und allen Kindern Teilhabechancen und gute Bildung ermöglichen. 

Aus bayerischer Sicht: Rechtfertigen die Erfolgschancen der Maßnahme den Ärger und Schaden, den Söder damit dem Bildungssystem in Gesamtdeutschland zufügt?

Zorn: Das steht auf einem völlig anderen Blatt. Zum Beispiel bei Grundschullehrkräften weiß man, dass sie eher wohnortnah studieren und später auch arbeiten. Wie viele Studierende – oder später dann Lehrkräfte – tatsächlich bereit sind, komplett in ein anderes Bundesland umzusiedeln? Da wäre ich nicht allzu euphorisch.

Dirk Zorn ist Direktor des Bereichs Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann-Stiftung.
Foto: Kai Uwe Oesterhelweg

Erst vor ein paar Tagen hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz kurzfristige Lösungen gegen den Lehrkräftemangel vorgestellt. Unter anderem: Quereinsteiger im Klassenzimmer. In Bayern ist die Maßnahme recht neu. Wie sind anderswo die Erfahrungen?

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Zorn: Momentan unterscheiden sich die Quoten bei den Quereinsteigenden je nach Bundesland stark. In Sachsen-Anhalt waren zuletzt über 40 Prozent der Einstellungen nicht grundständig studierte Lehrkräfte. In Berlin gibt es nicht einmal mehr genug Quereinsteiger, um alle offenen Lehrerstellen zu besetzen. In Ländern wie Bayern war der Anteil bislang eher gering. Das Modell funktioniert dann gut, wenn man Menschen mit Eignung für den Einsatz in der Schule auswählt und sie eine möglichst umfassende Qualifizierung und Begleitung von erfahrenen Lehrkräften bekommen.

Sind dafür genügend Erfahrene da?

Zorn: Durch die bislang noch eher geringe Zahl an Quereinsteigenden in Bayern sind hier noch mehr Kapazitäten da, um eine gute Begleitung dieser Personen zu gewährleisten. Denn auch berufsbegleitend müssen Quereinsteigende weiter fortgebildet werden. Hier stoßen Schulen mit einem sehr hohen Anteil an Quereinsteigenden, etwa in bestimmten Stadtteilen in Berlin, sehr schnell an ihre Grenzen, weil die Lehrkräfte, die schon länger im System sind, ohnehin sehr belastet sind.

Wovon am meisten?

Zorn: Von der Pandemie, vom Druck, Lernrückstände aufzuholen. Die psychosoziale Situation vieler Schülerinnen und Schüler ist schlecht. Dann fehlen Lehrkräfte, auch durch die Aufnahme von zusätzlich mehr als 200.000 ukrainischen Schülerinnen und Schülern. Das heißt, man muss vielleicht schon mehr unterrichten, mehr vertreten, Klassen kurzfristig übernehmen. Zusätzlich noch in das Coaching von Quereinsteigenden einzusteigen ist extrem schwierig. Und ausgerechnet die Schulen, die am meisten unter Lehrkräftemangel leiden, also Brennpunktschulen etwa, müssten dann noch extrem viel dieser Qualifizierung leisten.

Wie groß ist der Druck auf die Quereinsteigerinnen und -einsteiger selbst?

Zorn: Erheblich. Sie sind ja oft schon älter, mitten in der Familienphase. Dann auch noch parallel eine Nachqualifizierung zu stemmen, während sie schon mit anderthalb Beinen im Unterricht stehen: Das ist für viele extrem herausfordernd.

Ist der Quereinstieg die vielversprechendste Möglichkeit, den akuten Lehrkräftemangel zu beseitigen oder zu lindern?

Zorn: Ja, das ist so, weil auf diese Weise relativ schnell zusätzliche Kräfte ins System Schule kommen. Es kann aber nur eine Maßnahme von mehreren sein. Wir müssen wirklich jeden Stein umdrehen und ein ganzes Register an Maßnahmen ziehen. In Lehrämtern, in denen es Überschüsse gibt, zum Beispiel bei Gymnasiallehrkräften, sollte man Nachqualifizierungen für andere Schularten anbieten. Bayern hat hier frühzeitig Programme aufgelegt, das ist sehr sinnvoll. Für Gymnasiallehrkräfte wurden Anreize geschaffen, an Grund- und Mittelschulen zu unterrichten. Dann sollte man versuchen, Lehrkräfte, die vor der Pensionierung stehen, noch zu halten. Die müssten dann ja nicht mehr im vollen Umfang unterrichten, aber könnten zum Beispiel für das Coaching von Quereinsteigern zur Verfügung stehen. Hier besteht in vielen Bundesländern noch Spielraum bei den Grenzen, bis zu denen Pensionäre hinzuverdienen dürfen, ohne dass die Pension gekürzt wird.

Jährlich bemühen sich bundesweit auch rund 2500 Lehrkräfte aus dem Ausland um eine Stelle an deutschen Schulen, 80 Prozent bislang vergeblich. Verschenktes Potenzial?

Zorn: Definitiv. Diese vollwertigen Lehrkräfte leiden immer noch darunter, dass sie erschwerte Anerkennungsbedingungen vorfinden für ihre im Ausland erworbenen Abschlüsse. Mir hat sich eine Geschichte aus Thüringen eingebrannt, wo ein Kanadier, der an einer sehr renommierten Universität als Lehrkraft ausgebildet wurde, in Deutschland nur als Seiteneinsteiger in den Schuldienst kam. Und Englisch darf er gar nicht unterrichten, obwohl es seine Muttersprache ist.

Was muss sich also ändern?

Zorn: Ausländische Lehrkräfte sind eine relevante Größe und es wäre ein wichtiges Signal, auch im Sinne der Fachkräftestrategie der Bundesregierung, deutlich zu machen, dass wir dieses Potenzial sehen, so wie wir jetzt auch bei den ukrainischen Lehrkräften bereit sind, für eine erleichterte Anerkennung zu sorgen.

Allgegenwärtig ist gerade die Diskussion um Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz in unserem täglichen Leben. Können Softwares wie ChatGPT fehlende Lehrkräfte ersetzen?

Zorn: Digitale Elemente sollten ganz klar Teil der Lösung sein. Allerdings muss man die Gefahr einer weiter aufgehenden sozialen Schere im Blick haben. Kinder unterscheiden sich je nach ihrer sozialen Herkunft sehr stark in ihren Fähigkeiten, selbst gesteuert zu lernen. Das schlimmstmögliche Szenario: Die einen bauen auch in digitalen Settings ihre Kompetenzen aus und die anderen fallen komplett durchs Raster, weil sie eigentlich mehr direkte Instruktion bräuchten.

Bayern will abwerben, Brandenburg führt den Ein-Fach-Lehrer ein, Bachelor-Absolventen sollen mancherorts nun verbeamtet werden – und man fragt sich wieder einmal: Könnte der Lehrkräftemangel schneller behoben werden, wenn nicht jedes Land seine eigene Suppe kochen würde?

Zorn: Die Länder machen von der Möglichkeit Gebrauch, Sondermaßnahmen aufzulegen – das dürfen sie auch. Die Akzeptanz und Qualität dieser Maßnahmen wäre natürlich viel höher, wenn die Kultusminister gemeinsam vorgingen. Leider ist hier viel Zeit verschenkt worden, in der man deutlich vorausschauender Dinge hätte regeln können. 2009 etwa hatten die Kultusminister beschlossen, gemeinsame Standards für die Qualifizierung von Quereinsteigenden zu entwickeln. Das ist nie erfolgt. Jetzt sind wir mittendrin in der Krise und können nur noch reagieren. 

In Bayern gibt es noch eine weitere sehr umstrittene Idee, wie man der Personalnot im Klassenzimmer weniger ausgeliefert sein könnte. Nämlich die, das Lehramtsstudium zu überarbeiten. Anstatt vor dem ersten Semester würden sich die künftigen Lehrerinnen und Lehrer erst später für eine Schulart entscheiden. Gegner sagen: So endet man beim Einheitslehrer. Befürworter: Flexibilität mildert den Personalmangel. Was sagen Sie als Bildungsforscher?

Zorn: Insgesamt spricht sehr viel dafür, das Lehramtsstudium flexibler zu gestalten. Wie man das genau macht, das müssen Fachleute entscheiden. Grundsätzlich sehe ich zwei zentrale Vorteile: Wir können mehr Interessierte für ein Lehramtsstudium gewinnen, wenn man sich dafür auch noch im Verlauf des Studiums entscheiden kann. Und Absolventinnen und Absolventen wären breiter einsetzbar. Beides würde den Mangel lindern. Allerdings braucht eine grundlegende Neuorganisation des Studiums einen langen planerischen Vorlauf. Kurzfristig hilft das also nicht. Alternativ kann man über einen sogenannten Quereinstiegs-Master nachdenken, wie Berlin ihn eingeführt hat. Das geht zusätzlich zu den regulären Studienstrukturen und verhilft Interessierten ohne Lehramts-Bachelor zu einem Master-Abschluss als angehende Lehrkraft.

Zur Person Dirk Zorn ist Direktor des Bereichs Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann-Stiftung mit Hauptsitz in Gütersloh. Im Blog Schule21 schreibt er über Lehrerversorgung und Ganztag.

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Die Diskussion ist geschlossen.

02.02.2023

Sehr gutes Interview mit Herrn Zorn, dem ist nichts hinzufügen, das geht seit Jahrzehnten so, erst sind zu viele Lehrer da, die dann keine Anstellung finden, Jahre später sind es wieder zu wenige, weiß sehr gut wovon ich spreche. Und das Verhalten von Herrn Söder ist erbärmlich, er sollte sich dafür schämen.

02.02.2023

Wofür soll er sich denn der bayerische MP schämen?