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Weltrekordversuch : Schafkopf-Weltrekordversuch in Sonthofen: So laufen die 192 Stunden

Weltrekordversuch 

Schafkopf-Weltrekordversuch in Sonthofen: So laufen die 192 Stunden

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    Die Zeugen sitzen am Nebentisch während (von links) Christian Blanz, Thersia und Claudia Braunmüller und Markus Huber für den Weltrekord Runde um Runde Schafkopf spielen.
    Die Zeugen sitzen am Nebentisch während (von links) Christian Blanz, Thersia und Claudia Braunmüller und Markus Huber für den Weltrekord Runde um Runde Schafkopf spielen. Foto: Ralf Lienert

    Auf den ersten Blick sehen die vier Spielerinnen und Spieler, die in der Adlerwirtschaft in Sonthofen am Tisch sitzen, wie eine normale Schafkopf-Runde aus. Doch Claudia und Theresia Braunmüller, Christian Blanz und Markus Huber spielen am Donnerstagvormittag schon so lange Karten, dass sie bei manchem Durchgang vergessen, welche der vier Farben in dieser Runde eigentlich Trumpf war - also die überlegene Farbe, die vor den einzelnen Spielen festgelegt wird.

    Mit ihren Mitstreitern Tobias Huber und Gerry Krenn wollen sie einen Weltrekord aufstellen: 192 Stunden Schafkopf am Stück. Das sind acht Tage. Dabei sammeln die sechs Freunde aus Sonthofen und Bad Hindelang für den guten Zweck. Sie haben Dienstag angefangen und wollen Mittwoch nächste Woche aufhören.

    Nonstop-Schafkopf-Weltrekord in Sonthofen: Spieler haben Schlafprobleme

    Die größte Herausforderung, da sind sich die Sechs einig: die Müdigkeit. Man könne sich einfach nicht mehr konzentrieren. Während jeweils vier gemeinsam Karten spielen, haben die zwei anderen Pause. Das bedeutet für den einzelnen Spieler: 16 Stunden Schafkopf am Stück, dann acht Stunden Zeit für Schlaf und Körperhygiene. Doch dann einzuschlafen, ist nicht so leicht wie erwartet, verrät Blanz. Wegen der unzähligen Eindrücke bekomme er kaum ein Auge zu. „Der Kopf funktioniert irgendwie nicht mehr - auch beim Schlafen nicht“, sagt der Hindelanger. Er habe immer mal wieder eine Viertelstunde geschlafen, insgesamt vielleicht zwei, drei Stunden.

    Eine weitere Schwierigkeit: Die Spieler müssen die gesamte Zeit am Tisch in der Gaststube sitzen bleiben. Nur so sind sie auf der Kamera-Aufzeichnung zu sehen, die das Guinness-Buch der Rekorde als Nachweis benötigt. Außerhalb der Pausen länger aufzustehen oder dann ins Freie umzuziehen, ist also nicht möglich. Pro Stunde sind fünf Minuten Auszeit erlaubt.

    Neben der Videoaufnahme muss es zudem rund um die Uhr zwei Zeugen geben, die zum Beispiel Protokoll über die Pausen der Spieler führen. Gabriele Scheiber und Walter Hubrig sind zwei der knapp hundert Zeugen. Während ihrer Schicht von 8 bis 12 Uhr am Donnerstag sitzen sie am Nebentisch. „Es ist eine coole Sache, dass sie sich das trauen. Wir wollen das unterstützen“, sagen sie. Für ihren Einsatz erhalten sie unter anderem einen Sixpack Bier und Mineralwasser.

    Adlerwirtschaft in Sonthofen hat während Weltrekord durchgehend geöffnet

    Unterdessen wuselt Wirt Kilian Zuber hinter der Theke umher und bringt den Spielern Butterbrezen als Frühstück zum Tisch. „Die ganze Aktion ist sehr cool.“ Während des Weltrekord-Versuchs hat seine Adlerwirtschaft rund um die Uhr geöffnet. Möglich macht das Alexandra Wolf von der angrenzenden Pension Adler, die den Ausschank in der Nachtschicht von 23 bis 8 Uhr übernimmt. In der Unterkunft legen sich einige der Spieler nach ihrer Schicht schlafen. „Es war bis jetzt immer was los hier“, berichten Wolf und Zuber. Neben den normalen Gästen kämen auch Zuschauer vorbei. Eine Gruppe saß bis halb fünf in der Nacht und spielte zwischendurch selbst Schafkopf, erinnert sich Wolf.

    Zurück am Spieler-Tisch versucht Zuber, die Spieler mit einem Ventilator mit etwas frischer Luft zu versorgen. „Es ist brütend heiß unter tags“, sagt Markus Huber. Das offene Fenster neben ihm sei am Morgen unglaublich viel wert. Theresia Braunmüller ergänzt: „Wir wussten nicht, auf was wir uns eingelassen haben - wir wissen es jetzt noch nicht“. Die Idee, den alten Weltrekord von 170 Stunden Schafkopf am Stück zu überbieten, sei ihnen vergangenes Jahr gekommen - natürlich, als sie gerade spielten.

    Es gebe eine größere Gruppe, die häufig gemeinsam spielt und auch schon bei Schafkopfturnieren teilnahm. „Wir sind der harte Kern“, sagt Markus Huber. Sie hätten schon einmal eine Nacht lang durchgespielt, bis es wieder hell ist, sagt Theresia Braunmüller. Gezielt für den Rekord-Versuch lange am Stück zu spielen, hätten sie aber nicht trainiert.

    Nach 192 Stunden Schafkopf soll es eine große Party geben

    Um 10 Uhr kommt Tobias Huber, um Blanz abzulösen. Bevor er sich an den Tisch setzt, joggt er noch eine Runde vor der Wirtschaft auf und ab. Er habe festgestellt, dass Bewegung in den Pausen wichtig ist. „Es kann so viel schiefgehen“, sagt er. „Drei Monate lang hatten wir echt richtig viel zu tun.“ Dazu zählte, Zeugen zu organisieren und Sponsoren für die Preise der Tombola zu finden.

    Den Erlös spenden die Freunde an den Allgäuer Hilfsfonds und den Sternstunden-Verein. „Wir sind alle sozial eingestellt und wollten neben unserem Spiel noch was bieten“, sagt Tobias Huber. Wer das mit einer Spende unterstützen möchte, hat noch bis Mittwoch Zeit. Bis 16 Uhr wollen die sechs Freunde noch in der Adlerwirtschaft spielen. Danach soll es eine große Party geben. „Wenn wir noch in der Lage dazu sind“, sagt Markus Huber.

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