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Cambridge Analytica: Datenmissbrauch im Trump-Wahlkampf setzt Facebook unter Druck

Cambridge Analytica

Datenmissbrauch im Trump-Wahlkampf setzt Facebook unter Druck

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    Mark Zuckerberg und Facebook stehen nach den neustes Enthüllungen unter Druck.
    Mark Zuckerberg und Facebook stehen nach den neustes Enthüllungen unter Druck. Foto: Peter Dasilva/EPA FILE/dpa

    Facebook gerät unter stärkeren politischen Druck nach Berichten, wonach eine Datenanalyse-Firma aus dem Wahlkampf von Donald Trump sich unerlaubt Zugang zu Daten von über 50 Millionen Nutzern verschaffen konnte.

    Abgeordnete in den USA und Europa forderten Antworten von der Facebook-Spitze um Mark Zuckerberg. Einwände von Facebook-Managern, dass dabei keine Facebook-Systeme gehackt wurden, sondern rechtmäßig erhaltene Daten illegal weitergegeben wurden, gossen eher Öl ins Feuer und ließen Rufe nach mehr Regulierung für Online-Plattformen lauter werden.

    Politik fordert Aufklärung im Cambridge Analytica-Skandal

    Die Aktie des Online-Netzwerks verlor im vorbörslichen Handel am Montag angesichts der Debatten zeitweise fast fünf Prozent.

    Facebook hatte am Wochenende die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica ausgesperrt, die seinerzeit dem Wahlkampfteam von US-Präsident Trump geholfen hatte. Sie habe unrechtmäßig erhaltene Daten entgegen früheren Zusicherungen nicht vernichtet, hieß es zur Begründung.

    Cambridge Analytica hatte die Nutzerdaten vom britischen Professor Aleksandr Kogan bekommen, der bei Facebook eine Umfrage durchgeführt hatte. Sie war beim Online-Netzwerk als wissenschaftliche Persönlichkeitsforschung angemeldet worden.

    Die Facebook-App mit der Umfrage sei rund 270.000 Mal heruntergeladen worden, erklärte Facebook. Nutzer, die sie ausfüllten, erklärten sich einverstanden damit, dass Kogans Firma ihre Antworten und Daten bekommt. Zugleich bekam er über Facebooks Schnittstellen aber auch Zugang zu einigen Profil-Grunddaten von ihren Freunden, wenn deren Datenschutz-Einstellungen dies zuließen. Nach Informationen der Zeitung Guardian öffnete jeder, der die Umfrage ausfüllte, Zugriff auf solche Daten von im Schnitt 160 weiteren Nutzern.

    Cambridge Analytica weist die Vorwürfe vehement zurück

    Das vom Wahlkampfteam des heutigen US-Präsidenten Donald Trump beauftragte britische Unternehmen Cambridge Analytica hat einen Missbrauch von Daten von Millionen Facebook-Nutzern vehement zurückgewiesen. "Diese Facebook-Daten waren nicht Teil der von Cambridge Analytica an das Wahlkampfteam von Donald Trump geleisteten Dienste", teilte das Unternehmen am Montag mit. Die EU-Kommission hatte zuvor von Facebook eine Klarstellung zu entsprechenden Vorwürfen gefordert.

    Zu den wichtigsten Geldgebern von Cambridge Analytica gehört der US-Hedgefonds-Milliardär Robert Mercer, ein ausgewiesener Unterstützer der republikanischen Partei. Laut der britischen Zeitung The Observer war 2016 der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon Chef der Firma.

    Demokraten wollen, dass Mark Zuckerberg vor dem Justizausschuss erscheint

    In Großbritannien forderte der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Digitales und Medien, Damian Collins, mehr Vollmachten für die britische Datenschutz-Aufsicht. Sie müsse auch das Recht bekommen, hinter die Kulissen der Unternehmen zu schauen, um sicherzustellen, dass sie das Gesetz befolgten, sagte er dem Radiosender LBC. EU-Justizkommissarin Vera Jourova schrieb bei Twitter, die Berichte seien "schrecklich, wenn sie sich bestätigen". "Wir wollen so etwas in der EU nicht."

    In den USA sprach sich Senator Mark Warner (Demokraten) für eine stärkere Regulierung des Marktes für politische Werbung aus. Seine Kollegin Amy Klobuchar verlangte, dass Facebooks Gründer und Chef, Mark Zuckerberg, vor dem Justizausschuss erscheint.

    Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaates Massachusetts, Maura Healey, kündigte Ermittlungen an und forderte Antworten sowohl von Cambridge Analytica als auch von Facebook. Das Online-Netzwerk überprüft unterdessen einen seiner Datenforscher, der zuvor ein Kollege von Kogan in einer Firma war.

    Rufe nach Aufklärung kamen auch aus Berlin. "Wir brauchen dringend Klarheit darüber, wie Daten als Ware in Wahlkämpfen eingesetzt werden", erklärte die Grünen-Politikerin Renate Künast. Die Bundesregierung sei nun in der Pflicht klarzustellen, ob Daten deutscher Bürger betroffenen sind. (dpa, afp)

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