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Smartphones: Honor 10 im Test: Ein starker Billig-Rivale für das Apple iPhone

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Honor 10 im Test: Ein starker Billig-Rivale für das Apple iPhone

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    Offensiver Auftritt: Das Honor 10 richtet sich an eine junge Zielgruppe, die aufs Design schaut – und aufs Geld. Für ein iPhone X müssten Käufer bis zu drei Mal so viel hinlegen.
    Offensiver Auftritt: Das Honor 10 richtet sich an eine junge Zielgruppe, die aufs Design schaut – und aufs Geld. Für ein iPhone X müssten Käufer bis zu drei Mal so viel hinlegen. Foto: Honor

    Die Zahl ist wohl kein Zufall. Als Honor-Chef George Zhao das neue Honor 10 kürzlich in London vorstellte, zog er immer wieder Vergleiche zum iPhone X. Bislang trat Honor vor allem mit günstigen Varianten der Modelle des Mutterkonzerns Huawei in Erscheinung.

    Apples iPhone X ist auch wegen des hohen Preises in der Kritik.
    Apples iPhone X ist auch wegen des hohen Preises in der Kritik. Foto: Lino Mirgeler/dpa

    Das scheint sich gründlich geändert zu haben. Ab sofort wollen die Chinesen offenbar in der Champions League mitspielen. Wichtigstes Argument: Mit rund 400 Euro kostet das Honor 10 gerade mal ein Drittel dessen, was man für das Apple-Flaggschiff ausgeben muss. Doch selbst die Premium-Marke aus dem eigenen Hause setzt Honor mit jüngsten Coup unter Druck: Für das fast baugleiche Huawei P20 muss man aktuell rund 650 Euro ausgeben, für die Pro-Version sogar noch einmal 200 Euro mehr.

    Kleiner Preis des Honor 10 erfreut die Nutzer

    Der kleine Preis freut vor allem die erklärte Zielgruppe von Honor. 80 Prozent der Nutzer gehören zur Gruppe der 18- bis 34-jährigen an. Statt auf teure Werbekampagnen setzt das Marketing auf den Austausch mit der „Community“. „Wir sind sehr präsent in den sozialen Netzwerken, sprechen mit unseren Fans und hören uns an, was sie zu sagen haben“, erklärt Deutschland-Chef Marco Eberlein.

    „#YourTurnToStandOut“ lautet das auf Twitter & Co. Verbreitete Motto, sinngemäß übersetzt: „Deine Gelegenheit, aus der Masse herauszustechen“. Optisch schlägt sich das in Farben wie „Phantom Blau“ und „Phantom Grün“ nieder, die aus mehreren Glasschichten aufgebaute Rückseite wirft Umgebungslicht effektvoll zurück – seriöse Businesshandys sehen nun wirklich anders aus.

    Um die Zielgruppe zu erreichen, so Eberlein, setze man primär auf Fotofunktionen der Dual-Kamera. Damit lassen sich zwei Sekunden kurze Videoschnipsel aufnehmen, die Motive lebendiger wirken lassen sollen. Für die „Generation Selfie“ konzentriert man sich bei Honor besonders auf die Autoportrait-Funktionen.

    An Apples Sicherheitsstandards kommt das Honor 10 wohl nicht heran

    Die Frontkamera arbeitet mit einer 126 Punkte erfassenden Gesichtserkennung, mit diversen Beleuchtungsmodi kann man Lichtsituationen simulieren und Fotos wirken lassen, als seien sie in einem Studio aufgenommen. Wie beim iPhone X lässt sich die Frontkamera zum Entriegeln des Gerätes benutzen. Das klappt im Test erstaunlich gut und mit sagenhaftem Tempo. Die Sicherheitsstandards von Apples 3D-Gesichtserkennung dürfte man damit aber kaum erreichen. Alternativ kann man den in das Display integrierten Fingerabdrucksensor verwenden, der in dieser Preisklasse einzigartig ist.

    Hinter den Kameras steckt eine künstliche Intelligenz, die in einem Bild bis zu 22 Objekte erkennen und unterschiedliche Szenen, aber auch Motive wie das abgelichtete Mittagessen, aber auch zwischen einem Tiger im Zoo und der Hauskatze unterscheiden kann und die Einstellungen entsprechend anpasst. Das Gerät merkt es sogar, wenn man sich bei Selbstporträts regelmäßig mehr Farbe ins Gesicht zaubert, und übernimmt diese Anpassung automatisch. Eine „semantische Bildaufteilung“ zerlegt Motive in Bildbereiche wie Personen, Gruppen, Bäume, Himmel und passt sie separat an. Um das leisten zu können, ist das Gerät mit einer eigenen Recheneinheit ausgestattet.

    Glas vorne, Glas hinten, verbunden durch einem Rahmen aus Metall - dieser Grundaufbau des iPhone X wurde von den chinesischen Mitbewerbern exakt übernommen. Abweichungen gibt es nur im Detail, wobei das Honor 10 noch etwas gefälliger in der Hand liegt als das P20. Die Verarbeitung ist bei allen drei Geräten herausragend, auch wenn Apple auf diesem Gebiet das Maß aller Dinge bleibt.

    Abstriche beim Honor 10: Kein Schutz gegen Staub und Wasser

    Beim Honor 10 muss man Abstriche machen, denn es ist nicht wie die teureren Modelle gegen Staub und Wasser geschützt. Die Auflösung des 5,84 Zoll-Displays bleibt mit 2240 mal 1080 Pixeln leicht hinter der des iPhone (2436 mal 1125 Pixel) zurück. Dafür wartet es mit satten Farben, hohen Kontrasten und einer guten Blickwinkelstabilität auf.

    Das Display von Smartphones ist im Jahre 2018 nahezu randlos. Unverzichtbare Bauteile wie die Hörmuschel und die Frontkamera werden deshalb immer in einem kleinen Bereich am oberen Rand, „Notch“ genannt, untergebracht. Auch hier machte Apple den Anfang. Manche Nutzer stört diese schmale Unterbrechung des Bildes. Beim Honor 10 ist sie nun deutlich geschrumpft, sodass mehr Platz an den Seiten bleibt. Wem das immer noch zu viel ist, der kann den oberen Rand auch einfach in den Einstellungen abdunkeln, was auf einem Display im 19:9-Format kaum auffällt.

    Huawei setzt dem Apple iPhone X das P20 entgegen. Huawei ist die Schwestermarke von Honor.
    Huawei setzt dem Apple iPhone X das P20 entgegen. Huawei ist die Schwestermarke von Honor. Foto: Huawei

    Die Pro-Version des Huawei P20 hat mit seiner Triple-Kamera auf der Rückseite derzeit in Sachen Fotografie die Nase vorn – knapp vor Samsungs Galaxy S9 Plus und dem iPhone X. Das deutlich günstigere Honor 10 punktet dafür mit pfiffigen Foto-Features, die einfach Spaß machen.

    Das Apple-Flaggschiff kann nach wie vor auf Alleinstellungsmerkmale wie innovative Wischgesten zur Steuerung oder die Gesichtserkennung per Face ID verweisen. Der Chip – der auch im P20 steckt – mag nicht ganz an die aktuellen Top-Prozessoren von Samsung und Qualcomm heranreichen, die Ausdauer des Akkus ist nur Mittelmaß und auf kabelloses Laden muss man verzichten.

    Fazit: Das Honor 10 spielt in der ersten Liga mit

    Dass weniger manchmal mehr ist, sieht man hingegen am bewährten Klinkenstecker des Honor 10. Der aktuelle USB-C bietet einen besseren Klang - wenn man denn das passende Zubehör dafür hat. Mit dem traditionellen Anschluss lassen sich dagegen auch Kopfhörer verbinden, die man noch in der Schublade liegen hat.

    Für 400 bis 450 Euro kann man derzeit kaum ein besseres Smartphone kaufen. Trotz des einen oder anderen Minuspunktes spielt das Honor 10 in der ersten Liga mit, wenn auch nicht in der Champions League. Das originelle Design und die cleveren Fotofunktionen machen Spaß, die Hardware lässt auch im Vergleich zu Premium-Modellen kaum etwas zu wünschen übrig. Sollte Honor dauerhaft auf diesem Kurs bleiben, wird der Hersteller den Großen der Branche noch viel Kopfzerbrechen bereiten.

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