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Digitalisierung: IBM-Manager: Computer übernehmen nicht die Kontrolle

Digitalisierung

IBM-Manager: Computer übernehmen nicht die Kontrolle

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    Nach Ansicht von IBM-Manager Bob Lord werden werden Computer und Roboter auf lange Sicht keine autonomen Entscheidungen treffen.
    Nach Ansicht von IBM-Manager Bob Lord werden werden Computer und Roboter auf lange Sicht keine autonomen Entscheidungen treffen. Foto: Marijan Murat, dpa

    Computer und Roboter werden nach Einschätzung des obersten IBM-Digitalstrategen auf lange Sicht nicht die Kontrolle übernehmen. "Computer werden keine autonomen Entscheidungen treffen", sagte IBM-Manager Bob Lord im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

    "Mit Blick auf Künstliche Intelligenz sind wir weit von dem entfernt, was wir in Hollywood vorgespielt bekommen", so Lord, der als Chief Digital Officer für die Digitalstrategie des IT-Konzerns zuständig ist.

    Studien gehen längst davon aus, dass die Angst, Computer und Roboter würden Millionen von Jobs kosten, unbegründet ist. Eine Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) kam jüngst zu dem Schluss, dass zwar Jobs verschwinden, die Roboter-Revolution netto 58 Millionen aber neue Arbeitsplätze in den kommenden fünf Jahren schaffen wird.

    Entscheidung fällt der Mensch, nicht die Maschine

    "Ich verstehe die Angst, dass künstliche Intelligenz Jobs kostet", sagte Lord. "Aber wer sich mit der Technologie KI auseinandersetzt, der wird sie beherrschen, nicht umgekehrt." In Personalabteilungen beispielsweise müssten künftig die Mitarbeiter keine Stapel von Bewerbungen mehr sichten. "Das macht die Software", so Lord. "Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden, wer eingestellt wird." Das gleiche gelte für Ärzte: Die Software gehe für sie durch Studien, aber sie fällten am Ende die Entscheidung.

    "Die Jobs verändern sich durch Algorithmen oder künstliche Intelligenz, aber sie gehen nicht verloren", so Lord. Im Englischen wird üblicherweise zwischen "Blue Collar Jobs" (wörtlich "Blaukragenjobs") in der Produktion - in Anlehnung an die Blaumänner von Arbeitern - und "White Collar Jobs" (wörtlich "Weißkragenjobs") in der Verwaltung unterschieden. Bei IBM spricht man deshalb inzwischen von den "New Collar Jobs" ("Neukragenjobs"). "Dabei geht es darum, den Menschen Grundzüge der Informatik beizubringen, damit sie befähigt werden, künftig damit umzugehen", so Lord. "Wir wollen bei IBM auch Ungelernte an Software heranführen, denn das ist auch eine Möglichkeit, Arbeitslosigkeit zu vermeiden."

    Von wegen Jobkiller Digitalisierung: IBM stellt im deutschsprachigen Raum 2200 Menschen ein

    Bei IBM selbst werden nach Jahren des Schrumpfens im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) derzeit 2200 neue Leute eingestellt. Das Unternehmen schweigt über seine Beschäftigtenzahlen in einzelnen Ländern. Verdi spricht in Deutschland von rund 12.000 Mitarbeitern.

    Die neue bayerische Digitalisierungs-Offensive im Überblick

    Bayern will in den kommenden Jahren drei Milliarden Euro zusätzlich für die Digitalisierung ausgeben und zudem 2000 zusätzliche Stellen schaffen. Der "10-Punkte-Masterplan", der an verschiedene bestehende Förderprogramme anschließt, im Überblick.

    Glasfaser-Initiative: Ganz Bayern soll bis 2025 eine "gigabitfähige Infrastruktur" mit modernen Glasfaserkabeln bekommen. Vor allem Firmen, Forschungseinrichtungen, Behörden und Schulen sollen möglichst rasch von den neuen Höchstgeschwindigkeiten profitieren - derzeit sind bei EU-Förderprogrammen noch 30 Megabit pro Sekunde die Obergrenze. Grundsätzlich sollen alle Gemeinden ans Gigabit-Netz angeschlossen werden - was aber nicht heißt, dass dann jeder Haushalt sofort in den Genuss kommt. Zudem soll es bis 2020 insgesamt 40.000 zusätzliche WLAN-Hotspots geben, davon 20.000 an den Schulen. Und es ist eine Initiative für schnellere Mobilfunknetze (5G) geplant.

    Sicherheit: Bayern will bis 2020 ein Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mit 200 Mitarbeitern schaffen, Polizei und Behörden besser ausstatten und die Bekämpfung der Cyber-Kriminalität verstärken. Die IT-Sicherheitsforschung soll verstärkt werden.

    Bildung/Wissenschaft: Lehrer sollen in Informatik fortgebildet werden. Es soll neue Studienangebote in verschiedenen Disziplinen geben, um die Kompetenzen der Studenten in Informatik zu stärken.

    Wirtschaft: Das Förderprogramm "Digitalbonus Bayern" für mittelständische Unternehmen wird aufgestockt, Berufsausbildungen sollen modernisiert und an die digitale Arbeitswelt angepasst werden.

    Technologie/Mobilität/Medizin: Mit einem halben Dutzend "Zukunftsinitiativen" will die Staatsregierung digitale Technologien in verschiedenen Bereichen vorantreiben, etwa in Sachen "Künstliche Intelligenz" oder autonomes Fahren. Das "Zentrum Digitalisierung Bayern" soll weiterentwickelt und erweitert werden. Zudem will die Staatsregierung digitale und Telemedizin voranbringen, also Fernbehandlungen durch Online- oder Telefon-Diagnosen.

    Verwaltung: Bis 2030 soll die Verwaltung durchgängig digital organisiert werden. Um diesen Prozess zu begleiten, wird eine eigene Stabsstelle Digitalisierung in der Staatskanzlei geschaffen.

    Grundsätzlich kommt nach Auffassung des IBM-Managers kein Unternehmen und keine Branche an Digitalisierung vorbei. "Ich kenne keine aktuellen Geschäftsmodelle, die nicht von Software profitieren", so Lord. "Ein kleines Café in Denver hat beispielsweise QR-Codes auf ihre Tassen gedruckt. Dort können Kunden sehen, wer ihren Kaffee angebaut hat." Dafür werde Blockchain-Technologie eingesetzt, die Rechnerkapazität weltweit nutzt. "Das bringt einen Vorteil gegenüber den großen Ketten. Sie nutzen also die Technologie, um sich einen Vorteil zu verschaffen."

    Alte Geschäftsmodelle müssten deshalb aber nicht unbedingt verschwinden, so Lord. "Aber es wird immer Raum für beide Seiten geben: Manche Leute werden sich eine Limousine im Autohaus kaufen, andere einen Carsharing-Service nutzen." (Annika Grah, dpa)

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