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Medizin-Apps: Warum Ärzte eine Kontrolle für Gesundheits-Apps fordern

Medizin-Apps

Warum Ärzte eine Kontrolle für Gesundheits-Apps fordern

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    Über die App "Goderma" beurteilen Hautärzte ein mit dem Smartphone aufgenommenes Bild der Haut. Ärzte kritisieren solche Gesundheitsapps und fordern eine Kontrolle.
    Über die App "Goderma" beurteilen Hautärzte ein mit dem Smartphone aufgenommenes Bild der Haut. Ärzte kritisieren solche Gesundheitsapps und fordern eine Kontrolle. Foto: Daniel Naupold (dpa)

    Der eine lässt die Anzahl seiner Schritte pro Tag vom Smartphone zählen, der andere seine Blutdruckmessergebnisse dokumentieren, die nächste berechnet mit dem Smartphone ihre fruchtbaren Tage: Mehr als 100.000 Gesundheits-Apps können inzwischen auf das Smart- oder iPhone geladen werden. Das sieht die Bundesärztekammer aber kritisch – und fordert, dass Apps mit einem staatlichen Zertifikat versehen werden. Damit der Verbraucher gute von schlechten Produkten unterscheiden kann. Doch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) winkt ab: Über 100.000 Apps "zu prüfen und behördlich zu genehmigen, wäre nicht machbar".

    Wirtschaftliche Interessen: So unterschiedlich sind Medizin-Apps

    Der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Max Kaplan (Pfaffenhausen im Unterallgäu), hat darum gegenüber unserer Zeitung eine Aufteilung des Marktes vorgeschlagen. Apps, die lediglich messen – Anzahl der zugeführten und verbrauchten Kalorien, Zahl der Schritte, Puls oder Blutdruck etwa –, müssten nicht zertifiziert werden. Kritisch werde es hingegen dann, wenn Apps konkrete therapeutische Hinweise geben. Beispiel: Der Verbraucher gibt seinen aktuellen Blutzuckerwert in die App ein – und diese schlägt vor, wie viel Insulin der Zuckerkranke sich spritzen sollte. Ist diese App von Medizinern mitentwickelt worden, spreche nichts dagegen. Doch das sei ja nicht gewährleistet. Viele Apps würden von Programmierern auf den Markt gebracht, die keinem Gesundheitsberuf angehören.

    Kaplan verweist in diesem Zusammenhang auf rechtliche Probleme: Therapieren und Heilen ist in Deutschland ein gesetzlich geschützter Vorgang. Er ist bestimmten Berufsgruppen vorbehalten, je nach Therapie Ärzten oder beispielsweise Heilpraktikern. Ist eine App also "heilend" tätig, kann das gegen rechtliche Vorgaben verstoßen. Auch darum sollten Apps, die therapeutische Hinweise geben, zertifiziert werden.

    Medizin-Apps: Kein Ersatz für einen Arztbesuch

    Auch Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz in Bonn, sieht das Thema Gesundheits-Apps kritisch. Da gebe es "viel Wildwuchs", zumal zahlreiche Anbieter der Programme in erster Linie wirtschaftliche Interessen im Sinn hätten. Der Verbraucher müsse immer im Hinterkopf haben, wer hinter einer App stecke.

    "Eine App ersetzt keinen Arztbesuch", ergänzt Dr. Kai Behrens, Sprecher des AOK-Bundesverbandes. Wichtig sei schon allein, dass der Verbraucher feststellen kann, wer eine App herausgibt. Das sei gar nicht immer erkennbar. Nichtsdestotrotz gebe es natürlich – sofern die Anbieter seriös sind – sinnvolle Apps. Die AOK hat schließlich selbst allein 30-Gesundheits-Apps auf den Markt gebracht – etwa einen "Fettfallenfinder" oder ein Programm, das dabei hilft, einen passenden Arzt zu finden.

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