
Der Aschberg als Vorbild
Im Mooseum Bächingen wird über Blühflächen informiert. Vor allem die Bürokratie ärgert Engagierte
Auf der Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten steht schon seit Mai 2017 die Infobroschüre „Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) – Bayerns Landwirtschaft mit anderen Augen sehen“ zum Download bereit – deutlich bevor das Ergebnis des Volksbegehrens zum Erhalt der Artenvielfalt die öffentliche Diskussion so stark bestimmte.
Und bereits seit 1988 gewährt Bayern mit dem Kulturlandschaftsprogramm den Landwirten Ausgleichszahlungen für umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen. Das überarbeitete Programm ist nun noch gezielter auf Gewässer-, Boden- und Klimaschutz, auf Biodiversität und den Erhalt der Kulturlandschaft ausgerichtet.
„Brauchen wir also eine neue Berichterstattung zu diesem Thema?“, diese Frage stellte Reinhold Wilhelm, Leiter des Mooseums, zu Beginn der Informationsveranstaltung über Blühflächen in der Umweltstation in Bächingen. Wilhelm zeigte auf, in welchem Spannungsfeld sich die Landwirtschaft zwischen gesellschaftlichem Ansehen, Politik, Klimaschutz und agrarpolitischen Anforderungen befindet. „Der Weg ‚Wachsen oder weichen‘, das zeigt sich ganz deutlich, war falsch.“ Mit diesem Zitat übergab Reinhold Wilhelm das Wort an die Referentin des Abends, Susanne Ahle vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Wertingen. Sie informierte die Teilnehmer aus den Bereichen Landwirtschaft, Imkerei sowie Gartenbau- und Fördervereinen über Neuerungen des Kulturlandschaftsprogramms mit Schwerpunkt Blühflächen und Maßnahmen ab 2020.
Die Referentin gab zunächst einen Überblick über die Bausteine der aktuellen Agrarumweltmaßnahmen, über Anschlussverpflichtung und Neuverpflichtung. Sie berichtete zudem anhand einer Bildpräsentation, dass Infoschilder zur Biodiversitätsaktion „Ein buntes Blumenband durch Bayern“ sehr guten Anklang in der Bevölkerung gefunden hätten. Auch wenn die Pflicht zum Aufstellen dieser Tafeln nicht mehr besteht, hält Ahle diese Werbung für wirkungsvoll. „Die Aufmerksamkeit für die Blühbänder soll durch den Landkreis ziehen“, warb Ahle bei den Zuhörern. Sie appellierte an Kommunen und Landwirte, Saatgut für mehrjährige Pflanzungen auszubringen. „Diese Flächen sehen drei Jahre später natürlich nicht mehr so schön fürs Auge aus, sind aber ökologisch wertvoller und kommen viel besser mit Trockenheit zurecht.“
Im Anschluss an ihren Vortrag beantwortete Referentin Ahle offene Fragen zu den Agrarumweltmaßnahmen. Ein Landwirt kritisierte unklare Vorgaben und Zuständigkeiten zur Umsetzung der KULAP-Maßnahmen. Die Änderungen im Bayerischen Naturschutzgesetz, die aufgrund der Umsetzung des Volksbegehrens seit 1. August 2019 in Kraft sind, definierten zwar klare Abstände als Gewässerrandstreifen. Schwieriger sei, vor Ort festzulegen, ob Gräben wasserführend sind oder doch meist trocken liegen. Und wie werden Abstände konkret eingehalten, wenn Gewässer nun mal nicht schnurgerade verlaufen oder sich Überschneidungsflächen ergeben? Unklarheit gebe es auch darüber, welches Saatgut man auf entsprechenden Förderflächen ausbringen dürfe. „Es ist ja sinnlos, wenn ich das später wieder unterpflügen muss.“ Susanne Ahle hörte aufmerksam zu. Sie kenne die momentanen Probleme, aber vor allem auch die Vorzüge des Kulturförderprogramms und verwies auf zuständige Stellen und Ansprechpartner. Ab 2022 werden zudem die geförderten Gebietskulissen mit einem neuen Satelliten überprüft. Dies soll zeigen, ob die Maßnahmen eingehalten werden und Wirkung zeigen.
Als unbürokratisch und „reibungslos“ bezeichnete dagegen ein Vertreter vom Imkerverein Holzheim das Verhältnis zwischen Imkern und Landwirten im Aschberg. Ansässige Landwirte stellen dort seit längerem Teile ihres Bodeneigentums für Blühflächen zur Verfügung – auch ohne Förderung durch das Kulturlandschaftsprogramm. Wilhelm Rochau pflichtete ihm bei: „Wir haben viel vom Aschberggebiet abgeschaut.“ Der ehemalige Vorsitzende des Mooseums engagiert sich seit zwei Jahren für mehr Blühstreifen vor Ort und lobt das große Engagement der 20 teilnehmenden Betriebe. Wilhelm Rochau bat die Anwesenden, auch diese erfolgreiche freiwillige Aktion für den Erhalt der Artenvielfalt fortzusetzen. „Dranbleiben und teilnehmen trotz Schwierigkeiten und Bürokratie“, appellierten Rochau und Reinhold Wilhelm noch einmal zum Ende der Veranstaltung. Symbolbild: Bernhard Weizenegger
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