Wenn der Wahlbrief in Wertingen nicht ankommt
Der Wertinger Eckhart Matthäus hat seine Briefwahlunterlagen ungezählt zurückerhalten. Wie es zu dieser Panne kam – und warum die Verwaltungsgemeinschaft Wertingen „ein Drittel der Schuld“ auf sich nimmt.
Eckhart Matthäus hat am Mittwoch nach der Bundestagswahl einen Brief von der Post bekommen, der ihn richtig in Rage gebracht hat. Denn in der Zusendung lagen die Wahlunterlagen des Wertingers, die er am Montag vor der Bundestagswahl in einen Briefkasten in Gottmannshofen eingeworfen hatte. „So etwas darf doch nicht passieren“, schimpft Matthäus.
So reagiert der Kreiswahlleiter auf die Panne
Der professionelle Fotograf hält dies für eine „ungute Geschichte“, denn seine Stimmen hätten wegen dieser Wahlpanne nicht gezählt werden können. Er habe bereits öfter Briefwahlunterlagen beantragt, und bisher habe es mit dem Wählen immer geklappt. „Man kann doch erwarten, dass ein Wahlbrief zugestellt wird“, sagt Matthäus. Auf dem Kuvert habe klar lesbar Verwaltungsgemeinschaft Wertingen gestanden. Der Brief sei aber im Service Center Briefermittlung der Deutschen Post in Marburg gelandet. Dort sei der Wahlbrief – nicht der Stimmzettelumschlag – geöffnet und an seine Adresse zurückgeschickt worden. Im Übrigen sei auch der Wahlbrief seiner Frau zurückgekommen. Der Unternehmer sieht die Wahlpanne bei der Post. Aber so einfach ist die Sache nicht.
Was auf Anhieb klar ist: „Die Stimmen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr gezählt werden“, erklärt Kreiswahlleiter Thomas Strehler. Dies sei schon aufgrund des Wahlgeheimnisses nicht möglich, „da die Post die Unterlagen wohl öffnen musste, um an die Daten des Absenders zu gelangen“, erläutert der Mitarbeiter des Dillinger Landratsamtes. Er verortet die Briefwahlpanne in Wertingen. Aufgrund der sehr großen Zahl an beantragten Briefwahlunterlagen habe die Verwaltungsgemeinschaft Wertingen Wahlbriefumschläge nachbestellen müssen. „Bei den nachträglich beschafften Umschlägen war die Verwaltungsgemeinschaft Wertingen jedoch nicht als Adressat im Adressfeld vorab eingedruckt“, informiert der Kreiswahlleiter. Die Verwaltungsgemeinschaft Wertingen habe sich auf diesen Wahlbriefen oben links als Ausgabestelle des Wahlbriefes korrekt angegeben – „allerdings ohne Adresse“, wie Strehler erläutert. Trotz fehlender Adresse seien solche Wahlbriefe aufgrund der angegebenen Ausgabestelle durch die Post in der Regel richtig zugeordnet und an die Verwaltungsgemeinschaft zurücktransportiert worden. Bei den betroffenen Wahlbriefen im Hause Matthäus sei dies aber leider nicht der Fall gewesen.
Post-Pressesprecherin Jasmin Derflinger bestätigt die Darstellung. Auf dem Wahlbrief von Eckhart Matthäus sei keine Empfängeradresse aufgedruckt gewesen, er sei aber dennoch in den Logistikkreislauf für Briefwähler gekommen. „Bedauerlicherweise führte die fehlende Empfängeranschrift am Ende auch zu einer Fehlsortierung unsererseits. Für diesen Fehler bitten wir um Entschuldigung“, teilt Derflinger mit. Die Post-Pressesprecherin kündigt an, dass sie in dieser Sache mit Eckart Matthäus und seiner Frau Kontakt aufnehmen werde.
Etwa 100 Briefwahl-Unterlagen gehen ohne vollständige Adresse raus
Der Geschäftsleiter der VG Wertingen, Dieter Nägele, nennt weitere Details. Es seien wegen des hohen Aufkommens insgesamt 1500 Briefwahlunterlagen nachbestellt worden. „Davon wurden etwa 1000 ausgegeben, und rund 100 sind zunächst ohne Adress-Stempel der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen rausgegangen“, erläutert Nägele. Als das Fehlen der vollständigen Adresse bemerkt wurde, sei sie nachträglich auf den Wahlbriefen angebracht worden. Nägele war am Wahlsonntag selbst als Wahlhelfer im Einsatz. Sein Eindruck: „Wir haben die Wahlbriefe größtenteils zurückbekommen.“ Der Geschäftsleiter spricht von einer Verkettung unglücklicher Umstände. „Wenn Verwaltungsgemeinschaft Wertingen auf dem Wahlbrief steht, könnte die Post schon draufkommen, dass der Brief zu uns muss.“ Eine Teilschuld sieht Nägele auch beim Wähler, der auf die vollständige Adresse hätte achten können. Und natürlich hätte auch die VG Wertingen bemerken müssen, dass die Adresse auf den nachbestellten Wahlbriefen eben nicht komplett war, sagt der Geschäftsleiter und räumt ein: „Wir nehmen ein Drittel der Schuld auf uns.“
Eckart Matthäus kann die Argumentation auf Nachfrage nicht ganz nachvollziehen. Der Wertinger sagt: „Es steht nirgendwo geschrieben, dass man den Wahlbrief auf die Vollständigkeit der Adresse nachprüfen muss.“
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