Schon als Schüler hat Leon Florian aus Nördlingen beobachtet, dass „es Kinder in meiner Klasse gibt, die von den Eltern abgeholt werden, und andere nicht“. Was er damit sagen möchte: Schon immer sei in dem heute 24-Jährigen ein Gespür für Ungerechtigkeiten dagewesen. Ein Thema, das die Linken von jeher für sich beanspruchen. Heute ist Florian Sprecher des Kreisverbands der Linken im Donau-Ries und in Dillingen – und obendrein Direktkandidat für die Bundestagswahl am 23. Februar.
Florian ist in Nördlingen geboren, wo er auch wohnt. Er komme „aus einer konventionellen Arbeiterfamilie“, besuchte die Realschule und machte später eine Ausbildung zum Erzieher. Heute arbeitet er als Schulbegleiter in Kaisheim. Unter anderem seine Tätigkeit als Erzieher und die Erfahrungen, die damit einhergehen, haben seinen Blick auf Ungleichheiten geschärft.
Zur Person
- Leon Florian ist am 31. Januar 2000 geboren und lebt in Nördlingen.
- Er machte eine Ausbildung zum Erzieher und arbeitet als Schulbegleiter.
- Florian ist in einer Beziehung, seine Freundin ist ebenfalls in der Linken aktiv.
- Der 24-Jährige geht gern wandern.
„Wir leben in einem unfassbar reichen Land, in dem das Geld ungleich verteilt ist“, sagt Florian. Werde man in ein weniger privilegiertes Leben hineingeboren, müsse man versuchen, sich da hinauszumanövrieren. „Und die Mittelschicht wird zerrieben, verschwindet“, findet er. An diesem Status quo müsse sich etwas ändern. Mögliche Werkzeuge aus Sicht des 24-Jährigen: Mietdeckel, das Regulieren von Preisen im Supermarkt über die Mehrwertsteuer, eine „gerechte Steuerpolitik für Superreiche, um die Leute unten zu entlasten“.
Dafür steht der Nördlinger, der sich 2015 und 2016 politisch einordnete, als aufgrund vieler Krisenherde und nicht zuletzt des Bürgerkriegs in Syrien viele Menschen nach Deutschland flohen. „Ich habe gesehen, wie schnell die Willkommenskultur kippt“, sagt der Erzieher. Und das in einem Land, in dem der Holocaust stattgefunden hat. „Das hat mir noch einmal gezeigt: Geschichte ist nicht vorbei, sie findet jetzt statt.“ Florian las viel, besuchte Demos. Vor vier Jahren trat er den Linken bei, engagierte sich in der Linksjugend. Als es dann zur Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) kam und damit Linke – wie etwa der einstige Kreisvorsitzende Manfred Seel aus Bäumenheim – abwanderten, übernahm Florian den Job des Kreissprechers in seiner Heimat.
Leon Florian steht nicht auf der Landesliste der Linken
„Als Linker ist man im ländlichen Raum oft einsam“, sagt der Nördlinger. Es gebe viele Vorbehalte. Deshalb wolle er an Haustüren und auf Marktplätzen zeigen: „Wir hören zu und interessieren uns.“ Die Abspaltung des BSW sieht er weniger „als Bruch, sondern als Befreiungsschlag“. Man verharre nicht mehr in Konflikten, habe nun ein besseres Miteinander. Die Partei habe seither neue Mitglieder gewinnen können, sich neu aufgebaut und wolle wieder präsenter werden – auch auf Social Media. Der Kreisverband hat aktuell 49 Mitglieder, seit dem vergangenen Jahr sind 18 neue hinzugekommen.
Dennoch: „Ich erwarte mir keine Luftsprünge“, sagt Florian zu seinen Aussichten bei der Bundestagswahl. Er selbst steht nicht auf der Landesliste. Für seine Partei sehe er jedoch gute Chancen, es über die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. Und auch die Wahrscheinlichkeit, über Direktmandate in den Bundestag einzuziehen, sei hoch. „Es braucht linke Politik als Korrektiv“, so der 24-Jährige, später spricht er von „linker Opposition“. Über Kleine Anfragen decke die Partei so manches auf. Daneben sei die Linke die einzige Partei im Bundestag, die keine Konzernspenden annehme und damit unbestechlich sei.
Der 24-jährige Direktkandidat steht für soziale Gerechtigkeit ein
Auf sein ländliches Handlungsgebiet bezogen sagt Leon Florian: „Es ist schön zu merken, nicht alleine zu sein, dass da noch andere Leute sind.“ Er bezieht sich etwa auf die Demo „Nie wieder ist jetzt“ vor fast einem Jahr in Nördlingen. 3000 Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsgruppen nahmen daran teil. Er selbst sprach für das Organisations-Bündnis Demokratie und Vielfalt auf der Bühne.
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