
Kommt der Funkmast doch noch ins Eppisburger Ried?

Plus Die Gemeinde will, dass ein neuer Funkmast außerhalb von Eppisburg entsteht. Doch das Landratsamt lehnte ab. Fabian Mehring hat nun den Umweltminister eingeschaltet.

Hier soll sie stehen. Die Lösung für Eppisburgs Empfangsproblem. 40 Meter hoch soll sie werden und auch im Standard 5G funken. Hier, das ist etwa 1000 Meter Luftlinie nördlich von Eppisburg: Fährt man auf einer Schotterstraße, die durchs Donauried führt, vorbei an zwei Baggerseen, kommt man zum Ort des Anstoßes. Die Gemeinde hat diesen Platz ausgemacht, damit die Firma Vantage Towers einen Funkmast errichten kann. Dieser soll die Empfangslöcher in Eppisburg stopfen. Doch das Landratsamt war dagegen. Kommt nun die Hilfe von ganz oben?
Wie ein "verfrühter Aprilscherz" liest sich aus Sicht von Landtagsabgeordnetem Fabian Mehring (Freie Wähler) die Begründung des Landratsamts, die zur Ablehnung des Funkmastes geführt habe. „Der vom Bürgermeister und seinem Gemeinderat ausgewählte Standort ist ideal. Er liegt so weit außerhalb von Eppisburg, dass die Menschen vor Ort ihn akzeptieren und trotzdem noch nah genug sind, dass die Netzabdeckung funktioniert“, erklärt Mehring.
Funkmast soll mitten im Eppisburger Ried entstehen
Das Problem: Der Standort für den Funkmast liegt mitten im Eppisburger Ried, einem speziell geschützten Wiesenbrütergebiet. Die Naturschutzbehörde lehnte den Bau ab, weil sich Raubvögel auf dem Mast niederlassen und so die streng geschützten Wiesenbrüter einfacher entdecken könnten. "Für das entsprechende Gebiet wurde auch ein Managementplan erstellt, mit dem zugrunde liegenden Leitbild ist die Errichtung eines Mobilfunkmastes nicht vereinbar", sagt Regierungsdirektorin Christa Marx.
Sowohl Mehring als auch Holzheims Bürgermeister Simon Peter (Freie Wähler) sind der Ansicht, dass der Funkmast da auch nicht mehr viel ausmacht - schließlich sei das Gebiet von hohen Pappeln umringt. Der Standort war von der Gemeinde und dem der Funkturm-Firma Vantage Towers deshalb gewählt worden, damit der Mast nicht zu nah am Ort steht. "Wir wollen die Bedenken der Bürger ernst nehmen", sagt Peter. Sein Parteikollege Mehring vertritt die Auffassung, dass der Schutz der in Eppisburg lebenden Menschen, für die ein Standort im Außenbereich besser sei als im Dorf, höher priorisiert werden müsse als der Schutz der Vögel.
Mehring wünscht sich pragmatische Lösung
Deshalb hat Mehring sich an den Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gewandt. Glauber wolle, so schreibt es Mehring in einer Pressemitteilung, durch die Obere Naturschutzbehörde im Staatsministerium überprüfen lassen, unter welchen Umständen der Mast im Außenbereich von Eppisburg vielleicht doch noch errichtet werden kann. „Ich hoffe sehr, dass der gesunde Menschenverstand dabei zu einer pragmatischeren Handhabung der Rechtsvorgaben führen wird“, sagt Mehring. Aus seiner Sicht könnten etwa spezielle Anbauten dafür sorgen, dass sich keine Raubvögel auf dem Turm niederlassen. So wie etwa in Städten Stacheln Tauben davon abhalten, sich auf Fenstersimse und andere Vorsprünge zu setzen.
Beim Landratsamt heißt es, dass solche Gestaltungsmaßnahmen nicht Gegenstand des aktuellen Verfahrens seien. "Die Behörde hat zunächst über einen Antrag in der eingereichten Form zu entscheiden und kann nicht von sich aus Änderungen an den eingereichten Planunterlagen vornehmen", so Marx.
Was sagt der Bund Naturschutz Dillingen dazu?
Laut dem Landtagsabgeordneten hätten sogar "namhafte Vertreter des Bund Naturschutz" die Errichtung des Mastes für "in Ordnung befunden". Fragt man beim Bund Naturschutz (BN) der Kreisgruppe Dillingen nach, stellt sich die Sache jedoch nicht so ganz klar dar. "Dass der Funkmast besser dort als im Ort aufgestellt wird, ist meine persönliche Meinung", betont Geschäftsstellenleiterin Petra Semet. Eine Eppisburgerin sei auf sie zugekommen mit der Frage, was nun aus dem Turm werde und wie der BN dazu stehe. Eine offizielle Position des BN zum Funkturm gibt es indes nicht. Die solle in einer Vorstandssitzung am Donnerstagabend besprochen werden, so Semet.
Ihr Vereinskollege Dieter Leippert kümmert sich beim BN um Stellungnahmen der Naturschützer zu Bauvorhaben. Als sogenannte Träger öffentlicher Belange kann auch der BN Stellungnahmen zu Bauanträgen einreichen. Doch laut Leippert habe der BN in diesem Falle gar nicht Stellung genommen. "Wir würden immer sagen, es ist Blödsinn, einen Mast dort hinzustellen." Aus Leipperts Sicht gehört ein Funkturm, den der Mensch haben wolle, dorthin, wo der Mensch lebe und nicht in die Natur. Doch warum gibt der BN keine Stellungnahme ab, wenn er ein solches Projekt kritisch sieht? Leippert sagt, bei der Menge an Bauvorhaben in 29 Kommunen könnten die Ehrenamtlichen gar nicht jedes Mal Stellung nehmen. Zudem habe man den Eindruck, dass die Stellungnahmen bei den Prüfverfahren ohnehin nur "im Papierkorb" landeten.
Fall liegt bei Oberer Naturschutzbehörde
Abgeordneter Mehring sieht das anders. "Keine Stellungnahme abzugeben ist aus meiner Sicht Zustimmung." Keine Stellungnahme, keine Einwände. Entscheidend sei nun jedoch, dass eine pragmatische Lösung gefunden werden könne. "Es kommt nicht so häufig vor, dass ein Funkmast so einstimmig beschlossen und dann ohne inhaltliches Argument abgelehnt wird." Nun wollen Mehring und Glauber bei einem Treffen mit dem Referatsleiter der Oberen Naturschutzbehörde kommende Woche über eine mögliche Lösung sprechen.
Die Firma Vantage Towers gibt sich hinsichtlich des Hickhacks um den Funkturm entspannt: "Beim geplanten Funkmast in Eppisburg gehen wir aktuell davon aus, dass wir die Anlage an dem vorgesehenen Standort errichten können", teilt Pressesprecher Robin Hagenmüller mit. Das Unternehmen hat bereits Einspruch gegen den Landratsamtsbescheid eingelegt.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.