
Sechs Windräder im Weisinger Forst? Holzheim diskutiert über erste Pläne

Plus In der Aschberg-Gemeinde könnten sechs Windräder entstehen. Die ersten Pläne hat nun die Firma GP Joule Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.

In vier Jahren könnten sich im Weisinger Forst südlich von Holzheim sechs Windräder drehen und nachhaltigen Strom direkt vor Ort produzieren. Doch wo genau könnten die stehen? In welchem Abstand zur Bebauung der Aschberg-Gemeinde? Was ist mit dem Schall, dem Schattenwurf und dem Naturschutz? Wie sieht es mit einer Bürgerbeteiligung aus? All diese Fragen hat nun die Firma GP Joule aus Buttenwiesen den Bürgerinnen und Bürgern am Dienstagabend in einer Gemeinderatssitzung vorgestellt und sich auch den Nachfragen den etwa 80 anwesenden Personen gestellt.
Ein Windpark in Holzheim? Bürgerinnen und Bürger stellen Fragen
Bürgermeister Simon Peter freute sich, dass so viele Menschen Interesse an dem Thema zeigten. "Die erneuerbaren Energien beschäftigen uns alle. Wir wollen an das Thema aufgeschlossen herangehen und auch das Bestmögliche für die Region beschließen", sagte er. Von der Firma GP Joule stellte Martin Demmeler aus Stadtbergen die bisherigen Informationen über den möglichen Windpark vor. Vorgesehen ist bisher eine drei Hektar große Fläche im Weisinger Forst, die teils bayerischer Staatswald und Privatbesitz ist. Dort könnten sechs Windkraftanlagen gebaut werden, die etwa 0,2 Prozent der Waldfläche benötigen. An sich sei Demmeler zufolge aber das Potenzial an diesem Ort noch größer. Eine erste Analyse habe gezeigt, dass die Windgeschwindigkeit im Gemeindegebiet ausreichend ist. Laut dem Energieatlas Bayern gibt es in dem Gebiet in 160 Metern Höhe Windgeschwindigkeiten von etwa 5,9 und 6,0 Meter pro Sekunde. So könnten die sechs Anlagen 72.000.000 Megawattstunden (MWh) erzeugen und wiederum 24.000 Haushalte versorgen.
Das ist bisher klar über die sechs möglichen Windräder in Holzheim
An welchen Standorten genau die Windkraftanlagen mit 160 Metern Nabenhöhe und bis zu 85 Meter langen Rotorblättern entstehen könnten, kann noch nicht gesagt werden. Davor müssen Demmeler zufolge Gutachten erstellt werden. Klar ist, dass die Anlagen mindestens einen Abstand von 1200 Metern zu jeglicher Wohnbebauung haben würden. Gesetzlich vorgeschrieben sind durch den Freistaat aktuell 1000 Meter in Wald- und Industriegebieten. Das gilt ab April 2023 durch eine Lockerung der umstrittenen bayerischen 10-H-Regel. Diese sieht vor, dass der Abstand eines Windrades zur nächsten Besiedelung mindestens die zehnfache Entfernung seiner Höhe beträgt. Auch die Richtwerte für Schall und Schatten sollen in Holzheim eingehalten werden.
Die Kosten für den Holzheimer Windpark schätzt Demmeler bei sechs Anlagen auf etwa 60 Millionen Euro. Diese trägt die Firma. Danach ist es möglich, dass Bürgerinnen und Bürger sich beteiligen können. Eine Möglichkeit ist ein sogenanntes Crowdinvesting, wie Demmeler erklärte. Nachdem die Anlagen gebaut sind, können Bürgerinnen und Bürger durch ein nachrangiges Darlehen investieren. Dafür erhalten sie eine fixe Verzinsung. Am Ende der Laufzeit wird das Kapital zurückgezahlt. Auf Konditionen dafür kann sich die Firma aufgrund der Finanzentwicklung nicht festlegen. "Ich kann nur sagen, dass es ein lukratives Geschäft wird", versichert Demmeler.
"Die Gemeinde ist an jedem Dreh eines Windrades beteiligt."
Wenn der Windpark 72.000.000 kWh im Jahr produzieren würde, würde die Kommune in 20 Jahren 2,4 Millionen Euro zuzüglich der Gewerbesteuer erhalten. Jede Gemeinde oder Stadt wird mit 0,2 Cent pro kWh beteiligt. Hinzu kommen Pachteinnahmen durch Kabel- und Zuwegungsverträge. Demmeler erklärt: "Die Gemeinde ist an jedem Dreh eines Windrades beteiligt."
Doch warum geht es nun um Windkraftanlagen in Holzheim? Ein Punkt sind die steigenden Energiepreise. Demmeler rechnet vor, dass eine Gemeinde wie Holzheim aktuell zwölf Millionen Euro an Energiekosten mehr zahlen könnte. "Die Windkraft bietet eine Energiesicherheit", sagt Demmeler. Man benötige lokale Antworten auf die Energielage. Im Weisinger Forst seien große Abstände zur Wohnbebauung möglich. Zudem haben sich die Gesetzte verändert. Neben der Ausnahme bei der bayerischen 10H-Regel, müssen durch das Windenergie-an-Land-Gesetz in Bayern bis Ende 2027 Windenenergiegebiete im Umfang von durchschnittlich 1,1 Prozent ausgewiesen werden. Nun könne man in Holzheim darauf noch selbst Einfluss nehmen. Zudem werden durch das EEG auch windschwächere Standorte besser vergütet. Im Artenschutz gebe es nun konkrete Auflagen, die es in den vergangenen Jahren nicht gegeben habe. Und: "Es gibt ausreichend Wind in Bayerisch Schwaben", betont Demmeler.
Zahlreiche Fragen in Holzheim an die Firm GP Joule und den Bürgermeister
Der Gemeinderat Holzheim wird dieses Jahr noch eine Entscheidung über den möglichen Windpark treffen. Dabei geht es um ein einfaches Ja oder Nein. Wo, wie viele und bis wann die Windkraftanlagen entstehen, wird sich zeigen, wenn das Projekt angestoßen ist und Gutachten erstellt werden.
Nach der Präsentation der Pläne stellten die Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Fragen über den möglichen Windpark. Ein Besucher fragte, wie das Zeitfenster aussehe, bis die Anlagen in Betrieb gehen könnten? Demmeler erklärte, dass man nach etwa zwei Jahren die Genehmigung erhalten sollte. Nach vier bis fünf Jahren könnten sich die Windräder dann in Holzheim drehen. Eine weitere Person fragte: Welche Leistungen erbringt der Windpark? "Von Oktober bis April erbringen die Anlagen gute Leistungen", sagt Demmeler. Gerechnet werde mit sechs Megawatt pro Anlage und 2600 Volllaststunden. Eine Kombination mit Photovoltaik, die gut im Sommer funktioniere, sei attraktiv.
Holzheim will die Bürgerinnen und Bürger schon früh am Windpark beteiligen
Eine weitere Frage lautete, ob noch mehr Windkraftanlagen im Weisinger Forst gebaut werden könnten. "Es sind mehr möglich und es können mehr gebaut werden. Diese wären aber alle weiter weg", erklärte Demmeler. Es gebe auch in Nachbargemeinden Potenzial. Doch man wolle erst mal diesen möglichen "funktionierenden Windpark" angehen. Nachgefragt wurde auch nach der Energienutzung vor Ort durch ein Nahwärmenetz. Demmeler erläuterte, dass eine Nutzung mit dem geplanten Nahwärmenetz im Ortsteil Eppisburg möglich sein könnte. "Ein Traum wäre es, den Windstrom in Holzheim zu verwenden." Die Firma GP Joule biete dafür zumindest die Möglichkeiten.
Einer der letzten Fragen des Abends ist: Wer entscheidet eigentlich, ob der Windpark gebaut wird? Bürgermeister Simon Peter antwortete: "Dafür gibt es einen gewählten Gemeinderat" Nachdem der Informationsabend nach zweieinhalb Stunden geendet hat, freut sich der Rathauschef über die rege Beteiligung und stellt klar: "Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger beteiligen, damit sie sich mitgenommen fühlen."
Die Diskussion ist geschlossen.
Sehr erfreulich, dass die Bürger*innen in Holzheim so aufgeschlossen sind für den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen!
Raimund Kamm