
So soll der Engpass bei Medikamenten-Versorgung beseitigt werden

Landtagsabgeordneter Fabian Mehring und Apotheker Sebastian Riesinger wollen Versorgung in der Region sicherstellen.
Bereits vor Weihnachten schlugen Hausärzte aus den Landkreisen Dillingen und Augsburg Alarm beim Landtagsabgeordneten Fabian Mehring. Ihre Sorge: Weil zahlreiche Medikamente vergriffen waren und von den Apotheken in der Gegend nicht mehr beschafft werden konnten, befürchteten die Mediziner, ihre Patienten über die Feiertage nicht angemessen versorgen zu können. Mehring nutzte damals laut Pressemitteilung seinen Kontakt zu Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Im Dialog mit dem Großhandel und durch Umverteilungen innerhalb Bayerns sei es dessen Task-Force im Gesundheitsministerium gelungen, die Versorgung während der Feiertage nach Kräften zu stabilisieren.
Fabian Mehring: "Dauerhaft gelöst ist das Problem damit nicht"
„Dauerhaft gelöst ist das Problem damit allerdings nicht. Explodierende Energiekosten, grassierender Fachkräftemangel und die über Jahrzehnte betriebene Verlagerung der Produktion jenseits der EU sind strukturelle Probleme, die immer neue Versorgungslücken provozieren“, befürchtet Mehring. Auch die von Bundesminister Lauterbach ab Februar für drei Monate ausgesetzten Festbeträge ändern daran in den Augen des Abgeordneten nichts. Jetzt traf sich der Landespolitiker mit Sebastian Riesinger, der kürzlich Apotheken in Meitingen, Dillingen und Wertingen übernommen hat, um konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten.
Im Zuge dessen bestätigte der Pharmazeut Mehrings Eindruck: „Trotz aller Bemühungen spitzt sich die Situation immer mehr zu. Wir mischen beispielsweise Fiebersäfte vor Ort selbst, weil sie nicht mehr lieferbar sind“, so Riesinger. Er berichtete Mehring, dass diverse Wirkstoffe derzeit kaum oder nicht auf dem Markt verfügbar seien und durch andere Präparate ersetzt werden müssen. Das ist laut Riesinger jedoch nicht in allen Fällen möglich: „Manche Medikamente, etwa für herzkranke Patienten, können nicht ohne Weiteres durch andere Wirkstoffe ersetzt werden. Wenn solche Präparate ausgehen, kann deren unvermittelte Absetzung schlimmstenfalls bis zum Tod führen", macht Riesinger die Brisanz der Lage deutlich. Insbesondere verschiedene Antibiotika sowie Medikamente für Kinder sind laut dem Apotheker derzeit kaum zu bekommen. „Das hat über Weihnachten bereits zu vermeidbaren Krankenhauseinweisungen geführt, weil Behandlungen zu Hause mangels Medikamente nicht möglich waren“, zeigt Riesinger sich besorgt.
Beim Gespräch in der Meitinger Rathaus-Apotheke formulierten Riesinger und Mehring deshalb konkrete Vorschläge, die der FW-Politiker bei Gesundheitsminister Holetschek einbringen will. Kurzfristig steht dabei die Preisbildung im Zusammenspiel zwischen Produzenten, Großhandel und Apotheken im Fokus, bei denen auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach ansetzt. Mehring sagt, er könne sich zusätzlich vorstellen, Verträge zwischen Krankenkassen und Herstellern zukünftig anders zu gestalten: „Sich über Rabattverträge an die je günstigsten Anbieter zu binden, macht in einer Mangellage keinen Sinn“, wirbt Mehring für das Ende dieser Systematik.
Dauerhaft sieht der FW-Politiker den Ausweg aus den Engpässen bei Arzneimitteln aber nur in der Rückverlagerung ihrer Produktion nach Europa. Er wirbt für eine europäische Initiative für die Produktion von wichtigen Medikamenten in Europa und könne sich dafür sogar ein konzertiertes Förderprogramm auf EU-Ebene vorstellen, um Pharmaunternehmen dafür zu gewinnen. (AZ)
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