
Welche Zukunft haben die Obstbäume im Landkreis Dillingen?


Streuobstgürtel haben früher fast jedes Dorf im Kreis Dillingen umrahmt. Jetzt sind die Bäume meist nur noch ein Hobby. Halten die verbliebenen Obstbäume dem Klimawandel stand?
Während man selbst in gut sortierten Supermärkten meist nur die Auswahl zwischen vier oder fünf Apfelsorten hat, ist die natürliche Vielfalt in der Region geradezu überwältigend: Allein 150 bekannte Apfelsorten gibt es im schwäbischen Donautal laut einer Erhebung zwischen 2013 und 2015. Dazu kommen 48 Birnensorten. Und dann noch rund 100 Sorten, die die Pomologinnen und Pomologen – so nennt man die Fachleute für Obstbau und deren Sorten – erst gar nicht bestimmen konnten.
Streuobstbäume spielen in der Region immer noch eine große Rolle. So sind zum Beispiel die Apfelsorten "Schöner aus Gebenhofen" und "Rosentalerapfel" ausschließlich im mittleren Schwaben zu finden. Die Bäume liefern laut Baumschulmeister Benedikt Herian nicht nur die leckeren Früchte, auf die sich Jung und Alt von Sommer bis Herbst freuen. In den Kronen von Apfel-, Birn- und Kirschbäumen fühlen sich auch Vögel und andere Kleintiere wohl. Nicht zu vergessen die Insekten, die in den Wiesen rund um die Bäume einen idealen Lebensraum finden.
Landkreis Dillingen: Streuobstgürtel gehörten früher zu jedem Dorf
Obstwiesen hätten früher ganz selbstverständlich zu fast jedem Bauernhof gehört, wie Herian sagt: "In der Region gab es um jedes Dorf einen Streuobstgürtel, der den Bewohnern zur Versorgung mit guten Früchten diente." In ganz Bayern gab es im Jahr 1965 noch 20 Millionen Streuobstbäume. Im Altlandkreis Dillingen seien es laut dem Kreisfachberater für Landeskultur und Gartenpflege allein 30.000 Weichselbäume gewesen. Doch knapp 70 Jahre später schätzen Fachleute den Bestand in Bayern nur noch auf gut fünf Millionen Obstbäume. Was einem Rückgang um etwa 75 Prozent entspräche.
Experte im Landkreis Dillingen erklärt: So gelingt der Obstbaumschnitt
Die bessere Versorgung mit Obst durch Supermärkte dürfte hier eine große Rolle spielen. "Die Leute haben außerdem weniger Zeit für die Baumpflege als früher", glaubt der gelernte Zierpflanzengärtner Herian. "Der Obstbaumschnitt und die Ernte sind ein schönes Hobby. Sie machen aber Arbeit."
Diese Bäume halten Trockenheit besser aus
In den letzten Jahren bereitet dem Baum-Experten eine ganz andere Sache Sorgen: die fehlenden Niederschläge, die die Böden austrockneten. "Seit Anfang des Jahres hat es erst 50 Millimeter pro Quadratmeter geregnet. Eigentlich müssten es deutlich mehr sein", so Herian. Weil Forschende davon ausgehen, dass längere Dürrephasen durch die Klimaerwärmung in Zukunft häufiger werden, stellt sich die Frage, welche Obstbäume damit umgehen können und welche nicht.
Herian empfiehlt hier allen, die genug Platz haben, möglichst hochstämmige Gehölze zu pflanzen. "Die haben in der Regel ein größeres Wurzelwerk und halten Trockenheit besser aus." Die großen Kronen würden im Sommer auch einen schönen Schatten werfen. "Dann stellt sich fast schon ein Biergarten-Effekt ein", schwärmt Herian.
Wie man Schnittgut sinnvoll nutzen kann
Ansonsten hat der Baumschulmeister noch einen Tipp, wie man die beim Obstbaumschnitt entstehenden Abfälle möglichst sinnvoll verwenden kann: "Statt die Äste im Wertstoffhof zu entsorgen, kann man die Schnittreste zu einer Totholzhecke schichten." Im Sommer würden sich in den Reisighaufen Vögel aufhalten.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.