
Wer nicht Fußballer ist, der ist arm dran

Plus Wie kommen ambitionierte Aktive aus dem Landkreis Dillingen finanziell über die Runden? Ohne Sponsoren geht es in den sogenannten Randsportarten nicht – aber die Suche nach Unterstützern gestaltet sich oft mehr als mühsam.
Laufen, Radfahren, Schießen, Klettern, Springen, Schwimmen und Schlagen – Sportler, die in solchen Disziplinen zu Höchstleistungen neigen, fühlen sich oft viel zu niedrig oder kaum „entlohnt“. Oder durch Sponsoren unterstützt. Das gilt auch auf lokaler Ebene. Allein der Stolz auf die erzielten Ergebnisse oder der herzhafte Biss in die glänzende Medaille reichen kaum aus. Gute Athleten aus dem Landkreis, die es über die Grenzen unserer Region hinaus zu Bekanntheit brachten, wissen ein Lied davon zu singen.
Der Papa kennt sogar Franz Beckenbauer
Golf: Der höchst elegante Rasensport, den der Dillinger Topspieler Sebastian Heisele seit einigen Jahren durch seine Erfolge den Donau- und Zusamtalern schmackhaft macht, besticht auch durch hohe Summen. Gemeint sind nicht etwa die in der Spitze üppigen Preisgelder, sondern die Aufwendungen seitens des Sportlers. „Ein Caddie kostet pro Turnierwoche rund 1200 Euro“, verweist Vater Otto Heisele allein auf die Ausgaben für die bei solchen Veranstaltungen wichtige Person, die Schlägertaschen und Beratungstipps im Gepäck mitführt. Für eine Spielserie wie die European Tour belaufen sich die Ausgaben pro Woche auf rund 5000 Euro. Aller Anfang war und ist schwer: Obwohl der Papa viele prominente Leute wie Franz Beckenbauer kennt und bestens vernetzt daherkommt, seufzt er schwer über das Generieren von Finanzmitteln. „Ich laufe bei den großen Firmen immer noch von Tür zu Tür oder schreibe Dutzende von Briefen“. Der Zweijahresvertrag mit dem Lauinger Verpackungshersteller ErgoPack sei „eine Eins-zu-Eine-Million-Chance“ gewesen. „Wenn Sie von einem Sponsor hören, dann informieren Sie mich bitte sofort“, fügt Otto Heisele schmunzelnd hinzu.
Hauptfinancier Papa
Mountainbike: Wenig zu lachen hatte anfangs auch die schon von Kindesbeinen an sehr talentierte Bikerin TheresiaSchwenk, die neben nationalen wie internationalen Glanzleistungen auch auf eine imposante Preisliste ihrer Ausgaben für Mensch und Material verweisen kann. Den Hauptkostenpunkt stellen für die engagierte Studentin aus Wittislingen bis zu 10000 Euro für das Sportgerät nebst Ersatzteilen dar. Nachahmern empfiehlt sie aufgrund eigener Erfahrungen den Eintritt in einen Verein und dort die Unterstützung von Trainern und weiteren Helfer zu gewinnen. Als Hauptfinancier diente zunächst der Papa, der die Tochter mit großzügigen Beiträgen immer höher auf den Erfolgs-Sattel half. „Natürlich gehört auch eine Portion Glück dazu wie bei mir, als der ehemalige Schulleiter, eine caritative Organisation sowie eine Bank mich weiterbrachten“, erzählt Schwenk, die seit 2018 „ein kostendeckendes Durchkommen“ für sich verbuchen kann. Wichtig sei zudem eine „hohe Präsenz in den sozialen Medien“. In Internet-Filmchen saust die sympathische Frau mit ihrem schnittigen Velo über Stock und Stein.
Leichtathletik: „Ich bin nicht der Typ, der sein Leben online stellt“, wehrt dagegen Tobias Gröbl seine „Vermarktung“ im Netz kurz und knapp haltend ab, wie die persönlichen Bestzeiten auf den Langstrecken zwischen 5000 Metern auf der Bahn und Marathon off-stadium. Wohlwissend dass es nicht ganz ohne geht, stellt sich der Ausnahme-Läufer gern mal den Medien. Ums Geldverdienen kümmert sich der Mann schon selbst und bringt es beruflich mitunter auf eine 55-Stunden-Arbeitswoche. „Ich habe da schon ein paar Unterstützer, etwa wenn es um Ausrüstung oder eine regelmäßige Massage geht – aber von allein kommt da nix“, erklärt Gröbl seine Situation, die kaum zu vergleichen ist mit großen, kapitalstarken Vereinen, die den Athleten ein Auskommen sichern. Die „miserable Sportförderung“ in Deutschland kritisiert der 36-jährige Familienvater scharf: „In anderen europäischen Ländern funktioniert das gerechter, etwa in der Schweiz. Schon nach dem Gewinn der Deutschen Crosslaufmeisterschaften 2012 und dem Einsammeln von Medaillen hatte er über einen Wechsel ins Profilager nachgedacht. Nun muss er vor oder nach dem anstrengenden Job sein Training bis zu 150 Kilometern in der Woche durchziehen. Wäre der ehemals begeisterte Fußballer doch nur seinen Stollen treu geblieben.
Triathlon: „Wenn man nicht Fußballspieler ist, dann ist man als Sportler arm dran.“ So fällt das Fazit von Daniela Unger (Lesen Sie hier: Daniela Unger ist eine Eisenfrau) aus Gundelfingen aus, obwohl sie sich glücklich schätzen kann, mittlerweile von sechs Firmen auf Trab gehalten zu werden. „Da kommen keine Riesenbeträge“, schränkt die quirlige Frau ein, die mit unbändigem Ehrgeiz und großem Trainingsfleiß ihre Ziele angeht. Nach dem „Ironman“ in Hamburg, bei dem sie so nebenbei die deutsche Altersklassen-Vizemeisterschaft holte, traut man ihr auch noch Höheres zu: Die Mutter aller Triathlons auf Hawaii. „Das scheint näher gerückt“, schätzt die Sportlerin und dreifache Mutter, die neben Familienplanung, Stundenplan als Lehrerin auch noch an einem Finanzierungskonzept arbeiten muss: „Triathlon ist ein teurer Sport.“ Allein das Startgeld in der Hansestadt belief sich auf knapp 700 Euro, auf den Pazifikinseln kommen fast 300 Euro dazu. Kein Wunder, dass sich Unger schon früh bei Bekannten und heimischen Firmen ins Spiel brachte. Und sei es nur als „Model“ für Damen-Sportstrümpfe. „Man muss seinen Bekanntheitsgrad in allen modernen Medien aufwerten“, rät sie mutigen Nachahmern der Mehrkampfszene.
Fleißig "Türklinken putzen"
Extremsport: Kann auch durchaus Privat-TV sein, dachte sich wohl der Wertinger Gabriel Ostermeier, der als ausdauernder Hindernis- Überwinder auch schon beim „Höllencamp“ auf ProSieben ( Ein Wertinger geht ins „Höllencamp“ ) seine Einzelkämpfer-Qualitäten unter Beweis stellte. Sein Einstieg in ein mögliches Profidasein war einst jedoch als wahrer Hürdenlauf gestartet: Noch vor drei Jahren tourte der heute 30-jährige durchs Land – auf der Suche nach Sponsoren. Es folgte eine lange Durststrecke, wie es sich für einen Wettkampfeinsatz gehört. Beim „Türklinkenputzen“ durch die Geschäftswelt entstand zumindest eine Liaison mit einem Vertreiber von Eiweiß-Pulver, das Kilo zum stolzen Preis von 50 Euro. „Diese Menge reicht gerade mal für drei Wochen“, betont der auch für seine überirdische Mentalstärke bekannte Sportler, der sich auf den anspruchsvollen Parcours Europas schon mal blutige Hände holt. Die mäßigen Fördermittel zu Beginn einkalkulierend, arbeitete der gelernte Kaufmann erst mal als technischer Vertriebsmanager weiter. Und ließ dabei seine Karriere als Sportler niemals aus den Augen: Kommendes Jahr wird Gabriel Ostermeier bei der Bundespolizei einsteigen: „Dann kann ich endlich dienstlich trainieren.“
Was sagen die Sponsoren im Kreis Dillingen?
Sponsoren: „Wir bevorzugen das persönliche Gespräch“, beschreibt Jürgen Weber als Geschäftsführer eines bekannten Sportartikel-Geschäfts die „Policy“ bei der Förderung von Sportlern. Elektronische Briefe seien nun mal schnell weggeklickt. Ganz persönlich müsse ein Athlet eine Art Werbeplattform präsentieren, eine Mappe mit den wichtigsten Daten sowie Konzepten zu seiner Präsentation, zum Beispiel dem Firmen-Logo auf Kleidung und Gerät. Anfragen auf Unterstützung gingen jede Woche „en masse“ ein. Dabei würde es keine Präferenzen für bestimmte Sportarten geben, obwohl Preisnachlässe für Vereine bei Fußball, Handball, Tennis und Laufen denkbar seien. Weber macht aber deutlich: „Wir wollen verdienen und nicht draufzahlen.“ Und: „Wir möchten spüren, dass der Bewerber seinen Sport liebt, denn manchmal spielt nur das Geld die dominierende Rolle.“ Christoph Wirth, Standortkoordinator Kommunikation beim Hausgerätehersteller BSH in Dillingen, weist darauf hin, dass es bei „Spenden und Sponsoring“ klare Richtlinien geben würde. „Vereinzelt werden wir im Landkreis mit Sachspenden aktiv, wenn förderungswürdige Zwecke vorliegen.“ Beim Sport sei eine Unterstützung von deutschen oder bayerischen Meisterschaften denkbar.
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