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Lauingen: „Wir turnen bis zu den Urnen“

Lauingen

„Wir turnen bis zu den Urnen“

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    Der prominenteste Sportler des Abends: Deutschlands Olympia-Turner Andreas Toba an den Ringen.
    Der prominenteste Sportler des Abends: Deutschlands Olympia-Turner Andreas Toba an den Ringen. Foto: Karl Aumiller

    Valentin Fisel (5) und Bernhard Lemmert (87) trennen alters- wie erfahrungsmäßig Welten. Gemeinsam teilen sie jedoch den Kosmos, in den die Turnabteilung des größten Landkreis Sportvereins TV Lauingen bei seiner Sport-Gala 2019 einen ausführlichen wie rasanten Einblick gestattete. Beim Einzug der Turnkinder in die Stadthalle standen sich der aufgeregte Bub auf der einen Seite, der betagte Senior und langjährige Übungsleiter des TSV Wittislingen an der Zuschauertribüne gegenüber. Beide eint die Liebe zum Turnsport – und die wurde einen ganzen Samstagabend lang und mit atemberaubender Action über dreieinhalb Stunden förmlich zelebriert.

    Vielleicht war Turnexperte Lemmert, der erst vor sieben Jahren sein geliebtes Bewegungshobby reduziert hat und nur noch mit dem Radl gesehen wird, auch nur ein wenig zum „Spicken“ da. Trägt sein Verein doch den Zusatz „1920 e. V.“ und dürfte schon nächstes Jahr einiges zu feiern haben. Die ultimative Vorlage dazu präsentierte die Megashow zum 150. Jubiläum des TVL – und das „Ahh!“ und „Ohh!“ wollte selbst bei dem sonst eher zurückhaltenden Altturner kaum enden. Wie auch bei den mehr als 600 Besuchern in der seit Wochen ausverkauften Halle. Turnen langweilig? Von wegen! Die phänomenale Sportschau mit Meistern und absoluten Könnern ihres Metiers, der groß angelegte Aufmarsch der Sportelite sowie ein prickelndes Begleitprogramm mit Gesang und Musik vom „Monday Night Orchestra“ machten eines deutlich: Die seinerzeitige „Erfindung“ eines gewissen Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn hat in der präsentierten modernsten Variante von ihrer Faszination kaum etwas eingebüßt.

    600 Zuschauer in Lauingen

    Im Gegenteil: „Die Vereine können sich vor Anmeldungen von Eltern kleiner Nachwuchssportler kaum retten“, betonte ein ehemaliger Trainer. Und Vorstandssprecherin Annette Frank, die den fleißigen Helfern hinter den Kulissen dankte, erzählte sogar von fast 1000 Jugendlichen, die beim TVL unter der Anleitung von mehr als 90 Trainern stehen.

    Neben den jüngeren Akrobatik-Künstlern, die auf, neben oder über den Matten beste Leistungen zum Entzücken der Erwachsenen hinlegen konnten, überraschte Moderator Alexander Kunz mit reichlich Prominenz bei den Großen – vom Röhnrad bis zur Rhythmischen Sportgymnastik. Und mit dem Goldmedaillengewinner und Publikumsliebling Andreas Toba, der sich als verletzter Olympia-Turner trotz Kreuzbandriss in die Herzen der Zuseher aufschwang. Neben dem „Hero de Janeiro“, einer Anspielung auf den damaligen Austragungsort, trat Kunstradfahr-Welt- und -Europameister Lukas Kohl auf seine unnachahmliche Weise in die Pedale und bescherte im Publikum manche Schnappatmung. Dieses Risiko bestand beim mitreißenden Taekwondo-Großmeister Chang Jae-Hee und dessen dynamischen Team ebenso, die beim Zerlegen von Sperrholzplatten große Trennschärfe beweisen.

    Tief Luft zu holen war auch beim Anblick des um seine Krücken wirbelnden Tänzers Dergin Tokmak. Als der 45-jährige Deutsch-Türke aus Augsburg mit seiner gewagten wie kräftezehrenden Zirkelei zu später Stunde so etwas wie einen finalen Höhepunkt einleitete, waren die originellen Auftritte der beiden Synchron-Seniorinnen Renate Recknagel und Roswitha Wahl an Bank und Barren noch gar nicht mal richtig verdaut. Das Motto der beschwingten, vom Fernsehen her bekannten Turn-Omas: „Wir turnen bis zu den Urnen.“

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