
Sirenen und Handys schrillen heute am bundesweiten Warntag

In Deutschland werden am 8. Dezemeber Warnsysteme für den Bevölkerungsschutz getestet. Warum im Landkreis Dillingen die Bunker für den Ernstfall fehlen.
Nicht erschrecken, am Donnerstag um 11 Uhr werden die Alarmsysteme getestet. Auch in der Region zwischen Donau und Zusam werden nämlich die Sirenen eine Minute lang ein andauernd auf- und abschwellendes Heulen anstimmen. Dieses Signal unterscheidet sich erheblich von den im Landkreis an Samstagen routinemäßig oder bei Unfällen oder Feuer abgegebenen Geräuschen. Der letzte Test dieser Art war für Mai angekündigt. Dieser wurde jedoch wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wieder abgeblasen. Zwei Jahre zuvor war das Bundesinnenministerium bei einem pannenreichen Probealarm mit stellenweise ausbleibenden Alarmierungen stark in die Kritik geraten. Was es an diesem Tag zu beachten gibt.
Warum werden am Donnerstag, 8. Dezember, die Sirenen ausgelöst?
Regierungsrat Thomas Strehler, Leiter der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung, der auch der Brand- und Katastrophenschutz zugeordnet ist, erklärt: "Der Probealarm dient dazu, die Funktionsfähigkeit des Sirenenwarnsystems zu überprüfen und die Bürger auf die Bedeutung des Sirenensignals hinzuweisen. Auch zum Beispiel die Notfall-App Nina wird getestet. Informationen zum Download der Applikation stehen auf der Internetseite des Landkreises Dillingen zur Verfügung."

Wie soll auf die Alarmierung reagiert werden?
Das Landratsamt weist darauf hin, dass die Bevölkerung dazu veranlasst werden soll, bei schwerwiegenden Gefahren für die öffentliche Sicherheit auf Rundfunk- und Lautsprecherdurchsagen zu achten. Strehler sagt: "Gegebenenfalls sollten auch Personen, die das Prozedere nicht kennen, auf die Bedeutung der Sirenensignale von Mitmenschen an diesem Tag hingewiesen werden. Diese sollten wiederum daran denken, wie sie Personen, die sich nicht selbst helfen können, im Ereignisfall unterstützen können." Im Anschluss auf den Signalton erhalte man zum Beispiel bei Durchsagen über Radio und Fernsehen alle wichtigen Informationen und Handlungshinweise.
Welche Kanäle stehen zur Warnung sonst noch zur Verfügung?
Von der Telekom heißt es, dass ein Warnsignal auch direkt aufs Handy erfolgen kann, selbst ohne installierte Warn-App. Getestet wird in diesem Zusammenhang der nationale Warnservice "Cell Broadcast" (CB), den die deutschen Mobilfunknetzbetreiber in ihren Systemen installieren und 2023 komplett in Betrieb gehen soll. Bei CB können SMS-Nachrichten nicht nur auf Smartphones empfangen, sondern auch von älteren Handys abgerufen werden. Diese Art der Testwarnmeldung der höchsten Stufe bundesweit sei eine Ergänzung zu den bereits verfügbaren Apps wie Nina oder Katwarn. Dabei geht es um ein kostenfreies, lautes Warnsignal vor Feuer, Unfall oder Naturkatastrophen. Gleichzeitig erscheint eine Textnachricht mit Anweisungen zum Verhalten, die auf manchen Geräten sogar vorgelesen wird.
Gibt es im Landkreis Dillingen ausreichend Sirenen zur Alarmierung?
Ja, fast 140 Geräte im ganzen Landkreis. Regierungsrat Strehler sagt dazu: "Im Jahr 2000 wurden im Landkreis Dillingen alle Feuerwehrsirenen umgerüstet, um darüber den Warnton zur Warnung der Bevölkerung ausstrahlen zu können. Die ursprünglichen Hochleistungssirenen zur Warnung der Bevölkerung aus den Zeiten des Kalten Krieges wurden nach 1990 abgebaut." Jedoch habe der Landkreis alle Feuerwehrsirenen im Jahr 2000 im Rahmen eines staatlichen Förderprogramms zur Umrüstung von Sirenen im Bereich kerntechnischer Anlagen für die Abstrahlung des Sirenensignals zur Warnung der Bevölkerung umgerüstet. Hintergrund sei die Notfallplanung bezüglich des Atomkraftwerks Gundremmingen. Zusätzlich gebe es noch acht mobile Warnanlagen, die durch die Feuerwehren zum Einsatz kämen. Seit über 20 Jahren finden im Landkreis jeden ersten Samstag im Monat im Zwei-Monats-Rhythmus abwechselnd zur Feuerwehrprobealarmierung Sirenenproben zur Warnung der Bevölkerung statt. Zur Verbesserung der Warnung der Bevölkerung läuft noch ein bis Ende 2023 aus Mitteln des Bundes finanziertes Förderprogramm, um zusätzlich Sirenen in den Gemeinden, falls notwendig, aufbauen zu können.

Wie viele öffentliche Bunker stehen für den Ernstfall zur Verfügung?
"Keiner" – so Abteilungsleiter Strehler: "Nach 1990 wurde nach einer zwischen Bund und Ländern einvernehmlich getroffenen Entscheidung das öffentliche Schutzbaukonzept nicht erneuert und die funktionale Erhaltung der Schutzräume eingestellt. Deshalb gibt es im Landkreis keinen einsatzfähigen Schutzraum mehr." Das liege einem Sicherheitsexperten zufolge daran, dass die bundesweit rund 2000 sogenannten Schutzanlagen aus Zeiten des Kalten Krieges in Deutschland meist ab- beziehungsweise zurückgebaut wurden. Strehler weiß aber, dass beim zuständigen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe die Rückabwicklung und der noch nutzbare Bestand im Rahmen einer aktuellen Bedrohungs- und Risikoanalyse derzeit überprüft werden. Zur allgemeinen Situation bei Schutzbunkern gibt es auch Informationen auf den Internetseiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Welche Schutzräume kann man sonst nutzen?
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bleibt bei diesem Thema vage. Erwähnt wird zum Beispiel "zum Schutz vor Kriegswaffen" eine Tiefgarage, vor deren Nutzung bei Hochwasser allerdings dringend abgeraten wird. Auch was Bewohner machen sollen, die daheim über keinen Keller verfügen, bleibt ungeklärt.
Kann ich mir selbst einen Bunker bauen?
Grundsätzlich ja, wie ein Branchenkenner unterstreicht, der auch auf die Angebote im Internet hinweist. Dort werden zumindest solche Bauten im Keller oder Garten ab 10.000 Euro offeriert. Über eine Baugenehmigung sollte man sich rechtzeitig beim Amt vor Ort informieren. Vor über 50 Jahren wurde die Errichtung eines privaten Schutzraums sogar staatlich gefördert. Dennoch entstanden nur Unterstände für rund drei Prozent der Bevölkerung.
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