
Wenn ein befristeter Job zum Dauerzustand wird
Die Gewerkschaft fordert ein Ende der Kettenbefristungen. Wen das besonders trifft
Trotz hoher Nachfrage nach Fachkräften bleibt die Zahl der Befristungen bei uns im Landkreis Donau-Ries auf Rekordhöhe. Das ergibt eine Untersuchung des DGB mit Daten der Bundesagentur für Arbeit. Demnach war 2018 mehr als jede dritte Stelle, genauer gesagt fast 40 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Neueinstellungen im Donau-Ries, befristet. Besonders betroffen sind Arbeitsstellen im Bereich Erziehung und Unterricht (68,7 Prozent) sowie Land- und Forstwirtschaft/Fischerei (84,5 Prozent).
Dabei gibt es Gruppen, die überdurchschnittlich davon betroffen sind wie etwa Frauen, Beschäftigte unter 25 Jahren, in Teilzeit Angestellte, ausländische Beschäftigte oder solche, die eine Tätigkeit als Helfer ausüben. Besonders gravierend dabei ist der Anstieg von sogenannten sachgrundlosen Befristungen. Der Hauptgrund dafür soll die Überprüfung der Eignung von Beschäftigten sein. Der Donau-Rieser DGB-Kreisvorsitzende Wolfgang Peitzsch kritisiert diese Praxis: „Sachgrundlose Befristungen werden immer öfter als verlängerte Probezeit missbraucht. Das erhöht den Leistungsdruck und macht Beschäftigte erpressbar. Generell haben es Befristete schwer, gute Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einzufordern. Eine Schwangerschaft, eine zu lange Krankheit, eine engagierte Betriebsratsarbeit – alles kann dazu führen, dass der Vertrag einfach nicht verlängert wird. Schwer erkämpfte Kündigungsschutzrechte werden dadurch ausgehöhlt.“
Wer befristet ist, kann auch in anderen Lebensbereichen nicht langfristig planen. Knapp 80 Prozent der befristeten Verträge in Deutschland haben eine Laufzeit von unter zwei Jahren (Statistisches Bundesamt 2017). Das bedeutet Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche oder beim Versuch einer Kreditaufnahme. Für ausländische Beschäftigte kann eine Befristung sogar nach mehreren Jahren Aufenthalt darüber entscheiden, ob sie auf Dauer in Deutschland bleiben können oder nicht. Auch Ehe und Familienplanung werden dadurch erschwert. Bei einer Befragung des DGB Index gute Arbeit wird festgestellt, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich weiter verbreitet sind als bei unbefristeten.
„Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart, den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Jetzt müssen endlich Taten folgen“, sagt Wolfgang Peitzsch.
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